Das von Career Moves veranstaltete Praxis-Forum auf der Personal Austria in Wien zeigte deutlich die Vorteile, die Unternehmen durch die Beschäftigung von Menschen mit Einschränkungen haben. [...]
Eine immer älter werdende Bevölkerung bietet Chancen, die schon jetzt genutzt werden sollten. Etwa eine vorurteilsfreie Beschäftigung mit den Arbeitsmarkt- und Konsumbedürfnissen von Menschen mit Einschränkungen. Schon derzeit zählen etwa acht Prozent der heimischen Bevölkerung zu dieser Gruppe, die durch die demografische Entwicklung deutlich zunehmen wird. Die mehrfach ausgezeichnte Jobinitiative Career Moves – die erste Online-Jobplattform in Europa, auf der sich Jobsuchende mit Behinderung chancengleich bewerben können – zeigte gemeinsam mit einigen Experten bei ihrem Messeauftritt, dass die Beschäftigung von Mitarbeitern mit Behinderung einen Mehrfachnutzen generiert, der in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig wahrgenommen wird. Career Moves liegt dabei im Trend, da die Online-Jobinitiative seit 2009 bereits 3.500 Jobangebote für diese Zielgruppe auf den Arbeitsmarkt gebracht hat und von mehr als 300 Unternehmen in ganz Österreich genutzt wurde.
In Österreich gelten nach statistischen Erhebungen 630.000 Menschen als behindert. „Sie als Konsumenten und als leistungsfähige Mitarbeiter zu unterschätzen, kostet unsere Wirtschaft viele Millionen Euro“, argumentierte der Co-Gründer von Career Moves, Gregor Demblin. Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion führten unterschiedliche Argumente an, die das deutlich untermauerten. So argumentierte beispielsweise die Personalchefin der Wiener Sozialdienste, Ingrid Schmiedt, dass sich ihre gehörlosen Klienten in der Altenbetreuung deutlich besser betreut fühlen, wenn auch die Pfleger sich in Gebärdensprache mit ihnen verständigen können. „Das sind Fähigkeiten, die wir bei unserer Personalauswahl besonders berücksichtigen“, so Schmiedt. Redmail-Prokurist und -Personalleiter Michael Metzl führte in seinem Statement aus, dass für Unternehmen eine ethisch-moralische Basis verhanden sein muss, wenn es um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung geht. Das Unternehmen beschäftigt zur Zeit zwei Mitarbeiter mit Behinderung und hat dafür die Arbeitsorganisation geändert. „Das war nicht ganz einfach, aber es hat sich gelohnt.“ Redmail nimmt zur Unterstützung auch Förderungen des Bundessozialamtes in Anspruch.
Es gibt gute Gründe, Disability im Recruiting-Prozess zu berücksichtigen, waren sich die Forum-Teilnehmer einig. Mit Hilfe staatlicher Förderung seien, so Gregor Demblin, durch den Wegfall von Ausgleichstaxen und steuerlichen Begünstigungen Kostensenkungen sowie die Erschließung neuer Marktsegmente und innovativer Services möglich. Profit-Recruiting dürfe eine „Kerngruppe der Gesellschaft“ nicht außer Acht lassen, Österreich könne sich das mittel- und langfristig aus gesellschaftspolitischen und auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten „nicht leisten“. Die Career Moves-Zukunftsveranstaltungsreihe informiert Unternehmen zu diesem Thema mit einer Roadshow in ganz Österreich.
In unserer Gesellschaft gibt es noch zahlreiche bauliche, aber auch mentale Barrieren für Menschen mit Behinderung. Um Entscheidungsträger in der Wirtschaft mit den Möglichkeiten und Fähigkeiten vertraut zu machen und so Berührungsängste abzubauen, hat Michael Sicher das Projekt „CEOs on Wheels“ initiiert. Die dabei hergestellten Kontakte und Erfahrungen durch einen Workshop und ein mehrmonatiges Mentoring-Programm sollen nun in einer zweiten Runde „in die Unternehmen getragen werden“, erklärte Sicher. Die Wiener Sozialdienste-Recruitingmanagerin Schmiedt pflichtete ihm mit der Bemerkung bei, dass „Bewerber mit einer Behinderung nicht wegen einer sozialen Unterstützung“ eingestellt werden wollten, sondern weil ihre Kompetenz und ihre Fähigkeiten benötigt und geschätzt würden.
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