Mit deutlichen Zuwächsen von jeweils mehr als 5 Prozent bei den Sammelmassen sowohl von Elektroaltgeräten als auch von Gerätealtbatterien, zog die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) am 25. September 2024 im Rahmen ihrer traditionellen Jahrespressekonferenz in Wien eine erfreuliche Bilanz für das Geschäftsjahr 2023. [...]
Die eingangs erwähnten Zahlen sind besonders bemerkenswert, da im vergangenen Jahr eigentlich deutlich weniger Batterien und Elektrogeräte in Haushalten in Verkehr gesetzt wurden als 2022, betonte die EAK bei der gemeinsamen Präsentation der Daten mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, der Wirtschaftskammer sowie der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände.
Aktuelle Sammelmengen 2023
So wurden 2023 in Österreichs Haushalten 142.412 Tonnen Elektro- und Elektronikaltgeräte (EEG) gesammelt. Das bedeutet ein Plus von 5,5 Prozent im Vergleich zu 2022, während gleichzeitig die in Verkehr gesetzte Masse der EEG in Haushalten im Jahresvergleich mit 212.888 Tonnen und einem Minus von 11,4 Prozent deutlich geringer ausfiel. Der Hauptgrund dafür ist das schwierige wirtschaftliche Umfeld mit einer um 0,8 Prozent zurückgegangenen Wirtschaftsleistung, das sich auch im Elektrogerätebereich deutlich spürbar ausgewirkt hat. Mit knapp 16 Kilogramm pro Kopf liegt die EEG-Sammelmasse 2023 nach wie vor auf einem auch im internationalen Vergleich sehr hohen Niveau.
Ein ähnlich positives Bild zeigt sich bei den Altbatterien, von denen 18.432 Tonnen gesammelt wurden. Auch dieses Resultat liegt damit klar über dem Niveau von 2022. Bei Gerätealtbatterien gelang trotz eines sehr starken Rückgangs der Inverkehrsetzungsmasse von rund 17 Prozent gesamt ein Sammel-Plus von 5,3 Prozent. Bei Fahrzeugbatterien war die Sammelmenge im Jahresvergleich um rund 4,6 Prozent, bei Industriebatterien sogar um 10,4 Prozent höher. Der Anteil der langlebigen und damit den Rücklauf vermindernden Lithium-Batterien an der gesamten in Verkehr gebrachten Masse von Gerätebatterien betrug wie im Jahr 2022 rund 47 Prozent.
„Die Zuwächse bei der Sammlung von Elektroaltgeräten bzw. Gerätealtbatterien können sich sehen lassen und stellen letztlich auch eine Bestätigung unserer Arbeit dar“, freut sich EAK-Geschäftsführerin Elisabeth Giehser. „Die Bevölkerung über die richtige Sammlung und Verwertung von Elektroaltgeräten und Gerätealtbatterien zu informieren, zählt schließlich zu den Kernaufgaben der EAK. Das schließt auch die Sensibilisierung dafür ein, dass Elektroaltgeräte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nicht als Abfall, sondern als wichtige Ressource zur Wiedergewinnung einer ganzen Reihe wertvoller Rohstoffe betrachtet werden sollte“, so Giehser weiter.
Photovoltaik-Boom und unrealistische EU-Vorgaben
Ganz gegen den Trend hat sich die in Verkehr gesetzte Masse von Industriebatterien mit einem Plus von 97 Prozent 2023 fast verdoppelt. Hier wirkt sich die starke Zunahme bei den Speicherbatterien für Photovoltaikanlagen aus. Besonders stark entwickelt hat sich die hauseigene Stromerzeugung mit PV-Anlagen. Um die selbst produzierte Energie auch verbrauchen zu können, setzen Haushalte und auch Unternehmen auf Batteriespeicher, deren Gesamtkapazität sich im Vergleich zu 2022 etwa verdreifacht hat. Der Bereich Wärmepumpen bewegt sich ebenso weiter auf einem hohen Level.
