EU: Neues Beratungsgremium für Nutzung der UHF-Frequenzen durch TV und drahtloses Breitband

Pascal Lamy steht an der Spitze eines neuen Beratungsgremiums für die künftige Nutzung der UHF-Frequenzen durch das Fernsehen und drahtlose Breitbanddienste. [...]

Pascal Lamy, Ehrenpräsident von Notre Europe – Institut Jacques Delors, ehemaliger Chef der Welthandelsorganisation und ehemaliges Mitglied der Europäischen Kommission, und Vertreter der europäischen Rundfunkveranstalter, Netzbetreiber, Mobilfunkunternehmen und Technikverbände sind aufgerufen, der Europäischen Kommission innerhalb von sechs Monaten Vorschläge zur effektivsten Nutzung der Frequenzen im UHF-Band (470-790 MHz; ein Teil der „Digitalen Dividende“, die im Zuge der Digitalisierung der TV-Ausstrahlung freigeworden ist) in den kommenden Jahrzehnten vorzulegen.

Angesichts des rasanten Anstiegs der Nachfrage nach Funkfrequenzen aufgrund neuer Rundfunk- und Internetangebote fordert die für die Digitale Agenda zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes schnelle Ergebnisse: Bis Juli 2014 soll ein Abschlussbericht vorgelegt werden. „Wenn Europa die neuesten Fernseh- und Internet-Entwicklungen ausschöpfen will, müssen wir die Funkfrequenzen effektiver nutzen“, erklärte Kroes. „Deshalb müssen wir uns erneut darüber einigen, wie die für Breitbanddienste bestimmten Frequenzen genutzt werden sollen. Deshalb habe ich auch dafür gesorgt, dass die Frequenzkoordinierung im Breitbandbereich bei unseren Anstrengungen zur Schaffung eines Telekommunikationsbinnenmarkts einen hohen Stellenwert einnimmt.“

Pascal Lamy sagte hierzu: „Ich erwarte schwierige Diskussionen. Niemand wird alles bekommen, was er will, aber ich bin zuversichtlich, dass wir auf der Grundlage einer offenen Diskussion und der Bereitschaft, die Gespräche auf strategischer Ebene zu führen, zu einer kohärenten Vision für Europa kommen können.“

Die Empfehlungen der Gruppe sollen der Kommission dabei helfen, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten einen langfristigen strategischen Regulierungsansatz für die künftige Nutzung des gesamten UHF-Bandes, einschließlich der Möglichkeiten einer gemeinsamen Nutzung von Teilen des Frequenzbandes, auszuarbeiten.

„Die Fernsehgewohnheiten der jungen Menschen unterscheiden sich drastisch von denen meiner Generation“, so Kroes weiter. „Deshalb müssen die Vorschriften so angepasst werden, dass mehr und besseres Fernsehen sowie mehr und bessere Breitbanddienste möglich werden. Die gegenwärtige Art der Frequenzzuteilung ist den Verbrauchergewohnheiten der Zukunft – die sich durch umfangreiche Nutzung audiovisueller Dienste über Breitband und IPTV auszeichnen werden – nicht gewachsen.“

Die Gruppe wurde beauftragt zu prüfen, wie Europa die Bereitstellung und Nutzung audiovisueller Inhalte und Daten mittel- bis langfristig handhaben kann, und soll Wege finden, die folgenden 4 Herausforderungen zu bewältigen:
  • Wie werden die (terrestrische) Bereitstellung und der Empfang audiovisueller Inhalte (u. a. das lineare Fernsehen) künftig aussehen?
  • Wie sichern wir, dass das öffentliche Interesse und der Verbrauchernutzen bei gleichzeitiger Förderung des Marktwandels gewahrt bleiben?
  • Welche strategischen Fragen ergeben sich – angesichts der ersten Herausforderung – durch die Frequenznutzung im UHF-Band? Welche Regulierungsaufgaben kommen der EU bei der Koordinierung der Entwicklungen zu?
  • Was sind die finanziellen Aspekte einer terrestrischen Plattform für die Rundfunkausstrahlung und Internetnutzung der Zukunft?

Die erweiterten UHF-Frequenzen, u. a. auch das 800-MHz-Band, werden hauptsächlich für den Rundfunk, mobile Breitbanddienste und drahtlose Mikrofone genutzt. Sowohl der Breitband- als auch der Rundfunksektor haben ein großes Interesse daran, die künftige Nutzung dieses stark nachgefragten Frequenzbands zu sichern. Einige Mitgliedstaaten erwägen, einen Teil ihrer Frequenzen im 700-MHz-Band für drahtlose Breitbanddienste zu reservieren, was sich der EU zufolge auf Anbieter von terrestrischem Rundfunk in den jeweiligen Nachbarländern auswirken würde. (pi/rnf)


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