EU steckt 22 Mrd. Euro in Mikroelektronik-Initiative

Das „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) im Bereich Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien umfasst insgesamt 100 Unternehmensprojekte aus 20 europäischen Staaten. Sie sollen Europa grüner, digitaler und resilienter machen. [...]

Foto: Fortinet

Von diesen 100 Projekten wurden nun alle 68 genehmigungspflichtigen Projekte beihilferechtlich durch die Europäische Kommission bewilligt. Diese werden als direkte Partner das IPCEI vorantreiben. Darüber hinaus werden 32 sogenannte assoziierte Partner über weitere Förderinstrumente der Mitgliedstaaten unterstützt, ohne die Notwendigkeit einer beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Kommission. Neben Österreich sind auch Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Malta, die Niederlande, Polen, Rumänien, die Slowakei, Spanien und Tschechien mit direkten Partnern beteiligt. Belgien, Ungarn, Lettland, Portugal, Slowenien und Norwegen (als EFTA-Staat) sind ausschließlich mit assoziierten Partnern beteiligt. Zudem kooperieren die Partner des IPCEI in insgesamt 884 kollaborativen Interaktionen mit 591 relevanten Akteuren entlang der Wertschöpfungskette.

Das IPCEI umfasst ein Gesamtinvestitionsvolumen von bis zu 21,8 Milliarden Euro. Die direkten Partner erhalten staatliche Beihilfen in Höhe von bis zu 8,1 Milliarden Euro. Diese lösen private Investitionen von insgesamt bis zu 13,7 Milliarden Euro aus. Die öffentliche Unterstützung durch das Klimaschutzministerium (BMK) und das Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) ermöglicht Österreich eine Teilnahme mit sechs Unternehmen. Gemeinsam werden Beihilfen in Höhe von bis zu 175 Millionen Euro bereitgestellt. Diese setzen sich aus 125 Millionen Euro über die Mittel des Europäischen Wiederaufbaufonds sowie aus 50 Millionen Euro an zusätzlichen nationalen Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft zusammen. Vertreterinnen und Vertreter der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und des Austria Wirtschaftsservice (aws) waren mit ihrer Expertise – wie schon bei vorherigen IPCEI – intensiv an der Begleitung des Prozesses bis hin zur Genehmigung beteiligt. Die eigens für IPCEI-Vorhaben eingerichtete gemeinsame Abwicklungsstelle, bestehend aus FFG und aws, wird auch bei der jetzt startenden Umsetzung eine zentrale Rolle innehaben.

„Die europäische Wirtschaft steht nach der Corona-Krise, dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und der daraus folgenden Energiekrise vor großen Herausforderungen. Gerade die Mikroelektronikindustrie nimmt hier eine Schlüsselrolle in Europa ein. Denn sie trägt maßgeblich zu einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Entwicklung Europas bei. Über die Produktion von hochinnovativen und nachhaltigen Produkten können wir in diesem Sektor einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten, gleichzeitig die Wirtschaft stärken und dazu beitragen Europa widerstandsfähiger und autonomer machen. Die Teilnahme so vieler EU-Mitgliedstaaten und Unternehmen an diesem ehrgeizigen Vorhaben wird einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zur Stärkung des Innovationsstandorts leisten. Ich freue mich sehr, dass wir auch mit sechs heimischen Projekten hochinnovativer Unternehmen zur erfolgreichen und wirkungsvollen Umsetzung des Vorhabens beitragen können“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

„Österreich ist im Bereich Mikroelektronik auf EU-Ebene einer der wichtigsten Standorte, daher haben wir den Sektor auch als industriepolitischen Schlüsselsektor definiert. Der Mikroelektroniksektor ist für die Gesamtwertschöpfung am heimischen Standort relevant und trägt einen erheblichen Anteil an der unternehmerischen Forschung und Entwicklung. Mit der Genehmigung dieses IPCEI stärken wir unsere Wettbewerbsfähigkeit auf europäischer und globaler Ebene. Die öffentliche Unterstützung der Investitionen in diesem Sektor wird langfristig hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen und einen wichtigem Beitrag zum Wohlstand in Österreich leisten“, so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

Das Gesamtprojekt verfolgt das Ziel, die energieeffiziente Produktion von Chips in Europa signifikant zu erhöhen und damit die digitale und grüne Transformation voranzutreiben sowie die Widerstandsfähigkeit und Souveränität Europas zu stärken. Das IPCEI setzt dabei insbesondere auf die Förderung von hochinnovativen Projekten in der Forschung und Entwicklung, aber auch der ersten gewerblichen Nutzung vor der Massenproduktionsphase. Das IPCEI ist das zweite im Bereich der Mikroelektronik. Im Jahre 2019 genehmigte die Europäische Kommission das IPCEI Mikroelektronik I, zu welchem Österreich im Jahr 2021 mit drei Unternehmen und einer staatlichen Beihilfe in Höhe von bis zu 146,5 Millionen Euro beitrat.

Die sechs österreichischen Unternehmen tragen mit ihren Projekten zum IPCEI durch die Entwicklung von hochinnovativen Produkten in den Bereichen Packaging, Kommunikationstechnik, Leistungselektronik, Prozessoren, Prozesstechnik und Sensoren bei und sind in allen vier Workstreams angesiedelt. Die durch die Projekte entwickelten Produkte finden ihre Anwendung z.B. in der Automobilindustrie oder im Internet der Dinge. Durch wichtige Kooperationen mit weiteren heimischen und europäischen Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen tragen die österreichischen Unternehmen über Spill-Over-Effekte zu einem Innovationsschub bei, der weit über den Sektor hinausgeht.

Von österreichischer Seite sind an der Mikroelektronik-Initiative die Unternehmen AT&S, AVL, EEMCO, Infineon Austria und NXP Semiconductors Austria als direkte Partner beteiligt.


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