Dass diese Geräte in großer Zahl auf den Markt kommen, ist vor dem Hintergrund der Energiewende zwar erfreulich. Die geringeren Rückläufe aufgrund von deren Langlebigkeit sowie die Tatsache, dass nicht nur Haushalts-, sondern auch die gewerblichen Massen berücksichtigt werden, haben allerdings zur Folge, dass trotz der insgesamt gestiegenen Sammelmenge die von der EU vorgegebene Sammelquote von 65 Prozent im Bereich der EEG mit der derzeitigen Berechnungsmethode nicht erreichbar ist: Österreich kommt hier 2023 auf 48,5 Prozent. Robert Pfarrwaller, Aufsichtsratsvorsitzender-Stellvertreter der EAK, kritisiert die seiner Meinung nach „unrealistischen Vorgaben aus Brüssel“: „Die Europäische Kommission ist gefordert, ihre Ambitionen in praxistauglichen Vorgaben und Berechnungsmethoden abzubilden. Die derzeitigen Vorgaben schießen offenkundig am Ziel vorbei“, so Pfarrwaller.
Weiters merkt er an, dass bei PV-Anlagen wie auch bei weiteren Produkten, die im Zusammenhang mit der Energiewende aktuell stark nachgefragt werden, Aufholbedarf bestehe, was die detaillierte Definition von Recyclingzielen betreffe: „Was bedeutet Wiederverwertung bei einer PV-Anlage konkret? Welche Wertstoffe können und sollen mit vertretbarem Aufwand aus den Altgeräten herausgeholt und dem Kreislauf zugeführt werden? Für diese Fragen gibt es noch keine befriedigenden Antworten.“
Positive Resonanz des Reparaturbonus
Zwei Jahre nach der Einführung wurde heuer bereits die Eine-Million-Marke an eingelösten Bons geknackt, so viele Elektrogeräte konnten damit vor dem Müll gerettet werden. Allen voran wurden Smartphones, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Laptops und Kaffeemaschinen repariert. Aufgrund der Beliebtheit wird im kommenden Jahr die Bundesförderaktion Reparaturbonus fortgesetzt und mit neuen Mitteln ausgestattet. „Mit der Aufstockung ermöglichen wir den Bürger:innen, ihre defekten Geräte weiterhin instand setzen zu lassen und die Reparatur zur Alternative zum Neukauf werden zu lassen. Vor allem freut es mich, dass nun auch Service- und Wartungsleistungen durch den Reparaturbonus gefördert werden. Die regelmäßige Wartung kann die Lebensdauer von Geräten deutlich verlängern“, erläutert Christian Holzer, Sektionschef Umwelt und Kreislaufwirtschaft im Bundesministerium für Klimaschutz. Aber nicht nur Service- und Wartungsangebote sind im Reparaturbonus enthalten. Seit 16. September 2024 werden zusätzlich Reparaturen an Fahrrädern und Fahrradanhängern gefördert. Trotz der positiven Entwicklung sollte bei Inanspruchnahme des Reparaturbonus auch das Alter und der damit einhergehende Energieverbrauch des Gerätes berücksichtigt werden. Denn nicht überall macht reparieren immer Sinn.
Erfolg von „Her mit Leer“ hält an
Zur positiven Entwicklung bei der Sammelmenge von Batterien hat die bundesweite Informationsoffensive „Her mit Leer“ beigetragen, die nach wie vor bestens greift: Die Sammelmenge der Batterien aus den Handelsboxen ist im Jahr 2023 mit 11 Prozent wieder überdurchschnittlich stark angewachsen. Die vorgeschriebene EU-Sammelquote von 45 Prozent konnte daher mit einem Ergebnis von knapp 47 Prozent sogar übertroffen werden. „Die Finanzierung der Kampagne wurde in guter Tradition gemeinschaftlich sichergestellt: Klimaschutzministerium, Abfallwirtschaftsverbände, Sammelsysteme, Kommunen sowie Wirtschaftskammer haben in Kooperation mit dem Lebensmittelhandel alle ihren Teil beigetragen. Darüber hinaus können wir uns auf das in unserem Land so vorbildlich ausgebaute Sammelsystem mit 2.000 kommunalen Sammelstellen verlassen“, betont EAK-Geschäftsführerin Giehser.
