Das Oberhaus des britischen Parlaments, das "House of Lords", hat eine völlige Neuausrichtung des Bildungssystems gefordert. [...]
Ziel sei es, eine positive Entwicklung des Landes in einem konkurrierenden Umfeld. Die Politik sollte die digitale Bildung fest in den Lehrplan der Schulen integrieren. Die Fähigkeiten im Umgang mit neuen Technologien sollten so früh wie möglich vermittelt und vom Stellenwert her gleichbedeutend mit Kernfächern wie Mathematik oder Englisch angesehen werden.
„Computertechnologien bringen sowohl viele Chancen als auch Risiken“, heißt es in dem vom Digital Skills Committee des House of Lords erstellten Papier. Das Internet selbst sei heute zweifelsfrei ein grundlegender Bürgerservice, genauso wie Elektrizität oder die Wasserversorgung.
Wir befinden uns an einem Wendepunkt. Mit unserem Bericht stellen wir klar, dass eine radikale Neuausrichtung der Bildung von Menschen aller Altersgruppen erforderlich ist“, betont die Vorsitzende des Komitees, Baronin Morgan of Huyton. Es gehe darum, die Politik wachzurütteln. „Wenn wir nicht schnell etwas unternehmen, bleiben wir im digitalen Zeitalter zurück“, warnt die Expertin.
Initiativen seien „auf allen Ebenen der Talent-Pipeline“ – Grundschulen, höheren Schulen, Universitäten und anderen Weiterbildungseinrichtungen – nötig. So soll etwa ein eigenes Fach „digitale Bildung“ schon so früh wie möglich in den Lehrplan aufgenommen werden. Hierfür müssten allerdings auch die Lehrkräfte über das nötige Know-how verfügen. „Mehr als die Hälfte unserer IT-Lehrer sind dafür nicht ausreichend qualifiziert“, kritisiert die Baronin.
Gleichzeitig weist die Politikerin auch bestürzt auf den Umstand hin, dass in Großbritannien immer noch eine „digitale Spaltung“ der Gesellschaft zu beobachten sei. „Es ist einfach unakzeptabel, dass einige Regionen weiterhin ohne Breitbandzugänge auskommen müssen“, stellt Lady Morgan klar. Bis zum heutigen Tag gebe es noch sechs Mio. britische Bürger, die noch niemals das Internet genutzt hätten und knapp 9,5 Mio., die nicht über ausreichende digitale Fähigkeiten verfügen würden.
Dass es auch reichen Industriestaaten nicht gelingt, ihren Bewohnern immer und überall einen schnellen Zugang zum Web zu ermöglichen, zeigt sich nicht nur auf den britischen Inseln. „Auch bei uns ist die Anzahl der weißen Flecken in der Internetlandkarte nach wie vor erschreckend hoch“, weiß etwa Bernd Rudolph, zweiter Vorsitzender des deutschen Bundesverbands Initiative gegen digitale Spaltung, gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext zu berichten.
Insbesondere in ländlichen Gebieten Deutschlands müssten immer noch viele Menschen ohne eine entsprechende Infrastruktur auskommen. „Die digitale Kluft ist für eine Nation, die auf Hochtechnologie und Wissen setzt, völlig inakzeptabel, ja ein Armutszeugnis“, so das vernichtende Urteil Rudolphs. (pte)
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