E-Recruiting? Das können doch nur die Großen…

Bei vielen Startups und Kleinunternehmern herrscht die Meinung vor, dass gezieltes Fachkräfte-Recruiting nur den größeren Wettbewerbern vorbehalten ist. Aber mit der richtigen Strategie klappt es auch mit kleinem Budget und weniger Zeitaufwand. Wir zeigen, wie. [...]

Um passende Bewerber zu finden, bietet das Internet viele verschiedene Möglichkeiten - aber nicht nur (c) pixabay.com

Klar: eine moderne Karriereseite mit einer logischen Struktur, guten Features und geschickt gewählten Filtermöglichkeiten ist eine hervorragende Visitenkarte eines Unternehmens. Ebenfalls ist klar, dass die Prioritäten in der Gründungsphase woanders liegen und damit fast naturgemäß die Zeit fehlt, sich eine solche Visitenkarten aufzubauen. Doch so weit muss man vielleicht auch gar nicht gehen. Denn gerade in Zeiten von Social Media gibt es viele Alternativen, die, mit der richtigen Strategie bespielt, eine umfassende Reichweite bieten. Wie so oft gilt es auch im Recruiting die Balance zwischen den drei wirtschaftlichen Kernfaktoren zu finden:

  • Preis,
  • Zeit und
  • Qualität.

Da wir mittlerweile wissen, dass Authentizität als Unternehmen und Arbeitgeber einen viel höheren Stellenwert bei Interessenten besitzen als – überspitzt gesagt – die Druckqualität der Hochglanzbroschüre, sind beim Faktor Qualität demnach Abstriche möglich. Natürlich darf ein Text deshalb nicht voller Rechtschreibfehler sein, und auch die Bildauswahl sollte über „drei Klicks in Paint“ hinausgehen – wobei sich selbst die Rechtschreibfehler und ein schlechtes Bild, richtig inszeniert, nutzen lassen.

Recruiting-Prozess: Einstieg & Kernbotschaft

Als erstes sollten Sie für sich festlegen, wie viel Sie an Zeit und Geld investieren wollen. Wenn Sie von beidem nicht viel haben, dann starten Sie am besten im eigenen Netzwerk. Wen kennen Sie mit den benötigten Skills?

  • Vielleicht jemand aus Ausbildung oder Studium?
  • Ehemalige Kolleginnen oder Kollegen?
  • Haben diese Personen selbst vielleicht ein noch weiteres Netzwerk, auf das Sie über die jeweilige Person zugreifen können?
  • Mit wem sind Sie in Business-Netzwerken vernetzt und mit wem auf Facebook oder Instagram?

Schon haben Sie die ersten „Türen“, an die Sie klopfen können. Danach sollten Sie sich fragen: Wo treibt sich meine Zielgruppe überhaupt rum? Zugegeben, wenn Sie selbst Teil dieser Zielgruppe sind, wird Ihnen die Antwort leichter fallen, andernfalls fragen Sie im Kreise Ihrer Mitarbeitenden oder ehemaliger Weggefährten aus dem gesuchten Bereich. Sobald Sie Zielgruppe und Plattformen identifiziert haben, überlegen Sie sich Ihre Kernbotschaft als Arbeitgeber:

  • Warum ist die Chance in Ihrem „aufstrebenden Unternehmen“ so viel besser als bei anderen Startups?
  • Warum ist die „familiäre, kollegiale Atmosphäre“ bei Ihnen keine leere Phrase?
  • Was macht Sie so besonders?

Hinterfragen Sie jeden Satz, den Sie in eine konventionelle Stellenanzeige schreiben würden, und fragen Sie sich dann: Was will ich damit eigentlich sagen? Woran genau erkenne ich in meinem Alltag, dass diese Aussage tatsächlich stimmt? Und schon haben Sie Ihre Kernbotschaften.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

E-Recruiting: Inhalte, Zeitplan & Plattform

Sobald Sie diese gefunden haben, teilen Sie diese nach Zielgruppe und nach Plattform auf. Eine Botschaft, die eher erklärungsbedürftig ist – z.B. die technologische Finesse Ihres Produkts, Umsatzentwicklungen, oder der Einstieg neuer Investoren – ist in Businessnetzwerken besser aufgehoben. Dagegen passen interaktive Inhalte – z.B. Videos aus Ihrem Alltag, Umfragen, oder Gruppenfotos – besser auf privat orientierte Netzwerke wie Facebook oder Instagram.

