Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) führte im Sommer eine Umfrage unter ihren Mitgliedern in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. Untersucht wurden die Themen S/4HANA und Digitalisierung. [...]
Die Erwartungen der SAP-Kunden an ein künftiges ERP-System, das auch Digitalisierungsvorhaben unterstützen soll, sind hoch. Vor allem die Funktionalität ist ein wesentliches Entscheidungskriterium, speziell wenn es um den Einsatz von S/4HANA geht. Das hat eine Umfrage unter Mitgliedern der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe in Deutschland, Österreich und der Schweiz ergeben. Befragt wurden IT-Leiterinnen und IT-Leiter sowie Unternehmensvertreter aus DSAG-Mitgliedsunternehmen. Insgesamt haben 357 Anwenderunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus sämtlichen Branchen und Unternehmensgrößen teilgenommen. Die Ergebnisse wurden auf dem 16. DSAG-Jahreskongress in Bremen vorgestellt.
Die digitale Transformation hält bei den Mitgliedsunternehmen der DSAG Einzug. 15 Prozent der Befragten sind dabei, Projekte zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen aktiv umzusetzen. Fast jedes dritte Unternehmen evaluiert Themen wie Internet of Things und Industrie 4.0. Die andere Hälfte der Umfrage-Teilnehmer ist noch zurückhaltend und sieht derzeit noch keinen Bedarf. DSAG-Vorstandsvorsitzender Marco Lenck rechnet in den kommenden Monaten mit einem weiteren Schub zu diesem Thema: „In vielen Branchen kann es wettbewerbsentscheidend sein, Geschäftsmodelle an den Markt anzupassen. Daher gilt es, Geschäftsprozessanforderungen schnell, flexibel und möglichst einfach umzusetzen.“ Die Möglichkeiten kann und sollte laut der DSAG natürlich SAP liefern, sowohl mit neuen als auch mit bestehenden Lösungen.
NEUE GESCHÄFTSMODELLE ERFORDERN NEUE LÖSUNGEN
Mit S/4HANA hat SAP sich aufgestellt, um Lösungsansätze für die Digitalisierung von Geschäftsprozessen aufzuzeigen. Unter den DSAG-Mitgliedern zeigt sich aktuell noch ein zweigeteiltes Bild. 37 Prozent der Befragten fehlt der unternehmerische Mehrwert, 11 Prozent haben sich noch nicht mit S/4HANA beschäftigt. Dem gegenüber stehen 6 Prozent, die ein Projekt gestartet haben. 4 Prozent der Unternehmen haben Lizenzen erworben. Rund 42 Prozent sind gerade dabei, sich zu informieren.
Was DSAG-Mitglieder aktuell benötigen, um einen Einsatz von S/4HANA besser abwägen zu können, sind konkrete Informationen, welche Funktionen die Lösung abdeckt. Für 72 Prozent der Befragten ist dies das wichtigste Entscheidungskriterium. „Der Erfolg eines ERP für Kunden wird sich über die Funktionalität entscheiden. Sie ist der Schlüssel für Digitalisierungsvorhaben“, erläutert Lenck ein wesentliches Ergebnis des Realitäts-Checks. „SAP stellt diese Informationen derzeit noch nicht ausreichend zur Verfügung.“ Weiterhin fehlen, laut DSAG-Umfrage, konkrete Aussagen zum Geschäftsnutzen, zum Lizenzmodell und Informationen zu den Voraussetzungen, wie Unternehmen auf S/4HANA migrieren können. Aus diesen Gründen ist eine gewisse Zurückhaltung und Skepsis unter den Mitgliedern zu spüren.
ABSAGE AN DIE CLOUD
Eine ganz klare Vorstellung haben die Befragten allerdings von der klassischen SAP Business Suite als strategisches ERP-Rückgrat im Unternehmen. 70 Prozent bescheinigen ihr einen hohen, 22 Prozent einen mittleren Stellenwert. Ein im Unternehmen betriebenes S/4HANA ist für über ein Viertel strategisch relevant. Fast 37 Prozent sehen eine mittlere Bedeutung. Die Cloud-Lösungen fallen dagegen in den unteren einstelligen Bereich. „DSAG-Mitglieder haben großes Know-how im Bereich der Business Suite aufgebaut und vertrauen darauf, damit ihre Prozesse heute und in Zukunft effizient und möglichst vollständig abzubilden. Trotz innovativer Produkte muss die Zukunftssicherheit bei der Business Suite bestehen bleiben“, lautet die Forderung seitens der DSAG. Das bedeutet, auch bestehende SAP-Produkte müssen Digitalisierungsstrategien der Unternehmen unterstützen und sich dahingehend erweitern lassen bzw. weiterentwickelt werden.
BLICK NACH ÖSTERREICH
Unter den österreichischen DSAG-Mitgliedern genießt SAP HANA nach Einschätzung von Wolfgang Honold im Vergleich zur DACH-Region aktuell ebenfalls einen höheren Stellenwert. „Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei aller Innovation z. B. die Weiterentwicklung der SAP-Lösung für das Personalwesen innerhalb von SAP ERP bzw. S/4HANA für die österreichischen Unternehmen von essenzieller Bedeutung ist“, so der DSAG-Vorstand für Österreich. Eine Ablösung von SAP Human Capital Management durch SuccessFactors wäre nur dann vorstellbar, wenn die reibungslose Integration gewährleistet und die landesspezifischen Anforderungen in der Lohnabrechnung umgesetzt sind.
GEISTIGES EIGENTUM
Was die digitale Transformation in den Unternehmen aktuell hemmen könnte, sind Aktivitäten im Zuge der staatlichen Terrorabwehr. Sie könnten den Weg für Wirtschaftsspionage bereiten. Die Frage stellt sich heute, wo die Daten liegen und wer darauf zugreifen kann. Dazu Marco Lenck: „Nach wie vor fordern wir einen Schutz des geistigen Eigentums gerade für digitale Prozesse.“ Mit dem neuen EU-Access service from SAP trägt SAP dazu bei, dass die Daten, die sich in SAP-Rechenzentren in Europa befinden, ausschließlich in Europa verfügbar sind. Es funktioniert wie eine interne Firewall bei SAP. Daten können außerhalb Europas nicht ausgelesen werden. „Das ist ein guter Erfolg, den wir hier als DSAG erzielt haben. Für das eine oder andere Unternehmen kann dies den Weg in die Cloud ebnen“, verdeutlicht Lenck. Nichtsdestotrotz: „Ohne klare Regelungen wird eine fortschreitende ´Erosion des Vertrauens` verhindern, dass sich digitale Prozesse in den Firmen etablieren können. Hier müssen Politik, Hersteller und Unternehmen an einem Strang ziehen“, so sein abschließende Kommentar. (pi/rnf)
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