EU will Eigenverantwortung im Netz stärken

Die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) hat diese Woche eine Informationskampagne gestartet, um für Sicherheit im Internet zu sensibilisieren. Verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen werden den ganzen Monat hindurch in acht EU-Staaten stattfinden und für "mehr Eigenverantwortung im Netz" werben. Außerdem gab es eine Planübung im großen Stil. [...]

„Wir versuchen eine Kultur der IT-Sicherheit in der EU zu schaffen und setzen dabei auf die Erfahrungen der teilnehmenden Staaten. Das Hauptziel ist, die Bürger zum Mitmachen zu motivieren. Vor allem im Bereich Social Media sehen wir großen Nachholbedarf, weil der Großteil der Nutzer die Sicherheitsrisiken unterschätzt“, sagt ENISA-Sprecher Graeme Cooper gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.

Das Programm umfasst TV-Beiträge, tägliche Radiowerbung, Social-Media-Kampagnen und Ratespiele mit Preisen sowie Konferenzen, Studentenmessen und einen runden Tisch für Nichtregierungsorganisationen zum Austausch über den Schutz von Kindern im Internet.

„Wir alle haben eine Mitverantwortung darin, das Internet sicher zu halten. Ob Sie Eltern, Geschäftsinhaber oder einfach nur Smartphone-Nutzer sind – es gelten dieselben Prinzipien gleichermaßen für alle Fälle. Handeln Sie bewusst, nutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand“, kommentiert die EU-Kommissarin für Digitale Agenda, Nellie Kroes, die Kampagne.

Der „Europäische Monat der Internetsicherheit“, der 2012 zum ersten Mal stattfindet, wurde initiiert nachdem das IT-Sicherheitsunternehmen Symantec einen Bericht veröffentlichte, wonach aus Osteuropa die größte Gefahr im Web droht und nicht wie bisher angenommen aus China. Kroes will in Zukunft mehr für sichere Netzwerke und Informationssysteme unternehmen und kündigt einen Kampf gegen die Cyberkriminalität an.

„Diese Kampagne erhöht das Vertrauen der Bürger in die Internetsicherheit und hilft die Anzahl der Vorkommnisse und Verstöße im Internet zu verringern. Dies ist letztendlich unerlässlich für den Erfolg der Digital-Wirtschaft in Europa“, sagt ENISA-Geschäftsführer Udo Helmbrecht.

Dazu passend haben heute auch hunderte von Computer-Sicherheitsexperten aus der ganzen EU in einer ganztägigen europaweiten Simulation getestet, wie gut sie auf die Abwehr von Cyberangriffen vorbereitet sind. Bei der Übung „Cyber Europe 2012“ wurden 400 Experten von Großbanken, Telekommunikationsunternehmen, Internetdiensteanbietern und staatlichen Stellen auf lokaler und nationaler Ebene in ganz Europa im Rahmen einer simulierten DDoS-Kampagne mit mehr als 1.200 Einzelvorfällen konfrontiert (unter anderem mehr als 30.000 E-Mails). Getestet wurde, wie sie anhaltende Angriffe auf die öffentlichen Internetseiten und Computersysteme europäischer Großbanken bewältigen und bei deren Abwehr zusammenarbeiten. Bei einer wirklichen Attacke wären Millionen von Bürgern und Unternehmen in ganz Europa von massiven Störungen betroffen, und der EU-Wirtschaft würden Schäden in Millionenhöhe drohen.

Neelie Kroes erklärte dazu: „Zum ersten Mal sind Banken und Internetunternehmen an einer EU-weiten Übung zur Abwehr von Cyberattacken beteiligt. Angesichts der steigenden Zahl und zunehmenden Raffinesse von Internetangriffen ist eine solche Zusammenarbeit unerlässlich. Bei der heutigen Übung geht es darum, wie die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Internets und anderer wesentlicher Infrastrukturen durch Zusammenarbeit auf europäischer Ebene gewährleistet werden kann.“

Bei dieser Planübung wird ein in sich geschlossenes System zur Simulation der Eigenschaften und Leistungsmerkmale tatsächlicher kritischer Informationsinfrastrukturen verwendet. Reale Infrastrukturen sind nicht einbezogen. Experten der ENISA werden erste Ergebnisse in den nächsten Tagen präsentieren und einen Bericht mit den wesentlichen Erkenntnissen bis zum Jahresende vorlegen. (pte/rnf)


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