Die Industrie ist einem ständigen Wandel unterworfen. Unter der Bezeichnung Industrie 4.0 soll derzeit die vierte industrielle Revolution eingeleitet werden. Hiermit reiht sich der aktuelle Wandel in wichtige Schritte ein, etwa die Mechanisierung mittels Wasser und Dampfkraft oder die Massenfertigung mit elektrischer Energie und Fließbändern. [...]
Ziel der Industrie 4.0 ist eine umfassende Digitalisierung durch smarte Software und der bestehenden Produktion, die weit über das derzeitige Maß der Automatisierung hinausgeht.
Prinzipiell handelt es sich bei dem Begriff Industrie 4.0 um eine österreichische oder auch deutsche Wortschöpfung. Allerdings erstreckt sich die Idee, die Industrie weiterzuentwickeln, schon längst nicht mehr nur auf österreichische Unternehmen.
Mittlerweile hat sich die Idee in vielen weiteren Ländern verbreitet, allerdings unter anderen Bezeichnungen. In den USA werden die Veränderungen etwa als „Industrial Internet Consortium“ bezeichnet. Selbst in China werden ähnliche Ziele verfolgt, um den gewünschten Wandel vom Niedriglohnland zur globalen Industriemacht voranzutreiben. Südkorea, Japan und weitere Länder Europas folgen den Ideen Österreichs. Dies unterstreicht die Relevanz der Industrie 4.0 deutlich.
Was ist Industrie 4.0 eigentlich?
Hinter der Bezeichnung „Industrie 4.0“ verbirgt sich ein Zukunftsprojekt, welches in Deutschland entstanden ist. Dieses soll eine umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion durch passende Software und Maschinen ermöglichen. Die Ursprünge des Begriffs gehen auf eine Forschungsunion der deutschen Bundesregierung zurück, zudem wurde ein Projekt in der Hightech-Strategie geführt.
Im Jahr 2011 wurde diese Bezeichnung erstmals auf der Hannovermesse in der Öffentlichkeit genannt, geprägt durch Henning Kagermann, Wolf-Dieter Lukas und Wolfgang Wahlster. Es dauerte noch bis zum Oktober 2012, bis die deutsche Bundesregierung die Umsetzungsempfehlungen für das Projekt erhielt. Die Arbeit am Projekt findet in enger Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden, Unternehmen und der Wissenschaft statt.
Grundsätzlich besteht das Organisationsgestaltungskonzept der Industrie 4.0 aus vier einzelnen Prinzipien. Hierbei handelt es sich um die Vernetzung, die Informationstransparenz, die technische Assistenz und dezentrale Entscheidungen. Das Ziel: Die Maschinen, Geräte, Sensoren und Menschen sollen über das Internet vernetzt werden, um Probleme schneller zu lösen und die Autonomie im Rahmen der Produktion deutlich zu verbessern.
Software und Industrie 4.0
Um die Industrie 4.0 voranzutreiben ist der Einsatz von smarter Software notwendig. Individuelle Softwarelösungen tragen dazu bei, dass es möglich wird Softwaresysteme und neue Maschinen noch besser zu verknüpfen und wertvolle Daten einfacher zu verwerten. So kann durch eine bessere Verknüpfung von Maschine und Software zum Beispiel eine höhere Produktivität gewährleistet werden.
Vorteile der Industrie 4.0
Mit einer adäquaten Umsetzung und der fortschreitenden Digitalisierung im Unternehmen profitieren die Betriebe von vielfältigen Vorteilen. Hierzu gehört etwa eine flexible Produktion. Da meist viele Unternehmen bei der Fertigung eines Produkts beteiligt sind, ermöglicht die Vernetzung eine verbesserte Absprache, etwa in Bezug auf die Auslastung der Maschinen. Die genutzten Fabriken zeigen sich deutlich flexibler, da die Industrie 4.0 einen Aufbau der Produktionsstraßen in Modulen vorsieht. So können auch kleine Mengen zu bezahlbaren Preisen gefertigt werden.
Dank zahlreicher gesammelter Daten können die Abläufe zudem effektiv angepasst werden, um Potenzial für Verbesserungen zu erkennen. Außerdem ergeben sich hiermit neue Geschäftsfelder, etwa im Rahmen langfristiger Wartungen oder einer Überwachung der Funktionalität unterschiedlicher Maschinen aus der Ferne.
Aber auch für die Kunden kann die Industrie 4.0 attraktive Vorteile bieten. Hierzu gehören etwa günstigere Kosten aus der Produktion, die beim Verkauf weitergegeben werden können. Zudem rücken die Kunden und die Produzenten näher zusammen und können Daten für eine individuelle Produktion austauschen. Letzten Endes profitiert sogar die Umwelt. Durch eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft kann die Industrie 4.0 das Recycling verbessern, da bereits bei der Gestaltung die Weiterverwendungsmöglichkeiten angezeigt und beachtet werden.
Bedeutung der Industrie 4.0 für Österreich
Bei der Industrie 4.0 handelt es sich um einen großen Schritt, um die Attraktivität Österreichs aufrechtzuerhalten. Durch die Anpassung der Produktion können viele Produkte auch hier günstig gefertigt und an den Kunden verkauft werden. Der Umstieg auf moderne Technik sichert also langfristig Arbeitsplätze.
Allerdings ist es auch in Österreich noch ein großer Schritt, bevor die angestrebten Ziele umgesetzt werden können. Hierfür ist vor allem die mangelhafte Digitalisierung in vielen Betrieben verantwortlich. Vor allem kleinere Unternehmen verfügen kaum über die finanziellen Mittel für eine Umrüstung oder die Anschaffung teurer technischer Lösungen. Hier sind also Förderungen oder zusätzliche Anreize für die Betriebe notwendig.
Viele große und mittelständische Unternehmen zeigen hingegen bereits, welches Potenzial die Digitalisierung in der Produktion vorliegt. Mit einer fortschreitenden Digitalisierung können einzelne Ziele der Industrie 4.0 bereits erfolgreich eingesetzt werden. Auch in Deutschland sind zahlreiche Unternehmen auf dem richtigen Weg zur Digitalisierung, wie etwa eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung zeigt. Im Zeitraum von 2015 bis 2018 sank der Anteil der Unternehmen, die auf digitale Prozesse verzichteten, von 23 auf 15 Prozent
(Foto: @envatoelements, By westend61)
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