Laut einer Analyse von McKinsey könnte ein entschlossener Ausbau des europäischen Deep-Tech-Ökosystems bis 2030 eine Million zusätzliche Jobs schaffen sowie Europas technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Fast jedes zweite europäische Deep-Tech-Startup zieht jedoch in der Wachstumsphase Richtung USA. [...]
Europa steht vor einer historischen Chance: Deep-Tech kann zum Motor von neuem Wohlstand und Souveränität werden. Die Voraussetzung: Forschung, Kapitalgeber und Industrie müssen enger zusammenarbeiten, um technologische Durchbrüche schneller in marktfähige Produkte und industrielle Anwendungen zu überführen. Eine neue McKinsey-Analyse zeigt, dass ein entschlossener Ausbau des europäischen Deep-Tech-Ökosystems bis 2030 bis zu einer Million zusätzliche Jobs und Unternehmensbewertungen von bis zu 1 Billion US-Dollar schaffen könnte. Deep-Tech steht für wissenschaftsbasierte Zukunftstechnologien: von künstlicher Intelligenz und Quantentechnologie über Energie- und Raumfahrtinnovationen bis hin zu Robotik, Biotech und Verteidigung.
„Die Forschungsleistungen in Europa sind schon immer herausragend. Jetzt ist die Zeit, diese in industrielle Anwendung zu überführen und zu skalieren. Wenn Forschung, Kapitalgeber und Industrie konsequent verbunden werden, kann Deep-Tech zugleich Wohlstand, Resilienz und Souveränität in Europa stärken“, sagt Max Flötotto, Senior Partner im Münchner McKinsey-Büro und Co-Autor der Studie.
Momentum ist da, doch Europa droht den Anschluss zu verlieren
In Europa wächst der Deep-Tech-Sektor seit Jahren. Gleichzeitig zeigen sich strukturelle Schwächen: In der Skalierung liegt Europa sogar hinter klassischen Tech-Bereichen, wie Software-as-a-Service, zurück. Zwar hat sich der europäische Anteil an Deep-Tech-Unicorns (Startups mit über 1 Mrd. US-Doller Bewertung) zwischen 2021 und 2024 von 4 auf 8 Prozent verdoppelt. Das Risikokapital (Venture Capital, VC) für Deep-Tech ist zwischen 2015 und 2024 um den Faktor fünf gewachsen und macht inzwischen ein Drittel des gesamten europäischen Venture Capital-Volumens aus. Um dieses Wachstum weiterhin nachhaltig abzusichern, sind jedoch weitere wesentliche Anstrengungen notwendig.
Deep-Tech-Unternehmen schaffen im Schnitt 87 Prozent mehr Arbeitsplätze pro investierter Kapitaleinheit als klassische Tech-Unternehmen. Zudem erzeugen sie zumeist einen realen wirtschaftlichen Wert, da ihr Wachstum nicht auf reinen Nutzungsmodellen sondern auf patentgeschützten Technologien, Produktionsprozessen und langfristigen Industriepartnerschaften basiert. Anders sieht es in der Regel bei vielen Software-Startups aus, die Wachstumsrunden ohne nachhaltige Monetarisierung erreichen. Viele europäische Deep-Tech-Startups verlagern in der Scaleup-Phase zentrale Aktivitäten in die USA – getrieben durch besseren Zugang zu Spätphasen-Kapital, größere Absatzmärkte und günstigere regulatorische Rahmenbedingungen.
Kapital und Zusammenarbeit als Schlüssel
Frankreich, Schweden und das Vereinigte Königreich zeigen, wie staatliche Förderung, institutionelles Kapital etwa von Pensionsfonds und unternehmerische Initiative ineinandergreifen können. Gelingt diese Verzahnung europaweit, kann das zusätzliche Wertschöpfungspotenzial von einer Billion US-Dollar realisiert werden.
„Deep Tech ist kapitalintensiv, birgt aber zugleich die Chance, nachhaltiges Wachstum und technologische Resilienz zu verbinden“, sagt Tobias Henz, Partner im Münchner McKinsey-Büro und Co-Autor der Studie. „Europa muss jetzt handeln: Mit einer integrierten Kapitalstrategie, innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen und einer Technologiepolitik, die Start-ups und etablierte Industrie enger zusammenbringt, um Deep-Tech schneller in die industrielle Anwendung zu bringen.“
Drei Faktoren sind entscheidend
- Mehr privates und öffentliches Wachstumskapital, insbesondere aus Europa in der Spätphase.
- Bessere Skalierungsbedingungen durch vereinfachte Regulierung, steuerliche Anreize und schnellere Förderprozesse.
- Stärkere Forschungstransfers und europäische Innovationsnetzwerke, die Talente und Industrie verknüpfen.
Die gesamte englischsprachige Studie „Europe’s deep-tech engine could spur $1 trillion in economic growth“ finden Sie hier.

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