ERP-Trends für 2024: KI, Nachhaltigkeit und Datenökonomie

Laut proALPHA, einem Anbieter von ERP+ Softwarelösungen, sind Künstliche Intelligenz (KI), Nachhaltigkeitsmanagement und Initiativen zur Förderung einer künftigen Datenökonomie die wichtigsten Trendthemen, die Unternehmen im Bereich ERP-Systeme im Jahr 2024 im Blick haben sollten. [...]

Björn Goerke, CTO bei proALPHA (c) proALPHA
Björn Goerke, CTO bei proALPHA (c) proALPHA

„Generell stehen Unternehmen vor der Herausforderung, schneller und flexibler auf Märkte, geopolitische Krisen sowie auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren zu können“, so Björn Goerke, CTO bei proALPHA. „Nur diejenigen, die sich mit den abzeichnenden Trends im ERP-Umfeld intensiv auseinandersetzen, werden ihr Unternehmen auf die notwendigen Transformationen – wie der sogenannten Twin Transformation, bestehend aus Digital- und Nachhaltigkeitstransformation – entsprechend vorbereiten können. Zudem gilt es, Antworten auf aktuelle und zukünftige Krisen sowie die stark verschärfte gesetzliche Regulatorik – beispielsweise bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung oder dem Lieferkettengesetz – zu finden und somit wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Gerade AI ist kein Spielzeug mehr, sondern entscheidet zunehmend, wer einen Wettbewerbsvorteil erlangt, oder nicht. Zudem sollten Entscheider sich verstärkt mit Initiativen zur Etablierung einer deutschen oder europäischen Datenökonomie, wie etwa Manufacturing-X, beschäftigen. Denn nur wer seine Daten und Systeme auf diese Entwicklung entsprechend vorbereitet, wird in der Lage sein, bei diesem globalen Wettrennen vorn mit dabei zu sein“, so Goerke weiter.

Die Top-3-Trendthemen im ERP-Bereich für das Jahr 2024:

Künstliche Intelligenz – insbesondere Large-Language-Modelle (LLM) wie ChatGPT: Vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung von AI wird ihre Integration in ERP-Systeme beziehungsweise Business-Anwendungen für Unternehmen in diesem Jahr zunehmend an Bedeutung gewinnen. AI trägt nicht nur dazu bei, die steigende Komplexität und Menge von Geschäftsdaten zu bewältigen, sondern schafft auch innovative Wege zur Optimierung, Beschleunigung und Effizienzsteigerung von Geschäftsprozessen. Zudem eröffnet sie neue Möglichkeiten, Unternehmensentscheidungen datengetrieben zu treffen. AI kann unter anderem als eine Art digitaler Unternehmensberater, Wissensmanager und Innovationstreiber fungieren. Auf was Unternehmen besonders achten sollten, haben die Experten von proALPHA im Blog „AI-gestützte ERP-Systeme: Wenn auf Daten Taten folgen“ eingehend beschrieben. 

Durch ChatGPT wird die natürliche Sprachverarbeitung auf ein neues Niveau gehoben und die Kommunikation zwischen Anwendern und dem ERP-System verbessert. Jedoch hat ihre Integration nicht nur das Potenzial, die Intelligenz des ERP-Systems zu steigern, sondern auch innovative Lösungen für eine agile, anpassungsfähige und benutzerfreundliche Unternehmensführung hervorzubringen. So kann beispielsweise das Wissensmanagement durch ChatGPT unterstützt werden, um eine effiziente Informationsabfrage und -verwaltung zu ermöglichen. Das kann durch Frage-Antwort-Systeme, Support in natürlicher Sprache, Content-Erstellung, chatbasiertes Wissensmanagement und die Verwaltung unstrukturierter Informationen geschehen.

