Kindern geht zusehends das Recht auf Privatsphäre verloren. Dafür sind vor allem viele Eltern verantwortlich, die von Geburt an das Leben ihrer Sprösslinge mitdokumentieren und in sozialen Netzen veröffentlichen. [...]
Joanne Orlando, Forscherin an der University of Western Sydney, plädiert in The Sydney Morning Herald an die Eltern: „Kinder sind nicht dazu da, um soziale Experimente zu betreiben. Sie sind genauso wichtig wie Erwachsene und wir sollten ihre Privatsphäre respektieren, unabhängig von den neuesten Technologien, die wir gerne ausprobieren möchten.“
Die Forscherin zielt mit ihrer Mahnung darauf ab, dass immer mehr Eltern ihre Kinder mit einer GoPro-Actionkamera ausstatten, die auf einem Helm befestigt wird, um die Welt des Nachwuchses aus dessen Sicht nachzuverfolgen. Und natürlich werden diese Videos dann auch im Social Web mit den Freunden der Eltern geteilt. Laut einer amerikanischen Studie veröffentlichen immerhin zwei Drittel aller Eltern Fotos von ihren Kindern online.
Da die Daten das Netz nicht verlassen, könnten sie später auch von künftigen Arbeitgebern der Kinder in ihre Entscheidungen miteinbezogen werden. Die „eDNA“ könnte also auch im schlimmsten Fall Jobchancen mindern. Noch bedenklicher ist da die Datensammlungsaktion, die von US-Präsident Barack Obama kürzlich bewilligt wurde: Eine Initiative will das Leben von Kindern über zwei Jahrzehnte verfolgen und die Informationen in Datenbanken aufzeichnen. Diese beinhalten zum Beispiel, ob das Kleinkind schnell Freunde gefunden hat, der Teenager für Raufereien bestraft wurde oder das Kind an einer psychischen Störung gelitten hat.
Die Datenbank soll dazu dienen, Stärken und Schwächen des Bildungssystems herauszufiltern und es anzupassen. Dass dieses Data-Mining die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder verletzt, ist den amerikanischen Eltern bewusst. Aber dass Eltern aller Nationen selbst die Rechte ihrer Kinder verletzen, indem sie sehr intime Momente schon in frühester Kindheit in sozialen Netzwerken teilen, ist vielen nicht klar. (pte)
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