Dem Beratungsmarkt steht Zeitungsberichten zufolge eine Riesenübernahme bevor: Accenture habe Booz & Company bereits im Rahmen einer Due Diligence bewertet, heißt es. [...]
Über das Interesse des US-Beratungshauses Accenture berichtet das „Manager Magazin“ in seiner am 19. Juli erscheinenden Ausgabe. Sollte sich die Nachricht bewahrheiten, stünde eine der größten Übernahmen in der Branche seit Langem bevor. Angeblich hat Accenture das Strategieberatungshaus Booz bereits einer intensiven Prüfung unterzogen.
Accenture hat sein Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren erheblich umgebaut. Heute nimmt das Unternehmen rund 60 Prozent des Jahresumsatzes von knapp 28 Milliarden Dollar mit Beratungsleistungen ein, der Rest entfällt auf den nach und nach ausgebauten Outsourcing-Bereich. Damit kann das Unternehmen die sehr volatilen Einnahmen aus dem Consulting durch einen zuverlässigen Umsatzstrom aus dem Geschäft mit Betriebsservices abfedern. Das ist Accenture in den letzten Jahren sehr gut gelungen. Das Haus gilt als extrem finanzstark.
Seit einiger Zeit ist im gesamten Beratungsmarkt zu beobachten, dass die großen Anbieter ihre Beratungsleistungen in angrenzende Bereiche ausdehnen. So haben die führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ihre Management-, Organisations- und IT-Beratungseinheiten auf- und ausgebaut (teils durch Akquisitionen – siehe etwa die bevorstehende Übernahme von Roland Berger durch PWC, Deloitte oder Ernst & Young), während die Management-Consultants ihr IT-Profil geschärft haben. Die klassischen IT-Beratungshäuser bemühen sich wiederum vermehrt um Aufträge im Management- und Organisations-Consulting. Nicht zuletzt die bevorstehende Digitalisierung viele Geschäftsmodelle (etwa durch Industrie 4.0, M2M, Smart Grids, Connected Car) machen eine Verschmelzung von Management-, Prozess- und IT-Beratung attraktiv.
Vor diesem Hintergrund fügt sich eine mögliche Akquisition von Booz & Company durch Accenture ein. Die Strategieberatung Booz zählt mit geschätzten Umsätzen in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar Umsatz nicht zu den führenden Anbietern, sie reibt sich ähnlich wie Roland Berger zwischen den großen Generalisten und den kleinen Spezialisten auf. Bereits 2010 strebte Booz eine Fusion mit A.T. Kearney an, die letztlich aber nicht zustande kam. Schließt Booz sich künftig Accenture an, dann werden die Strategieberater bei den großen Kostensenkungs- und Transformationsprojekten von Accenture die Planung und Steuerung übernehmen, mutmaßt das Manager Magazin. Die genannten Unternehmen kommentierten die Meldung nicht.
* Joachim Hackmann ist Redakteur der deutschen Computerwoche.
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