Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme des größten Teils der Geräte- und Service-Sparte der Nokia Corporation durch die Microsoft Corporation nach der EU-Fusionskontrollverordnung freigegeben. [...]
Die im September bekanntgegebene Übernahme des Handy-Pioniers Nokia durch den Softwareriesen Microsoft wurde jetzt von den EU-Wettewerbshütern genehmigt. „Die Kommission gelangte nach eingehender Prüfung zu dem Schluss, dass die Übernahme keinerlei Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken gibt. Die Tätigkeiten der beiden Unternehmen überschneiden sich nur in geringem Maße. Zudem ist es unwahrscheinlich, dass Wettbewerber aufgrund der Verbindungen zwischen den mobilen Betriebssystemen, den mobilen Anwendungen und der für Unternehmen bestimmten E-Mail-Server-Software von Microsoft und den von Nokia angebotenen intelligenten Mobilgeräten vom Markt ausgeschlossen werden“, so die Kommission in ihrer Begründung
Die EU stellte bei ihrer Überprüfung fest, „dass die Überschneidung der Tätigkeiten der beiden Unternehmen in diesem Bereich nur minimal ist und mehrere starke Konkurrenten (z. B. Samsung und Apple) weiterhin mit dem aus der Übernahme hervorgehenden Unternehmen im Wettbewerb stehen werden“.
Es wäre unwahrscheinlich, dass Microsoft den Verkauf seiner Windows-Betriebssysteme für intelligente Mobilgeräte an dritte Gerätehersteller nach der Übernahme einschränken werde, denn Microsoft hätte nur einen kleinen Anteil am Markt für mobile Betriebssysteme. Darüber hinaus dürfte Microsoft, um besser mit den führenden Android- und Apple-Betriebssystemplattformen konkurrieren zu können, weiterhin auf dritte Geräteanbieter angewiesen sein, um die Akzeptanz seitens der Verbraucher zu steigern und Entwickler von mobilen Apps für sich zu gewinnen.
Auch bei den Office-Apps und Skype sieht die EU keine Gefahr, dass die Konkurrenz künftig augeschlossen wird. Nach Auffassung der Kommission fallen etwaige Wettbewerbsbedenken, die sich in Bezug auf die nach der Veräußerung erfolgende Lizenzierung der in Nokias Eigentum verbleibenden Patente für intelligente Mobilgeräte ergeben, nicht in den Anwendungsbereich der EU-Fusionskontrollverordnung. „Die Kommission kann derartigen Bedenken bei der Bewertung der geprüften Übernahme nicht Rechnung tragen, denn Nokia tritt als Veräußerer auf, wohingegen sich die Prüfung der Kommission auf das aus der Übernahme hervorgehende Unternehmen bezieht. Die Kommission wird jedoch wachsam bleiben und die Lizenzierungspraktiken von Nokia nach der Übernahme auf der Grundlage der EU-Kartellvorschriften, insbesondere Artikel 102 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), der die missbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung untersagt, aufmerksam verfolgen“, so die EU-Kommission in Ihrer Aussendung.
Damit sind die beiden Konzerne einen wichtigen Schritt weiter gekommen, ihren Deal abzuschließen. Laut Nokia müssen jedoch immer noch Behörden in elf Ländern zustimmen, darunter China. Die Finnen gehen davon aus, das Geschäft im ersten Quartal 2014 unter Dach und Fach zu haben. (rnf)
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