Enterprise App Stores sollen die Softwarelandschaft ändern

Die Analysten von Gartner erwarten, dass Enterprise App Stores deutlich an Bedeutung gewinnen werden. [...]

Die starke Verbreitung mobiler Endgeräte und der gleichzeitige Erfolg von Mobile-Device-Management-(MDM-)Systemen in Unternehmen werde die Zahl der firmeneigenen App Stores rasant wachsen lassen. Bis 2017, so weissagen die Auguren, werden „25 Prozent der Unternehmen einen Enterprise App Store für das Management konzernweit freigegebener Mobile- und Desktop-Apps haben“. Sie versprächen sich davon eine bessere Kontrolle der von ihren Mitarbeitern genutzten Apps und der Softwarekosten. Zudem ergebe sich eine aussichtsreichere Verhandlungsposition gegenüber Softwarelieferanten – vorausgesetzt der App Store werde von den Mitarbeitern wirklich angenommen.
„Apps, die von öffentlichen App Stores für mobile Endgeräte heruntergeladen werden, schränken die IT-Sicherheit ein und torpedieren die Anwendungs- und Einkaufsstrategie“, warnt Gartner-Mann Ian Finley. „Bring your own Application“ (ByoA) sei für die Entwicklung einer tragfähigen Mobile-Strategie inzwischen genauso wichtig wie Bring your own Device (ByoD), und der Trend zu ByoA beginne Mobile Apps, Desktop- und Web-Anwendungen gleichermaßen zu beeinflussen. Gelinge es, einen unternehmensweiten App Store so einzuführen, dass Sicherheits-, Applikations-, Einkaufs- und Sourcing-Professionals an einem Strang ziehen, könnten die Probleme zumindest teilweise gelöst werden. Im Idealfall steige der Wert des Anwendungsportfolios. Sicherheitsrisiken, Lizenzgebühren und Administrationskosten gingen zurück.
MDM als Hintertür
Laut Gartner führt die immer größere Anzahl an mobilen Endgeräten und die zunehmende Akzeptanz von MDM-Lösungen zu einem schnell wachsenden Interesse an Enterprise App Stores. Heute böten die Unternehmen diverse Möglichkeiten für den Software-Download auf PCs an, ließen dabei aber Smartphones und Tablets noch außen vorn. Sie ständen vor der Aufgabe, einen standardisierten Support für alle Endgeräte einzuführen. Daher suchten sie nach Möglichkeiten, mobile Anwendungen effizient auszurollen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass oft schwerfälligere Inhouse-Anwendungen mobilisiert werden sollen, was auf mobilen Endgeräten zu Komplikationen führen könne.
„Viele Firmen haben sich informiert, ob ihre spezifischen Anforderungen mit den gängigen MDM-Suiten abgedeckt werden können“, beobachtet Phillip Redman, Research Vice President bei Gartner. Die meisten Anbieter lösten die Rollout-Problematik noch mit Agententechnik auf den jeweiligen Endgeräten. Seinen Ausführungen zufolge gibt es aber auch schon einige Lieferanten, die anspruchsvolle App Stores anbieten könnten. Darin werden Unternehmens- und Drittanwendungen gehostet, Smartphones, Tablets und PCs greifen darauf zu. Binnen der nächsten anderthalb Jahre werde es jede Menge Implementierungen geben, weil die Entwicklung von mobilen Apps und der Support von MDM den Trend beschleunigen werde.
Laut Redman sind viele Unternehmen gerade in der Prüfphase. Sie bevorzugten Anbieter, die ihnen einen Cross-Plattform-Support für Web-, PC- und Mobile-Apps garantieren können und ein breites Spektrum an Endgeräten unterstützen. App Stores seien oft schon Bestandteil ausgereifter MDM-Pakete oder könnten mit ihnen im Paket erworben werden.
Den Analysten zufolge bietet ein Enterprise App Store Firmen einen Weg, um Unternehmenssoftware-Lizenzen einfacher zu beschaffen, besser zu kontrollieren und effektiver zu automatisieren. Indem die Softwareauswahl an den End-User delegiert wird, können auch Kosten- und Performance-Entscheidungen an die Endverbraucher abgegeben werden. Sie seien in der Lage, eine bessere Auswahl zu treffen, weil sie ihre eigenen Anforderungen genau beurteilen könnten und mit ihrem Kaufverhalten das Budget ihrer Fachabteilung beeinflussten.
Enterprise App Stores führen den Analysten zufolge zu einem breiteren Angebot für den Endverbraucher weil der Verhandlungsspielraum mit den Herstellern größer werde und sich mehr Spielraum für günstige Lizenzbedingungen und Preisnachlässe ergebe.
Können Anwender nicht aus einem breiten Fundus an Apps wählen, werden sie den App Store irgendwann links liegen lassen, sagt Gartner. Der Store müsse der „natürliche Weg“ sein, um auf gute Apps aufmerksam zu werden, neue Anwendungen im Unternehmen zu verteilen, Feedback an die Entwicklungsteams zu geben und vielleicht sogar ein wenig Konkurrenz unter den Entwicklern zu schüren. All das werde zu besseren Lösungen führen. „Allerdings ist eine dramatische Wachstumskurve bei den angebotenen Apps die Vorbedingung“, so die IT-Marktforscher.
„Die Implementierung sollte als Teil einer unternehmensweiten Anwendungsstrategie gesehen werden, nicht als Teil der Infrastrukturstrategie“, sagt Brian Prentice, Research Vice President bei Gartner. Der wichtigste Erfolgsfakor sei ein hoher App-Bestand, weshalb die Anwendungsfürsten die Hoheit über den Enterprise App Store haben müssten – allerdings in enger Zusammenarbeit mit anderen Teams. Zudem gebe das, was die Anwender an Apps herunterladen und nutzen, wichtige Hinweise darauf, welche Art von Lösungen für welchen Nutzertyp werthaltig sei.
Gartner empfiehlt IT-Abteilungen, großen Wert auf die Pflege des Enterprise App Stores zu legen. Anstelle des klassischen Ansatzes, ausgewählte Geräte und Softwareprodukte zu pflegen, gehe es nun darum, nachvollziehbare Policies zur App-Pflege – etwa für das Ausmustern veralteter oder von Schadcode befallener Apps – durchzusetzen, so wie man das von den klassischen öffentlichen App Stores her kenne.
* Heinrich Vaske ist Redakteur der Computerwoche.


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