Ethik-Kodex fordert mehr Verantwortung im Netz

Das Diplomatic Council legt Grundsätze für öffentliche Kommunikation und Meinungsbildung vor. [...]

Für Privatpersonen, die ihre Meinung öffentlich im Netz äußern, sollten die gleichen Maßstäbe hinsichtlich Sorgfalt und Ausgewogenheit gelten wie für professionelle Medien oder andere Institutionen, die maßgeblich an der öffentlichen Meinungsbildung mitwirken. Das ist einer der wichtigen Grundsätze des „DC Kodex Öffentliche Kommunikation“, den jetzt das Diplomatic Council (DC) veröffentlicht hat, ein mit Beraterstatus bei der UNO versehener internationaler Think Tank.

„Ein solcher Kodex war überfällig in einer Zeit, in der die öffentliche Diskussion jeden Maßstab verloren zu haben scheint und Vermutungen und Empfindungen die öffentliche Meinung stärker als Tatsachen und überzeugende Argumente prägen“, sagt Klaus-Ulrich Moeller, Chefredakteur des Autorenteams, das den Kodex entwickelt hat. Der ehemalige Kommunikationschef großer globaler Konzerne ist im Diplomatic Council als DC Commissioner for UN Affairs regelmäßig mit anspruchsvollen Kommunikationsaufgaben betraut.

Der zehn Punkte umfassende unabhängige Kodex versteht sich als Ergänzung zu eventuellen politischen und rechtlichen Schritten, um die oft hasserfüllte und beleidigende Kommunikation im Netz in den Griff zu bekommen. Da Privatpersonen immer öfter als Informationsquelle und Nachrichten-Geber im Netz auftreten und damit eine wichtige Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung spielen, müssten sie sich den gleichen Spielregeln unterwerfen wie öffentliche Einrichtungen.

„Das Netz ist keine Spielwiese für wirre Behauptungen, Lügen, alternative Fakten, Beleidigungen oder pure, oft böswillige Vermutungen“, heißt es beim Diplomatic Council. Zur Verantwortung gehörten auch im Netz Quellenangaben, Prüfungen auf Plausibilität, kritisches Hinterfragen der Interessen des Absenders und eine skeptische Grundhaltung: „Nur so lassen sich letztendlich auch durch Bots verbreitete Kampagne erkennen und entlarven“, sagt Moeller.

Der Kodex greift aber weiter und nimmt auch die klassischen „Eliten“ und Institutionen in die Pflicht. Diese hätten in den letzten Jahren massiv an Glaubwürdigkeit verloren. Grund dafür sei eine „Halbwelt aus Übertreibungen, bewusst unpräzisen Behauptungen oder gezielt verzerrter Wiedergabe der Realität, an denen auch Medien, Unternehmen und beispielsweise Werbung nicht schuldlos sind“, sagt Moeller. Der Kodex ist als Selbstverpflichtung und Impuls für jeden konzipiert, seinen eigenen Beitrag zur öffentlichen Kommunikation und Meinungsbildung kritisch zu überdenken.


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