Auf der Frankfurter Buchmesse werden auch wieder neue E-Book-Lesegeräte zu bestaunen sein. Doch die Neugier der Besucher dürfte deutlich geringer sein als in den Vorjahren. [...]
„Der große Hype ist vorbei“, stellt Ronald Schild fest, Digital-Experte des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Das E-Book habe sich in der Branche inzwischen aber etabliert.
Jeder vierte Bundesbürger liest inzwischen Bücher auch digital, hat eine vom IT-Verband Bitkom vor wenigen Tagen veröffentlichte Umfrage ergeben. Allerdings liegt der Anteil am gesamten Buchmarkt mit zwei bis drei Prozent noch sehr niedrig – in den USA sind es dagegen inzwischen schon fast 20 Prozent.
Bei Ratgebern, etwa bei Kochbüchern oder Reisebüchern, tut sich das E-Book immer noch schwer. Bilder, die zusätzlich bezahlt werden müssen, machen E-Books dann teuer. Bei anderen interaktiven Anwendungen müssen die Verlage die vielen anderen Akteure im digitalen Markt einbinden. „Da gibt es noch viel zu tun“, sagt Schild. Dabei gelten die sogenannten animierten Bücher als der Markt der Zukunft. Wenn zum Beispiel im Reisebuch ein Restaurant empfohlen wird, dann könnten gleich noch aus dem Internet Gastro-Kritiken und die Speisekarte eingeblendet werden.
Sicher ist, dass der technische Fortschritt E-Books immer interessanter macht. Im Moment sieht es so aus, als ob mittelfristig Tabletcomputer die speziellen E-Book-Lesegeräte ausstechen könnten. Diese profitieren noch von der elektronischen Tinte, die Texte besser lesbar macht. Doch die Displays von Tablets werden immer besser.
Fachleute sind sich einig, dass es eine friedliche Koexistenz von digitalem und gedrucktem Buch geben wird. Vom „Hybrid-Leser“ spricht die Branche. Im Vergleich zum Papierprodukt hat das E-Book aber immer noch einen ganz entscheidenden Nachteil: Man kann es nicht ausleihen oder verschenken, da es wegen des Kopierschutzes auf anderen Geräten nicht gelesen werden kann.
Ein Riesenproblem für die Buchbranche, die einen beträchtlichen Teil ihres Umsatzes im Weihnachtsgeschäft macht. Der Börsenverein wirbt bei Verlagen daher für eine Öffnung des Kopierschutzes. Daran sind aber die US-Großkonzerne Amazon oder Apple nicht interessiert. Sie wollen den Leser ohnehin in ihrer eigenen Produktwelt halten. Wer bei Amazon sein E-Book kauft, kann es auch nur über Amazons Lesegerät Kindle lesen – oder die Amazon-eigenen Apps. (apa)
Be the first to comment