E-Health bedeutet mehr als ELGA

Bei einer Podiumsdiskussion von Industriellenvereinigung und Bayer Austria war einmal mehr die elektronische Gesundheitsakte Thema. Obwohl die Beschlussfassung des ELGA-Gesetzes im Parlament vorbei ist, will die Kritik nicht völlig verstummen. Nichtsdestotrotz: E-Health – und damit auch ELGA – ist trotz aller Bedenken nicht mehr wegzudenken. [...]

18 Monate wurde in Österreich über die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) und die dafür notwendigen gesetzlichen Regelungen verhandelt, bis Anfang Oktober grünes Licht gegeben wurde. Doch die Zukunft der Digitalisierung im Gesundheitsbereich ist das noch längst nicht allein. „E-Health ist mehr als ELGA“, hieß es bei einer Podiumsdiskussion („Gesundheit im Dialog“) von Industriellenvereinigung und Bayer Austria.

Anwendungen werde es vom Klinikbereich bis hin zu Wellness und Lebensstil geben. „Wir stehen auf einem guten Platz. (…) Erstmals wird der Patient in den Vordergrund gestellt“, meinte Gesundheitsminister Alois Stöger zwei Tage nach der Beschlussfassung des ELGA-Gesetzes im Parlament zufrieden. Das System werde die Organisation im Gesundheitswesen verbessern und die direkt Betroffenen stärken.

Die Frage, ob E-Health erst eine Zukunftsvision sei, dürfe man mit Hinblick auf die bereits vorhandene Situation bereits verneinen. Martin Hagenlocher Geschäftsführer von Bayer Austria: „E-Health ist nicht mehr wegzudenken. 36 Prozent der Bevölkerung in Österreich hatten Anfang des Jahres ein Smartphone, ebenso 81 Prozent der Ärzte. Es gibt 11.000 Gesundheits-Apps.“ Karl-Peter Pfeiffer, Rektor der FH Joanneum Graz: „Molekularbiologie und Informationstechnologie werden die entscheidenden Faktoren der Zukunft im Gesundheitswesen sein. E-Health wird die Probleme des Gesundheits- und Sozialwesens allein nicht lösen. Aber ohne E-Health werden die Probleme nicht zu lösen sein.“

Wobei sich bereits zeigt, dass Systeme auf elektronischer, Internet-unterstützter Basis vor allem bei chronischen Erkrankungen und der Rehabilitation eine wesentliche Rolle spielen können. Ein Beispiel stellte Kurt Völkl, Generaldirektor der Krankenversicherungsanstalt der Eisenbahner und des Bergbaus (VAEB) vor: Gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer wurde ein Monitoring- und Rehab-System auf EDV-Basis für Diabetiker für einen Pilotversuch etabliert. Es zeigte sich dabei in einer ersten Auswertung, dass die Blutzuckereinstellung der Zuckerkranken damit zum Beispiel dramatisch verbessert werden konnte. Entscheidend sei das Herstellen einer Win-Win-Situation für Beteiligten und die Einbindung aller Stakeholder.

Weit entfernt von prinzipiellem EDV-Kritizismus wollte der Salzburger Ärztekammerpräsident, auch Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Spitalsarzt, Karl Forstner seine Standeskollegen etabliert sehen: „Wir lehnen die Informationstechnologie in der Medizin nicht ab, das wäre ja geradezu wahnsinnig. Uns geht es um die Nutzbarkeit und die Kostenfrage.“ Er als langgedienter Spitalsarzt hätte aber bisher noch keine Vereinfachung oder Beschleunigung der Abläufe durch die EDV im Krankenhaus bemerkt.

Die Wiener Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher-Holzhacker (Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspoliktik und Sozialforschung) betonte die enorme Bedeutung des Gesundheitswesens für den Arbeitsmarkt in Europa. In Österreich allein seien in diesem Bereich 400.000 Menschen beschäftigt. Es müsse aber zu einer Verstärkung der Produktivität kommen. Informationstechnologie könne bei transparenter und effizienter Beschaffung und Etablierung hier wesentlich helfen.

Kritik an ELGA äußerte im Vorfeld der Beschlussfassung unter anderem auch der Obmann von Arge Daten, Hans Zeger, in einem COMPUTERWELT-Interview. „Das aktuelle ELGA-System ist ein Etikettenschwindel“, sagte er dabei unter anderem. (apa/rnf)


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