Gibt es in Ihrem Metier wiederum nur eine Hand voll geeigneter Personen, dann wird der persönliche Kontakt am erfolgsversprechendsten sein. Da Ihre Webe- oder Karriereseite für alle Interessenten gemacht ist, darf es hier ein gesunder Mix aus interaktiven Inhalten und Fakten sein.

Nun geht es daran, die Inhalte zu erstellen. Dies mag erst einmal nach dem aufwändigsten Teil des Unterfangens klingen, aber machen Sie sich bewusst, dass Sie die Botschaft kurz und simpel halten sollten. Deshalb brauchen Sie keine seitenlangen Tabellen mit Produktdaten und -features im Wettbewerbsvergleich zu erstellen, oder langatmige Essays über Ihre USPs verfassen. Und dort, wo es um Authentizität geht, brauchen Sie wiederum meist keine 20 Versuche zu unternehmen, um ein Bild oder Video von sich und Ihrem Unternehmen zu machen.

Dennoch sollten Sie natürlich sicherstellen, dass die erstellten Inhalte Ihre Botschaft auch beinhalten und natürlich sollten Sie vermeiden, jemanden damit ungewollt bloßzustellen (beachten Sie natürlich auch die DSGVO). Wenn Sie sich mit diesem kreativen Teil schwertun, suchen Sie nach freiberuflicher Unterstützung. Viele extra für Sie erstellte Inhalte, wie z.B. kleinere Illustrationen, sind mittlerweile für kleine Eurobeträge online erhältlich.

Spielen Sie nun gezielt an die Zielgruppe aus und behalten Sie dabei einen Blick für ein möglichst effizientes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Wenn Ihre Zielgruppe z.B. auf Facebook am besten adressiert werden kann, dann investieren Sie etwas Zeit in eine korrekte Filterung und überlegen Sie sich ein Budget, das Ihnen in der Conversion den benötigten Bewerbungszulauf einbringt. Wenn Ihre Zielgruppe hingegen z.B. am besten in der Bar gegenüber des Büros Ihres Wettbewerbers adressiert werden kann, dann besuchen Sie diese einmal an einem Samstagabend, um mit dem Wirt zu besprechen, wann Sie die mit Ihrer Stellenanzeige bedruckten Papierservietten vorbeibringen dürfen.

  • Erstellen Sie einen Medienplan, in dem Sie die Inhalte kategorisieren und nach Tagen und Uhrzeiten aufteilen.
  • Informieren Sie sich, wann Ihre Zielgruppe online ist.
  • Variieren Sie mit Ihrer Ansprache an die Interessenten und bewerten Sie, womit Sie am erfolgreichsten waren.
  • Binden Sie Ihre mit ein und ermuntern Sie dieses, Ihre Inhalte zu teilen.

Während all dieser Aktivitäten, einschließlich der Bar, können Sie übrigens mit Ihrem einen authentischen Einblick in Ihr Unternehmen gewähren. Nur achten Sie auch hier auf die Balance von Preis, Zeit und Qualität. Wenn Sie in der Bar zu spät noch weiter filmen, sinkt irgendwann auch die Qualität unter ein erträgliches Maß – den Preis werden Sie dann damit zahlen, dass Sie zwar vielleicht einen guten Abend hatten, aber leider immer noch keine Bewerbungen auf Ihre freie Stelle. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

*Sebastian von Rabenau ist seit 2004 in der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften tätig und unterstützt und berät seitdem Unternehmen aller Größenordnungen bei der Besetzung von Schlüsselpositionen im Bereich IT.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*