Heinz Wietfeld, Director beim ECM-Anbieter Hyland, wagt einen Blick in die Glaskugel: Er beleuchtet, welche Trends den DACH-Markt für Enterprise Content Management und Content Services prägen werden. Zudem erfahren IT-Verantwortliche, welche technischen Entwicklungen sie im kommenden Jahr unbedingt im Blick behalten sollten. [...]
Der KI-Hype treibt ECM-Modernisierung voran
Unternehmen möchten „AI-ready“ werden und viele haben inzwischen erkannt, dass künstliche Intelligenz nur funktioniert, wenn die Datenbasis stimmt. Das bedeutet, dass der Zugriff auf eigenen Content im richtigen Format gewährleistet sein muss. Viele Altsysteme stoßen hier an ihre Grenzen. Hinzu kommt, dass KI eine Performance-hungrige Technologie ist: Anders als klassische Suchmaschinen greift sie auf zahlreiche Repositories und Prozesse gleichzeitig zu, was eine hohe Komplexität und enorme Rechenleistung erfordert. Moderne Content-Plattformen müssen daher nicht nur große Datenmengen effizient verarbeiten, sondern auch als „AI-ready-Repository“ fungieren. Schnittstellen und Integrationen – Stichwort „API first“ – gewinnen hierbei an Bedeutung, da Unternehmen nicht mehr für jede neue Applikation eigene Clients entwickeln wollen.
Größere Offenheit gegenüber Cloud-Lösungen
Die DACH-Region zeigt eine wachsende Akzeptanz gegenüber Cloud-Lösungen, auch im Bereich Content Management. Viele Unternehmen sehen die Vorteile: geringerer Wartungsaufwand, effizientere Ressourcennutzung und bessere Anbindung von Repositories für KI-Anwendungen. Während in Branchen wie dem öffentlichen Sektor oder im Gesundheitswesen, also in Bereichen, in denen große Mengen sensibler Daten verarbeitet werden, oft weiterhin On-Premise-Lösungen bevorzugt werden, setzen sich allgemein zunehmend hybride Modelle durch. Innovative Content-Management-Angebote wie die Content Innovation Cloud von Hyland ermöglichen es Unternehmen, unabhängig davon, ob sie on-premise oder in der Cloud arbeiten, zusätzliche moderne Content-Tools für die Automatisierung und KI-basierte Insights zu nutzen. Dieses Angebot kann wie eine zusätzliche Anwendungsschicht hinzugeschaltet werden. Es ermöglicht beste Content-Ergebnisse – herstellerunabhängig und über die verschiedenen im Unternehmen genutzten Repositories hinweg.
Neue Geschäftsanforderungen treiben die Ablösung von Altsystemen voran
Besonders im Mittelstand verlief die Ablösung von Altsystemen lange Zeit zögerlich. Das ändert sich jedoch, da auch diese Unternehmen zunehmend unter „Digitalisierungszwang“ geraten und sich mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert sehen: der IT-Fachkräftemangel, der die aufwendige Administration von über Jahre hinweg gewachsener Lösungen weiter erschwert, komplexere Geschäftsprozesse und der Austausch von Daten und Dokumenten mit Partnern und Zulieferern und gestiegene Kundenerwartungen an die digitale Serviceerbringung und -geschwindigkeit, um nur einige zu nennen. Altsysteme können diese Anforderungen häufig nicht mehr erfüllen – entweder fehlt es an Konfigurationsoptionen, oder die Weiterentwicklung ist zu komplex und zeitintensiv. Die Frage ist daher nicht ob, sondern wann die Migration auf moderne Systeme erfolgt, um die Effizienz zu steigern und den operativen Anforderungen gerecht zu werden.
Weg vom Monolithen: Modularität und Flexibilität sind gefragt
Vor zehn bis fünfzehn Jahren noch Standard, haben monolithische ECM-Plattformen heute ausgedient. Die Individualisierung und Komplexität von Geschäftsprozessen erfordern flexible und modulare Lösungen. Standardlösungen reichen vielfach nicht aus, da sie oft nur die gängigsten Prozesse abbilden. Stattdessen gewinnen Systeme an Bedeutung, die sich durch vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten und eine einfache Anpassung auszeichnen. Unternehmen profitieren dabei von Plattformen, die verschiedene Anwendungen – von Capture (Erfassung) über Workflow-Management bis hin zur Archivierung – in einer flexiblen Umgebung vereinen und sich nahtlos in bestehende Systeme integrieren lassen.
Fachkräftemangel treibt Nachfrage nach benutzerfreundlichen Lösungen
Der Mangel an IT-Fachkräften bleibt eine zentrale Herausforderung. Lösungen, die ohne oder mit nur minimalem Programmieraufwand auskommen, sind deshalb besonders gefragt – Stichwort Low- und No-Code. Gleichzeitig legen Unternehmen Wert auf einen guten Support von Anbietern, um ihre Teams zu entlasten. Von der Implementierung bis zum laufenden Betrieb ermöglichen solche Lösungen und Angebote effizientere und effektivere Prozesse für einen schnelleren und nachhaltigeren ROI.
Intelligente Content-Tools verbessern die Compliance
Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wie der DSGVO ist für Unternehmen essenziell – nicht nur aus rechtlichen, sondern auch aus reputationsrelevanten Gründen. Content-Management-Systeme automatisieren die Compliance-Prozesse, etwa durch das Zugangsmanagement auf sensiblen Daten oder durch die automatisierte, fristgerechte Löschung von Informationen. Das stärkt das Vertrauen der Kunden, schafft Rechtssicherheit und verschlankt interne Abläufe.
KI und Machine Learning beschleunigen Content-Prozesse
Eine solide Datenbasis ist die Grundlage für den Einsatz von KI und Machine Learning (ML). Content-Management-Systeme können diese Basis schaffen. Gleichzeitig automatisieren KI und ML viele Prozesse innerhalb des Content Managements – von Freigabeprozessen, über die Dokumentenprüfung bis hin zum Workflow-Management. Ein Beispiel ist die KI-gestützte Überprüfung von Dokumenten auf Compliance mit DORA-Vorgaben im Finanzsektor: Hier können große Dokumentenmengen analysiert und die prüfungsrelevanten Inhalte vorselektiert werden. Der gesamte Prozess wird dadurch erheblich beschleunigt und ressourcenschonender. Es ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach intelligenten Content-Lösungen steigen wird.
* Heinz Wietfeld ist Director bei Hyland.
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