DSAG-Technologietage: Wunsch und Wirklichkeit der SAP-Cloud

Geht es nach dem Software-Anbieter SAP, sollen künftig alle Kunden die ERP-Lösungen aus der Cloud beziehen. An den DSAG-Technologietagen offenbarte sich aber eine andere Wirklichkeit. [...]

Foto: DSAG

Der ERP-Weltmarktführer SAP hat sich der Transformation zu einem Cloud-Anbieter verschrieben. Bei den Kunden stößt das Vorhaben nicht überall auf Gegenliebe. Die Unternehmen möchten die Kontrolle über ihre geschäftskritischen Prozesse nicht aus der Hand geben. Entsprechend zögerlich folgen die Kunden SAP in die Cloud: Von global rund 440’000 Firmen bezieht gerade einmal jede elfte eine der Business-Anwendung aus der «Wolke».

Vielenorts sind es hybride Szenarien, in denen Geschäftsanwendungen im eigenen Rechenzentrum laufen und zum Beispiel die HR-Lösungen wie SuccessFactors aus der Cloud hinzugebucht werden.

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) ist laut dem Technologievorstand Sebastian Westphal prinzipiell einig mit dem deutschen Software-Konzern über die Cloud-Strategie. «Die Cloud richtig und wichtig, sie ist aber nicht die einzige Option.

In vielen Unternehmen wird der Weg ein hybrider sein», sagte Westphal an einer Medienkonferenz am Rande der «DSAG-Technologietage» im Congress Center Düsseldorf. SAP habe sich ein «erhebliches» Transformationsprogramm auferlegt mit der Cloud-Strategie.

Aktuell sei das Portfolio aber sehr komplex, die Integration der verschiedenen Lösungen noch nicht ausreichend und nicht zuletzt die Preismodelle für die Software als Services zu wenig flexibel, so der DSAG-Vertreter.

SAP Chief Technology Officer Jürgen Müller hielt an dem Medienanlass dagegen mit der Zahl von rund 40’000 Kunden, die sich bereits für eine Business-Software aus der Cloud entschieden hätten. SAP habe das breiteste Portfolio im Markt und verzeichne «starkes Wachstum» in dem Segment, so Müller.

Mit dem «Free Tier»-Angebot für die Business Technology Platform (BTP), dank dem die Cloud-Services zeitlich befristet unentgeltlich genutzt werden zu könnten, unterstütze SAP seine Kunden bei der Migration in die Cloud, doppelte er nach.

Security Dashboard statt Blog-Lektüre

Auf die Kritik der fehlenden Integration erwiderte der Technikchef, SAP habe in den vergangenen Jahren viel investiert und auch geliefert. Heute könnten die Anwender verschiedene Lösungen über einheitliche Bedienoberflächen nutzen, die Prozesse seien durchgängig und die Updates könnten zentral eingespielt werden. Seit Anfang 2021 habe SAP anwendungsübergreifend 232 neue Features geliefert, so Müller.

Einige Integrationslücken gäbe es jedoch, führte Westphal aus. Auf der Suche nach möglichen Angriffsvektoren durch die «Log4Shell»-Schwachstelle hätten die Administratoren teilweise rund 300 Blogs und Dokumentationen konsultieren müssen, um sicherzustellen, dass keine ihrer SAP-Anwendungen anfällig sei.

Immerhin: Von einem Angriff auf einen SAP-Kunden oder gar einen Datenabfluss ist nichts bekannt geworden. Dennoch bekräftigte der Fachvorstand die Forderung nach einer angemessenen Kommunikation mit den Security-Verantwortlichen in den Kundenunternehmen.

«Es bedarf dringend der Umsetzung eines Security Dashboards, einer Kernforderung der DSAG seit mittlerweile zwei Jahren», ergänzte Westphal. Müller versprach, sein Unternehmen werde liefern.

*Mark Schröder ist Redakteur bei COM! professional.


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