Nachhaltigkeitsmanagement: Aufgrund der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) sind ab Januar 2024 auch viele mittelgroße Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. In Anbetracht dieser zunehmenden Regularien und Gesetzgebungen sowie dem gesellschaftlichen Bewusstsein für Umweltthemen müssen Unternehmen nachhaltige Geschäftspraktiken implementieren. Die im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie „CO2-Management mit Business Software“ der CIBA in Zusammenarbeit mit dem FIR an der RWTH Aachen im Auftrag von proALPHA zeigt, dass ERP-Systeme die höchste Informationsverfügbarkeit bieten. Kombiniert mit Maschinen- und Betriebsdaten aus dem MES (Manufacturing Execution System) decken sie 70 Prozent der Informationen ab, die für die Bilanzierung von CO2-Emissionen erforderlich sind. ERP- und MES-Systeme punkten demnach mit einer guten Informationsverfügbarkeit zur Erfassung der für das GHG-Protokoll nötigen Informationen. Auf dieser Basis können Unternehmen aufbauen.
 
Für eine effiziente Bilanzierung und effektive Emissionsreduktion braucht es allerdings ergänzend dedizierte CO2-Management-Tools. Ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement, integriert in die ERP-Systeme, ermöglicht es Unternehmen, ihre Umweltauswirkungen zu analysieren, den Ressourcenverbrauch zu optimieren und sozial verantwortliche Lieferketten zu fördern. Das umfasst auch die Integration von Reporting-Funktionen, um Transparenz für Kunden, Investoren und andere Stakeholder zu schaffen. Zusätzlich können ERP-Systeme Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltige Praktiken in ihre Geschäftsstrategien aufzunehmen. Dazu gehört etwa die Auswahl umweltbewusst operierender Lieferanten, die effiziente Nutzung erneuerbarer Energiequellen und die Optimierung von Produktionsprozessen im Sinne der Nachhaltigkeit.

Initiativen zur Förderung der Datenökonomie wie Manufacturing-X: Seit dem 11. Januar 2024 gilt der EU Data Act. Er zielt darauf ab, eine erhöhte Wertschöpfung aus Daten zu erzielen, indem er einen geregelten Datenaustausch und eine faire Datennutzung zwischen Unternehmen, Verbrauchern und öffentlichen Einrichtungen sicherstellt. Den von führenden Unternehmen, Verbänden und der Bundesregierung getriebenen Initiativen wie Manufacturing-X wird damit der Weg geebnet. Manufacturing-X reiht sich ein in die großen X-Initiativen, die Europa als Datenökonomie voranbringen, und profitiert von den in diesen Projekten bereits entwickelten Grundlagen. Zur Erinnerung: Gaia-X ist die europäische Plattform zum Austausch von Daten und Catena-X ist das Pendant speziell für die Automobilindustrie. Das Ziel der X-Initiativen ist die Schaffung eines einheitlichen Marktes, der einen ungehinderten Datenfluss innerhalb der Europäischen Union und über Sektoren hinweg ermöglicht.
 
Obwohl sich bei Manufacturing-X in einem ersten Schritt hauptsächlich große Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Fertigungsindustrie engagieren, sollte der Mittelstand die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und interne Prozesse bereits heute optimieren. Denn das sichere, offene und skalierbare Datennetzwerk wird kommen, und die Fähigkeit zur Beteiligung wird maßgeblich über die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen entscheiden.
 
Es gilt daher, das eigene Unternehmen und den Datenbestand zunehmend fit für die anstehende Datenökonomie zu machen und sich deshalb folgende Fragen zu stellen:

  • Wie hoch ist der Digitalisierungsgrad der Gesamtorganisation inklusive der Mitarbeitenden?
  • Ist technologisch alles up-to-date? Befinden sich das ERP-System und weitere Business Anwendungen im Unternehmen auf einem aktuellen Releasestand? Funktioniert das Stammdatenmanagement? Sind die Daten bereinigt und lassen sie sich in Datenräume wie Manufacturing-X integrieren?
  • Welche Fertigungsdaten werden erfasst? Was wird gemessen und ausgelesen? Welche Informationen wären darüber hinaus interessant und wie lassen sie sich gewinnen?

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