Auch was das Thema Kleingeräte betrifft, hat die EAK im vergangenen Jahr unter dem Motto „Klein, aber oho“ einen Schwerpunkt in ihrer Öffentlichkeitsarbeit gesetzt. Vielen Menschen, so Giehser, ist nicht bewusst, dass Kleingeräte relativ zum Gesamtgewicht einen deutlich höheren Anteil verwertbarer Rohstoffe enthalten als Großgeräte.
Appell an die Bevölkerung
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Recyclinghöfe, Altstoffsammelzentren und Problemstoffsammelstellen leisten einen enormen Beitrag zur Sammlung und Rückgewinnung von Wertstoffen. An den Sammelstellen können die Österreicher ihre alten Elektrogeräte oder Altbatterien abgeben. Mit seinem Appell bittet Anton Kasser, Präsident der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, die Bevölkerung, aktiv mitzuwirken und ihre Altbatterien und Altgeräte fachgemäß zu entsorgen. „Besonders durch die falsche Entsorgung von Altbatterien oder Altgeräten kommt es vermehrt zu Bränden in Müllfahrzeugen, auf Sammelzentren oder in der Abfallbehandlungsanlage. Bringen Sie Ihre alten und defekten Batterien und Akkus zu Ihrer nächsten Sammelstelle und entsorgen Sie diese nicht im Hausmüll“, ruft Kasser die Konsumenten und Konsumentinnen zum richtigen Handeln auf.
Gemeinsam für die Zukunft
Mit gezielter Informations- und Aufklärungsarbeit wurden im Jahr 2023 erfolgreich Schulprojekttage zu dem Thema „Lässig Sammeln statt uncool Wegwerfen“ in Wien und Graz durchgeführt. „Im Rahmen des Schulprojektes wurde den Schülern und Schülerinnen mit unserem bewährten EAG- und Batterie-Schulkoffer der umweltbewusste Umgang mit unseren Ressourcen gezeigt“, erklärt Giehser. „Im kommenden Jahr soll der Bildungsschwerpunkt an den Volksschulen durch Abfallberater:innen weiter ausgebaut werden. Ziel ist es, frühzeitig aufzuklären und den Wandel von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft zu fördern. Das Bewusstsein der zukünftigen Konsument:innen soll geschärft werden, alte Elektrogeräte richtig zu recyceln und entsorgen. Gemeinsam wollen wir die Schüler:innen für das Thema richtiges Recyceln sensibilisieren und Alternativen zeigen.“
Neue Aufgabenbereiche der EAK erfolgreich umgesetzt
Gut voran kam die Koordinierungsstelle bei der Vorbereitung und Umsetzung der neuen Aufgaben, die ihr die Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz überantwortet hat. „Es geht dabei einerseits um die Koordinierung der Prüfung von Teilnehmern der Sammelsysteme, andererseits um die Vergabe von Fördergeldern für Projekte im Bereich Abfallvermeidung“, berichtete Pfarrwaller. Besonders wichtig ist es den Import von im Internet bestellten Elektrogeräten, der stark zugenommen hat, adäquat zu erfassen. Auch hier muss im Sinne der Gleichbehandlung und Fairness gegenüber allen Systemteilnehmern sichergestellt werden, dass der Kostenbeitrag zur Entsorgung ordnungsgemäß geleistet wird. Schließlich fußt das Gesamtsystem des Recyclings von Elektroaltgeräten in Österreich auf dem Prinzip der sogenannten vorgezogenen Entsorgungsgebühr, also der Einpreisung von Entsorgungskosten bereits beim Kauf eines Geräts.
Was die Förderung innovativer Projekte zu Abfallvermeidung und ReUse angeht, so ist die erste Ausschreibungsphase zu Jahresbeginn gestartet. Die eingereichten Projekte wurden von einer Jury bewertet, die bestgereihten Initiativen kamen zum Zug. Alle wichtigen Informationen für Förderwerber und -werberinnen sind auf https://eak-austria.at/services/foerderprojekte einsehbar. „Es ist sehr erfreulich, dass wir als Koordinierungsstelle das Vertrauen des Gesetzgebers genießen, der uns diese verantwortungsvollen Aufgaben im Abfallwirtschaftsgesetz übertragen hat“, schloss Pfarrwaller.
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