eGovernment Benchmark Report der EU-Kommission: Europäische Regierungen geben Wunsch der Bürger nach mehr Digitalisierung der Verwaltung vorsichtig nach [...]
Europas öffentlicher Sektor muss den Ausbau seiner Online-Dienstleistungen spürbar beschleunigen, um die Erwartungen der Bürger und Unternehmen an digitale Verwaltungsdienste zu erfüllen. Der dreizehnte eGovernment Benchmark Report offenbart eine „digitale Diagonale“, eine Reihe von Ländern vom Süd-Westen in den Nord-Osten Europas, die hierbei über dem europäischen Durchschnitt liegen. „Die digitale Diagonale weist Länder aus, die bei ihrem Ausbau von eGovernment-Angeboten kontinuierlich Fortschritte machen. In einem grenzüberschreitenden digitalen Markt dürfen einzelne Länder nicht abgehängt, sondern müssen beflügelt von Geschwindigkeit und vor allem Qualität anderer europäischer E-Government-Infrastrukturen werden“, sagt Bernd Bugelnig, CEO Capgemini in Österreich, einem der Mitautoren der Studie für die Europäische Kommission.
Digitale Diagonale läuft durch Europa
Seit 2001 untersucht die Europäische Kommission, wie öffentliche Dienste in Europa „doppelt so gut, in der Hälfte der Zeit, für die Hälfte der Kosten“ transformiert werden können. Der Gesamtdurchschnitt des aktuellen Benchmarks von 34 teilnehmenden Ländern zeigt eine vorsichtige Beschleunigung in der Umsetzung von eGovernment-Angeboten. Der Benchmark bewertet vier aus der digitalen Agenda der EU abgeleitete Indikatoren: wie verfügbar und nutzerfreundlich öffentliche eServices sind (Nutzerzentriertheit), wie sich Servicevorgänge gestalten (Schlüsseltechnologien), wie die Kontrolle der Nutzer über ihre persönlichen Daten aussieht (Transparenz) und wie verfüg- und nutzbar grenzüberschreitende Services für Bürger und Unternehmen sind (grenzüberschreitende Mobilität). Im Zeitverlauf haben sich Werte in allen bisherigen Benchmarks positiv entwickelt. Und doch wird die Schere zwischen der digitalen Diagonale, also den Wegbereitern der digitalen Verwaltung mit Island, Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Deutschland, Österreich, der Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, und den restlichen europäischen Ländern größer.
Fortschritte bei elektronischer Steuererklärung und Authentifizierung
Die vier zentralen Indikatoren werden jährlich wechselnd anhand von insgesamt sieben konkreten Lebenslagen für Unternehmen und Bürger untersucht, die eine Interaktion mit öffentlichen Stellen notwendig machen. Aktuell analysiert wurden regelmäßige Verwaltungstransaktionen von Unternehmen, Nutzung eines Kfz, Umzug sowie Verfahren zur Erhebung geringfügiger Forderungen. Die Studie zeigt, dass sich Online-Dienstleistung im Steuerbereich und die elektronische ID europaweit am schnellsten entwickeln. Die hier weitestgehend sehr gut umgesetzten Serviceangebote umfassen unter anderem eGovernment-Angebote zur Körperschaftssteuer, Mehrwertsteuererstattung und Bußgeldverfahren.
„Europäische digitale Regierungsservices haben sich in den letzten Jahren stetig entwickelt, allerdings eher evolutionär als revolutionär. Zahlreiche nationale eGovernmentstrategien zielen darauf ab, mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten. Wollen wir einen grenzfreien digitalen Binnenmarkt innerhalb der EU erreichen, müssen Behörden sich fragen, ob sie die richtige Strategie verfolgen, die richtigen Technologien einsetzen und die über notwendigen Kompetenzen zur Umsetzung verfügen, um die digitale Transformation erfolgreich mit zu gestalten“, so Bernd Bugelnig.
Österreich führend bei nutzerzentrierter Verwaltung
Auf nationaler Ebene zeigen viele der EU28+Länder gute Ergebnisse bei der Nutzerorientierung – in der Spitzengruppe liegen in diesem Jahr neben Österreich auch Estland, Portugal, Finnland und Malta. Den größten Entwicklungssprung zeigten Österreich und Estland, während Nutzerzentriertheit in Portugal und Spanien seit 2012 stagniert und die Länder so einige Plätze im Ranking verlieren. Große Unterschiede zeigen sich auf Nachfrage- und Angebotsseite: Beim Sub-Indikator Onlineverfügbarkeit bietet Malta als einziges Land in Europa alle seine öffentlichen Services online an. Österreich und Portugal schließen mit jeweils 98 Prozent Onlineverfügbarkeit ihrer Verwaltungsservices auf.
„Österreich geht mit gutem Beispiel voran und bietet Services auf mobilfähigen Webseiten an – im europaweiten Mittel ist erst eine von drei der Serviceseiten auf mobilen Endgeräten nutzbar. Wir wissen, auch aus Ländern wie Spanien und der Türkei, dass dort eine hohe mobile Nutzerschaft auf öffentliche Dienstleistungen zugreifen möchte. Entscheidend ist hier, die digitalen Kompetenzen der Nutzer nicht zu überschätzen und ihre Teilhabe durch weitere Kanäle und benutzerfreundliche Anwendungen sicherzustellen.“
Be the first to comment