E-Motorrad des TGM startet auf der Isle of Man

Wenn alles klappt, fährt ein österreichisches Elektromotorrad am 6. Juni bei der Isle of Man Tourist Trophy mit, dem härtesten Straßenrennen der Welt. [...]

Das Akku-Bike stammt aus der Werkstatt des TGM, der größten HTL Wiens. Als Fahrer gewann das TGM Racing Team keinen geringeren als Rob „Bullet“ Barber, den Sieger des E-Rennens von 2009.

Das TGM entwickelte und baute das E-Motorrad komplett in Eigenregie. Die Maschine erzielt eine Spitzengeschwindigkeit von 235 km/h und wiegt mit 220 kg rund ein Drittel mehr als Benzin-Motorräder. Die Herausforderung bei dem Rennen besteht darin, die Strecke möglichst schnell zu schaffen, ohne dabei aber wegen Motorschaden oder Energiemangel auszufallen. Dem ersten, der einen Tempodurchschnitt von 160,9 km/h – 100 Meilen pro Stunde – durchbricht, winkt ein Sonderpreis von 10.000 Pfund.

Die Tourist Trophy ist nicht nur das schwierigste, sondern auch das älteste aller Straßenrennen, entstanden 1907. Seit 2009 gibt es dabei auch einen Bewerb für E-Motorräder. Dort spielt sich heute das ab, was vor hundert Jahren rund um Benzin-Motorräder ablief: Pioniertaten, Forschung, Erfindergeist. Denn das Elektromotorrad stellt technisches Neuland dar. Der Akku-Antrieb erfordert eine komplett neue Bauweise, weist aber große Zukunftschancen auf, vor allem in den berstenden Metropolen Asiens. Deshalb griff das TGM die Idee auf, ein schnelles, starkes Elektromotorrad zu bauen, und zwar von null weg.

„Ein echtes Elektromotorrad auf die Straße zu bringen, das begeisterte die gesamte Schule und auch Interessanten aus der Industrie fanden den Weg in unser Haus“, schildert TGM-Direktor Karl Reischer. „Die Schüler erleben bei diesem Projekt unmittelbar, welches technische Know-how eine HTL mobilisieren kann.“

Lehrer, Schüler und Experten der Versuchsanstalt arbeiteten gemeinsam an der Konstruktion. „Bis auf die Räder sind sämtliche Teile selbst entwickelt und in Handarbeit erzeugt“, verdeutlicht Peter Herzog, Leiter des TGM Racing-Teams. „Manche versuchen, ein konventionelles Motorrad umzubauen, aber das ist zum Scheitern verurteilt. Das Elektro-Aggregat verlangt eine eigene Bauweise vom Chassis weg.“ Ein wichtiges Ziel ist erreicht: Die neue Maschine fährt sich natürlich und reagiert ganz ähnlich wie ein Benzin-Bike.

Doch das E-Motorrad besteht aus Hightech und Sonderanfertigungen. Die Kabel besitzen eine Ummantelung aus Kevlar, das man sonst für kugelsichere Westen verwendet. Geeignete Akkus der Extremklasse suchte Herzog in Großbritannien und Japan vergebens, wurde aber schließlich um die Ecke bei dem Wiener Unternehmen Kjion fündig. Zörkler im Burgenland, ein Spezialunternehmen für Stahlbearbeitung, fertigte die Getriebeteile. Um Industriespionage vorzubeugen, wird die Werkstatt bis zum Rennen geheim gehalten.

Ein Restrisiko bleibt bis knapp vor dem Rennen offen: Wie bei allen Nominierten muss die Rennleitung noch bestätigen, dass das E-Motorrad sämtliche Vorgaben erfüllt. Gemeldet sind bisher zwanzig Teilnehmer aus acht Ländern, von den USA über Großbritannien, Schweden und Deutschland bis zu Indien und Japan. Die Maschinen kommen meist von Herstellern wie Agni oder von Universitäten. Das TGM Racing Team feilt jedenfalls bis zuletzt wortwörtlich an den Feinheiten.

Die Tourist Trophy Zero, so der Name des Elektro-Rennens, führt über dieselbe Strecke wie der parallele Benzin-Bewerb: einen Rundkurs von 60 Kilometern über normale Straßen. Dass die E-Motorräder die gleichen Schwierigkeiten wie ihre Benzinbrüder meistern müssen, soll ihre Leistungsfähigkeit beweisen und den technischen Fortschritt anspornen. (pi)


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