94 Prozent der Europäer, die außerhalb ihres Heimatlandes unterwegs sind, surfen wegen der anfallenden Roamingentgkosten kaum oder gar nicht mit ihrem Smartphone. Das hat eine neue Umfrage unter 28.000 EU-Bürgern ergeben. Die Europäische Kommission geht davon aus, das sich die Telko-Unternehmen wegen ihrer derzeitigen Preisgestaltung einen Markt von ungefähr 300 Millionen Handynutzern durch die Lappen gehen lassen. [...]
Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, erklärte dazu: „Ich bin wirklich von diesen Zahlen geschockt. Sie zeigen, dass wir endlich ganze Arbeit leisten und Roamingentgelte abschaffen müssen. Die Verbraucher schränken ihre Handynutzung auf extreme Weise ein, und davon haben auch die Unternehmen nichts. Das ist nicht nur ein Streit zwischen Urlaubern und Telekomanbietern. Auch Tausenden Unternehmen entstehen durch das Roaming Extrakosten. Und andere Unternehmen wie z. B. App-Anbieter erleiden Umsatzeinbußen. Roaming hat keinen Sinn in einem Binnenmarkt und ist auch wirtschaftlich kurzsichtig.“
Während einerseits die App-Branche in Europa boomt, wird anderseits ein Teil dieses neuen Sektors durch Hindernisse wie Roamingentgelte ausgebremst. Besonders betroffen sind Reiseführer-, Foto- und Landkarten-Apps. Aber die Verbraucher schränken ihre Handynutzung nicht nur im Ausland ein. Auch zuhause beschränken 70 Prozent der Europäer, die in andere EU-Länder anrufen, solche Anrufe aus Kostengründen.
Wie die von der Kommission in Auftrag gegebene Umfrage belegt, schalten 28 Prozent der EU-Reisenden ihr Mobiltelefon aus, wenn sie in ein anderes Land fahren. Österreich und Deutschland liegen hier sogar bei 42 Prozent – und damit an der Spitze. Nur 8 Prozent der Reisenden telefonieren mit ihrem Handy im Ausland genauso wie zuhause. 3 von 10 Europäern telefonieren niemals, wenn sie in einem anderen Land unterwegs sind.
Die Zahl der SMS-Nutzer ist im Ausland geringfügig höher als die der Anrufer: 2 von 10 Europäern würden SMS-Dienste im Ausland genauso nutzen wie in ihrem Heimatland. Die Umfrage belegt auch, dass ein Viertel der Reisenden in einem anderen EU-Land niemals SMS versenden.
KEIN MOBILES INTERNET IM AUSLAND
Die Zahlen für die Mobilfunk-Internetnutzung sprechen eine noch deutlichere Sprache. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer, nämlich 47 Prozent, würde niemals in einem anderen EU-Land E-Mail-Dienste oder soziale Medien nutzen. Nur jeder zehnte Europäer würde E-Mail-Dienste und nur jeder zwanzigste soziale Medien genauso nutzen wie zuhause.
Überdies schalten Vielreisende (33 Prozent) Datenroamingdienste eher ab als gelegentlich Reisende (16Prozent). Der Umfrage zufolge ist dieser Unterschied so groß, weil Vielreisende besser über die tatsächlichen Datenroaming-Kosten in Europa informiert sind.
Gleichzeitig kam seit 2008 zu einem EU-weiten Zuwachs um 1.500 Prozent beim Datenroaming. Die EU-Kommission führ das auf bestehende Roamingvorschriften und auferlegte Preissenkungen zurück. Details zu der Studie und Ergebnisse für einzelne Länder finden Sie hier. (pi/rnf)
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