Erstes Kunden-Rechenzentrum in Österreich mit EN-50600-Zertifikat

eww ITandTEL erreichte CIS-Zertifizierung nach dem neuen Europa-Standard für Data Center. [...]

eww ITandTEL Hightech-Datacenter Marchtrenk. (c) eww ag
eww ITandTEL Hightech-Datacenter Marchtrenk. (c) eww ag

Als erstes Kunden-Rechenzentrum in Österreich wurde Anbieterangaben zufolge das neue Data Center der eww ITandTEL nach der europäischen Norm EN 50600 für „Infrastrukturen von Rechenzentrenzertifiziert – besiegelt wurde das Pionier-Projekt von der Zertifizierungsorganisation CIS. Die Auditierung und Zertifizierung von Rechenzentren entwickelt sich als neuer Trend in Europa, nachdem dies in den USA bereits seit Jahren marktbeherrschend ist. Unabhängig von der amerikanischen ANSI/TIA 942 entstand das europäische Gegenstück EN 50600. „Vermehrtes Outsourcing, auch kritischer Services, sowie neue Technologien im Zusammenhang mit Digitalisierung, Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz stellen heute höhere Anforderungen an Rechenzentren als jemals zuvor,“ erklärt CIS-Auditor Peter Wörgötter: „Vor allem Großkunden verlangen immer öfter einen vergleichbaren Nachweis für das erforderliche Verfügbarkeitsniveau der Infrastruktur sowie für das Niveau der physischen und umgebungsbezogenen Sicherheit, welcher ohne Zertifikat schwer zu erbringen ist.“

High End Services

Das kann auch IT-Dienstleister eww ITandTEL bestätigen, Betreiber von mittlerweile acht Rechenzentrumsstandorten in Österreich. „Der neu errichtete Standort in Marchtrenk wird Großkunden digitale Produkte und Dienstleitungen zur Verfügung stellen, die Hochsicherheit, Hochverfügbarkeit und höchsten physischen Zutrittsschutz erfordern“, erklärt IT-Sicherheitsbeauftragter Martin Leeb. Diese Ausrichtung auf High End Services machte eine Zertifizierung nach EN 50600 zur logischen Folge. Mit einem sportlichen Zeitplan wurde das Projekt von der Entscheidung bis zum Betrieb inklusive CIS-Zertifizierung innerhalb eines Jahres realisiert.

Planung und Betrieb nach EN 50600

Schon die gesamte Planung wurde nach EN 50600 ausgerichtet, was auch die Intention der Norm ist – wobei sich aber bestehende Rechenzentren durch entsprechende Adaptierungen ebenfalls zertifizieren lassen. „Die Sicherheitsmaßnahmen fangen bei der Grundstückssuche an: Faktoren wie die geologische Beschaffenheit, Wahrscheinlichkeit von Erdbeben und Hochwasser oder Flugverkehr-Frequenz waren einzubeziehen,“ berichtet Martin Leeb, der der Norm eine große Praxistauglichkeit bescheinigt. Insgesamt deckt EN 50600 die Planung und den Betrieb der RZ-Infrastruktur ab, was Faktoren wie die Gebäudekonstruktion, Stromversorgung, Umgebungsbedingungen, Verkabelung sowie Schutz- und Zutrittssysteme umfasst.

Risikoanalyse als Basis

Ähnlich wie die IT-affinen ISO-Standards fordert EN 50600 eine anfängliche Risikoanalyse. „Die Risikoanalyse verpflichtet Verantwortliche dazu, sich mit in der Praxis oftmals unterschätzten Fragestellungen detailliert auseinander zu setzen“, betont Gernot Frauscher, der bei Rechenzentrumsprojekten als Planer und Berater fungiert und an der Weiterentwicklung der EN 50600 im Normungsgremium als Editor mitarbeitet. Themen, die von vielen Unternehmen unterschätzt werden, betreffen etwa die Klassifizierung von Zonen, Räumen und Türen oder auch die redundante Stromversorgung. „Bei einem zweiten Dieselaggregat stellt sich die Frage der Rechtfertigung. Allerdings häufen sich durch die heißen Sommer Stromausfälle aufgrund von Erdschlüssen, bei denen ganze Regionen ohne Stromversorgung dastehen. Die Norm hilft dem Management entsprechend der Business Ziele zu klassifizieren, ob etwa ein zweites Dieselaggregat sinnvoll wäre oder nicht“, erläutert RZ-Experte Gernot Frauscher. Ein wichtiges Thema sei auch die separierte Verkabelung, also die räumlich getrennt verlaufende doppelte Verkabelung bis zu jedem einzelnen Server-Rack. Frauscher meint pointiert: „Das Top-Management fordert höchste Sicherheit zu niedrigen Kosten. Die Norm EN 50600 unterstützt Verantwortliche dabei, einen wirtschaftlich und sicherheitstechnisch sinnvollen Weg zu finden und zu argumentieren.“

Im Falle der eww ITandTEL stand auch der Vorstand der eww AG von Anfang an voll und ganz hinter dem Zertifizierungsziel. Martin Leeb: „Unser neues Rechenzentrum wurde nach modernsten Kriterien für Hochverfügbarkeit und Hochsicherheit errichtet – das möchten wir auch an unsere Kunden kommunizieren. Dafür dient das EN-50600-Zertifikat als anerkannter Nachweis.“

eww ITandTEL Hightech-Datacenter Marchtrenk. (c) eww ag


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