EU-Kommission genehmigt Übernahme von Alcatel-Lucent durch Nokia

Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von Alcatel-Lucent durch Nokia nach der EU-Fusionskontrollverordnung freigegeben. Der Zusammenschluss gibt nach Auffassung der Kommission keinen Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken, da die Unternehmen keine engen Wettbewerber sind und auch nach der Übernahme mit zahlreichen anderen starken, weltweit tätigen Anbietern konkurrieren. [...]

Mit einem Milliarden-Angebot hat Nokia seinen Mitbewerber Alcatel-Lucent im April zur „Heirat“ überredet. Als neuen Namen für den gemeinsamen Großkonzern wünsche man sich „Nokia Corporation“, der Hauptsitz soll in Finnland sein, hieß es damals. Den Franzosen wird immerhin eine „starke Präsenz“ in ihrem eigenen Land zugesichert.

Die Kommission hat nun die Auswirkungen des Vorhabens auf den Wettbewerb bei mobilen Netzgeräten einschließlich Funkzugangsnetzgeräten (für die Netzverbindung von Mobilfunkgeräten) und Kernnetz-Systemen (beispielsweise für die Kartierung von Telefonanrufen und Datenverkehr) geprüft. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass die beiden Unternehmen zwar bei manchen Gerätetypen gemeinsam Marktanteile von ungefähr 30 Prozent oder mehr erreichen, sich in ihren Tätigkeiten aber letztendlich nur in begrenztem Umfang überschneiden. Nokia ist demzufolge im Europäischen Wirtschaftsraum stark vertreten, wo Alcatel-Lucent nur geringe Marktanteile hat; auf dem nordamerikanischen Markt wiederum ist Alcatel-Lucent stark präsent, während Nokia dort eher in begrenztem Umfang aktiv ist.

Ferner seien weitere starke Wettbewerber auf dem Markt vertreten: Ericsson und Huawei sind gemeinsam mit Nokia die wichtigsten Anbieter in Europa, wo auch ZTE (China) und Samsung (Korea) vertreten sind. ZTE und Samsung verfügen zwar momentan nur über geringe Marktanteile; diese spiegeln in den Augen der Kommission jedoch nicht die tatsächliche Bedeutung dieser beiden Unternehmen für den Wettbewerb wider. Insbesondere Samsung dürfte dank der jüngsten Mobilfunkgeräte-Generation (4G, die inzwischen in den Handel gelangt ist, und 5G) in naher Zukunft eine größere Rolle spielen. Ferner hat die Untersuchung der Kommission auch ergeben, dass es für neue oder kleine Anbieter durch den Zusammenschluss nicht schwieriger würde, auf dem Markt Fuß zu fassen oder zu expandieren.

Die Kommission hat auch geprüft, ob das Vorhaben Verhaltensabstimmungen der verbleibenden Anbieter auf den betroffenen Märkten Vorschub leisten könnte. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass die Übernahme die Marktstruktur nicht so signifikant verändern würde, dass Verhaltensabstimmungen einfacher würden. Dagegen sprechen insbesondere die Bedeutung technischer Innovationen und die fehlende Transparenz auf den betroffenen Märkten.

Das Vorhaben wurde am 19. Juni 2015 bei der Kommission zur Genehmigung angemeldet. (pi)


Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Christoph Mutz, Senior Product Marketing Manager, AME, Western Digital (c) AME Western Digital
Interview

Speicherlösungen für Autos von morgen

Autos sind fahrende Computer. Sie werden immer intelligenter und generieren dabei jede Menge Daten. Damit gewinnen auch hochwertige Speicherlösungen im Fahrzeug an Bedeutung. Christoph Mutz von Western Digital verrät im Interview, welche Speicherherausforderungen auf Autohersteller und -zulieferer zukommen. […]

Andreas Schoder ist Leiter Cloud & Managend Services bei next layer, Alexandros Osyos ist Senior Produkt Manager bei next layer. (c) next layer
Interview

Fokus auf österreichische Kunden

Der österreichische Backup-Experte next layer bietet umfassendes Cloud-Backup in seinen Wiener Rechenzentren. Im Interview mit ITWelt.at erläutern Andreas Schoder, Leiter Cloud & Managed Services, und Alexandros Osyos, Senior Produkt Manager, worauf Unternehmen beim Backup achten müssen und welche Produkte und Dienstleistungen next layer bietet. […]

Miro Mitrovic ist Area Vice President für die DACH-Region bei Proofpoint.(c) Proofpoint
Kommentar

Die Achillesferse der Cybersicherheit

Eine immer größere Abhängigkeit von Cloud-Technologien, eine massenhaft mobil arbeitende Belegschaft und große Mengen von Cyberangreifern mit KI-Technologien haben im abgelaufenen Jahr einen wahrhaften Sturm aufziehen lassen, dem sich CISOS ausgesetzt sehen. Eine große Schwachstelle ist dabei der Mensch, meint Miro Mitrovic, Area Vice President DACH bei Proofpoint. […]

Alexander Graf ist Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH. (c) Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH
Interview

Absicherung kritischer Infrastrukturen

NIS2 steht vor der Tür – höchste Zeit, entsprechende Maßnahmen auch im Bereich der Operational Technology (OT) zu ergreifen. »Wenn man OT SIEM richtig nutzt, sichert es kritische Infrastrukturen verlässlich ab«, sagt Alexander Graf, Experte für OT-Security (COSP) und Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH, im ITWelt.at-Interview. […]

Brian Wrozek, Principal Analyst bei Forrester (c) Forrester
Interview

Cybersicherheit in der Ära von KI und Cloud

Die Bedrohungslandschaft im Bereich der Cybersicherheit hat sich zu einer unbeständigen Mischung von Bedrohungen entwickelt, die durch zunehmende Unsicherheit und steigende Komplexität bedingt ist. Zu diesem Schluss kommt der Report »Top Cyber-security Threats In 2024« von Forrester. ITWelt.at hat dazu mit Studienautor Brian Wrozek ein Interview geführt. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*