In einer aktuellen Studie wurden Fachleute zum E-Commerce befragt. Über 90 Prozent der Befragten erwarten, dass sich der Onlinehandel zum festen Bestandteil alltäglicher Internet-Services entwickeln und neue Produktkategorien erschließen wird. [...]
In einer aktuellen Studie von United Internet Media namens „Digital Dialog Insights 2022“ wurden Expertinnen und Experten zum E-Commerce befragt. Über 90 Prozent der Befragten erwarten demnach, dass sich der E-Commerce zum festen Bestandteil alltäglicher Internet-Services entwickeln wird. 84 Prozent denken auch, dass der digitale Handel weiterhin stark wachsen und auch neue Produktkategorien erschließen wird.
Internet-Angebote werden immer häufiger mit Onlinehandels-Funktionen ausgestattet. Vergleichsportale, E-Mail-Services und Social-Media-Plattformen werden aufgrund ihrer hohen Reichweite zunehmend relevant für den Onlinehandel.
Auf diese Weise wächst die Anzahl der Kommunikationskanäle, die als Touch Points für die Customer Journey genutzt werden können; 77 Prozent der Expertinnen und Experten bestätigen diese Erkenntnis. Im vergangenen Jahr waren es noch 69 Prozent.
Vermehrte Transaktionen außerhalb der Shop-Websites
Transaktionen, die nicht innerhalb der Shop-Websites stattfinden, nehmen laut der Studie zu. E-Mail-Postfächer oder Social-Media-Plattformen werden immer häufiger dazu genutzt. Knapp drei Viertel der Befragten sind davon überzeugt (2021 waren es 64 Prozent).
Der E-Mail messen die Befragten an meisten Bedeutung bei. Die befragten E-Commerce-Käuferinnen und -käufer sehen sie als bevorzugten Kommunikationskanal an. Mit 71 Prozent nannten die Expertinnen und Experten die E-Mail häufiger als Social-Media (67 Prozent) und Self-Service (55 Prozent).
Ein weiteres Trend-Thema ist die Vertriebsform Direct to Consumer (D2C). 85 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Marken ihren D2C-Vertrieb in den nächsten zwei Jahren ausbauen werden. Vor allem online werde die direkte Vermarktung an Einfluss gewinnen.
76 Prozent glauben ebenfalls, dass Unternehmen ihre Werbebudgets mit D2C-Strategien vermehrt auf den Onlinehandel ausrichten und weiter ausbauen werden.
Rasmus Giese, CEO von United Internet Media, kommentiert die Entwicklung: „Der digitale Handel expandiert auf weitere Plattformen und wird dadurch omnipräsent. Gleichzeitig stellt die E-Mail den wichtigsten Touchpoint in der Customer Journey dar – das gilt auch für den D2C-Vertrieb“.
Er ergänzt: „Diese zentrale Position im Sales Funnel wird weiter gefestigt, denn das E-Mail-Postfach spielt als externe Transaktionsplattform eine immer größere Rolle“.
E-Mail als zentrales Kommunikations-Tool
Die Mehrheit der Befragten sieht die E-Mail als zentrale Schaltstelle für das Online-Shopping; fast 30 Prozent sehen sogar eine Transformation des Posteingangs zu einer Einkaufsplattform.
Laut den Expertinnen und Experten wird das E-Mail-Postfach zukünftig zum digitalen Assistenten: Kündigungswecker, Kunden-Ratings und Bonusprogramme – per E-Mail werden die User alles im Blick haben. 64 Prozent der Befragten glauben zudem, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer eine automatische Sortierfunktion für E-Mails, Verträge und Dokumente wünschen.
So erweitern die Händler ihre Plattformen durch Retail Media um Werbefunktionen. Parallel transformiert sich Media in Richtung Commerce. Medien und Plattformen entwickeln spezielle Marketing-Formate, um den Abverkauf zu erleichtern.
Diese Werbelösungen werden als „Commerce Media“ bezeichnet. 73 Prozent der Befragten glauben, dass Commerce Media zukünftig an Bedeutung gewinnen wird.
Dies gilt der Studie zufolge besonders für smarte Technologien (82 Prozent) und Commerce-Daten, die Kaufabsichten und weitere relevanten Informationen preisgeben (80 Prozent).
Entsprechend erwarten auch rund zwei Drittel der Expertinnen und Experten eine Verschiebung der Medienbudgets hin zu Plattformen, die solche Daten besitzen und zur Verfügung stellen können.
Die Post-Cookie-Ära und digitale Güter
Die Befragten sehen großen Handlungsbedarf der Umstellungen, die durch das Ende der Cookies ausgelöst werden. 12 Prozent der Unternehmen begreifen ihre Branche als gut vorbereitet – im vergangenen Jahr waren es jedoch nur sechs Prozent.
Unternehmen, die über First-Party-Daten ihrer Kunden verfügen, sind gut für die Zukunft gerüstet. Daher sagten 75 Prozent der Befragten, diese Informationsquelle gewinne an Bedeutung. 71 Prozent sehen im Contextual Targeting (Kundenansprache auf Basis von Verhalten, Kaufabsichten oder vorherigen Käufen) eine sinnvolle Alternative, in die es sich zu investieren lohnt.
Auch digitale Güter wie Non Fungible Tokens (NFT) werden laut 55 Prozent der Befragten in den nächsten zwei Jahren zum Wachstums- und Margentreiber im digitalen Handel werden.49 Prozent nannten digitale Luxusprodukte wie beispielsweise Sammlerstücke, Digital Fashion und NFTs als Beispiele. E-Mail und Cloud würden der Studie nach dann als wichtigste Speicher- und Verbindungsmedien dienen.
„Im Bereich der digitalen Produkte werden sich auf lange Sicht die etablierten Marken durchsetzen, da Vertrauen gerade in der digitalen Welt entscheidend ist. Darin waren sich 85 Prozent der Befragten einig“, erklärt Professor Harald Eichsteller von der Hochschule der Medien.
„Die größte Herausforderung in den nächsten Jahren ist es deshalb, Vertrauen zu schaffen“, betont er.
Der Studienaufbau
„Digital Dialog Insights“ ist eine Studienreihe und wird jährlich von der Hochschule der Medien in Stuttgart, in Zusammenarbeit mit United Internet Media herausgegeben.
Der diesjährigen Erhebung liegt eine Befragung von 122 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Produktion, Handel und Dienstleistung zugrunde.
*Aylin Bonn ist seit Februar 2022 Volontärin bei INTERNET WORLD. Die studierte Kulturanthropologin interessiert sich besonders für die Themen Nachhaltigkeit und neue Kommunikationstechnologien.
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