Letzte Woche lud der britische Softwarehersteller Sage nach Lissabon zur Sage ERP X3 Global Convention. Im Mittelpunkt stand die Ankündigung von Version 7 seines ERP-Systems für den international agierenden Mittelstand. Präsentiert wurde Sage ERP X3 V7 unter dem Leitspruch "Grow Forward". Ebenfalls auf der Tagesordnung stand eine Studie, wonach europäische Firmen 9,6 Mrd. Euro jährlich für schlecht genutzte oder implementierte Software verschwenden. [...]
Laut Sage sind vier Jahre Entwicklung und Kundengespräche in die neue Version von Sage ERP X3 geflossen. Besonders hervorgehoben wurden die Verbesserungen in der Bedienbarkeit. Die gesamte Oberfläche basiert jetzt auf HTML 5, ist Browser-basierend und hochgradig personalisierbar.
Eine Favoriten-Leiste erlaubt es beispielsweise dem einzelnen Nutzer, schnell auf die für ihn wichtigen Funktionen zuzugreifen. Jeder User kann außerdem seine eigene Landingpage erstellen, anstatt sich wie bei früheren Versionen von der Einstiegsseite bis zu den relevanten Informationen vorarbeiten zu müssen.
Außerdem wurde eine überarbeitete Echtzeit-Suche integriert. Die Ergebnisse, sowohl Datensätze als auch Features der Software, werden kategorisiert angezeigt. Ganz nach der Art von Google & Co. muss man sich nicht an exakte Namen und Termini erinnern. Man muss sich nur an „irgendwas“ erinnern um – im Bestfall – die gewünschte Information oder Funktion zu finden. Für die Demonstration in Lissabon wurde Chrome benutzt, unterstützt werden laut Sage aber auch Internet Explorer und Firefox.
Einen weiteren Schwerpunkt setzte Sage in der Version 7, wie auch in der Präsentation der neuen Software, auf Mobility – was durch den Umstieg auf HTML 5 ebenfalls begünstigt wurde. Die neue Version bietet neben dem verbesserten mobilen Zugang und einer Vielzahl von Web-Anwendungen bzw. Apps aber auch eine verbesserte Microsoft-Office-Integration.
Das alles könnte den Eindruck erwecken, Sage habe nur an der Oberfläche kosmetische Änderungen vorgenommen. Gegenüber Computerwelt.at verneint das Klaus-Michael Vogelberg, CTO der Sage Group, und erklärt: „Hinter der Technologie von Version 7 steht nicht nur das, was Sie vom Userinterface sehen, sondern eine neue Architektur auf Basis von Webservices. Es ist sogar so, dass sich das allermeiste ‚unter der Haube‘ verändert hat – es ist bei weitem nicht nur eine neue ‚Karosserie‘ . Vor fünf Jahren hatten wir eine interne Diskussion, ob wir nur ein Facelifting machen oder Grundsätzliches ändern wollen. Es spricht nichts gegen ein gutes Facelifting. Aber wenn man sich die großen Trends im ERP-Bereich ansieht, wäre es ein Fehler gewesen ausschließlich ein Facelifting zu machen.“ Erhältlich sein soll Sage ERP X3 V7 ab Juli 2014.
FIRMEN VERSCHWENDEN 9,6 MRD. EURO
Sage hat also viel getan, um seine Software auch für den „Laien“ nutzbar zu machen. Denn ungenutzte oder nur wenig genutze Software kann teuer werden. Ernüchternde Einblicke darin, wie ineffizient viele europäische Firmen vorhandene Technologien nutzen, liefert eine passenderweise ebenfalls in Lissabon präsentierte Studie des Software-Anbieters. Demnach werfen Unternehmen jedes Jahr Milliarden ihrer IT-Ausgaben aus dem Fenster, weil sie die Funktionen ihrer Unternehmens-Software nicht vollständig ausschöpfen, weil die Implementierungen schlecht laufen oder die Software überteuert ist. Die Umfrage unter 600 IT-Entscheidern aus unterschiedlichen EU-Mitgliedsländern zeigt, dass im Durchschnitt jeder der mehr als 222.000 europäischen Mittelständler 43.138 Euro pro Jahr verschwendet. Über alle Unternehmen hinweg ergibt das eine Summe von 9,6 Mrd. Euro jährlich. Insgesamt schöpfen 88 Prozent der Organisationen ihre Investitionen in Unternehmens-Software nicht oder nur ungenügend aus.
Der unvollständige Software-Einsatz hat von Land zu Land verschiedene Gründe: Deutsche Firmen beklagen insbesondere die Überschneidung der Funktionen innerhalb der unterschiedlichen Softwarelösungen (35 Prozent). Im internationalen Durchschnitt führten die Befragten am häufigsten an, dass nicht alle Features von geschäftlichem Nutzen seien (36 Prozent). Ein Viertel (25 Prozent) aller Befragten gab mangelhaften Schulungen die Schuld.
„Diese Umfrage sollte ein großer Weckruf für mittelständische Unternehmen in ganz Europa sein, die Milliarden von Euro für nicht vollständig genutzte Unternehmenssoftware ausgeben“, so Christophe Letellier, CEO Sage ERP X3. „Unternehmenssoftware sollte ein integraler Bestandteil jeder Wachstumsstrategie im Mittelstand sein. Aber im Moment stimmen die gekauften Lösungen nicht mit dem Geschäftsbedarf überein. Entscheider hören nicht genug auf ihre Anwender und versuchen es lieber mit einer Einheitslösung statt mit maßgeschneiderten, auf die Nutzer ausgerichteten Produkten. Mittelständische Firmen müssen sich stärker an den Anwendern orientieren und verstehen, wie ihre Angestellten die Investitionen des Unternehmens am besten einsetzen können.“
ERWARTUNGEN
Hinsichtlich der Erwartungen an eine Softwarelösung sagen 63 Prozent der Befragten, sie halten die unternehmerische Effizienz für die wichtigste Herausforderung, die eine Software fördern sollte. Interessanterweise glauben momentan nur rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer (35 Prozent), dass Software sie auf dem Weg zum Geschäftserfolg unterstützen kann.
Nutzer gewinnen zunehmend Einfluss auf IT-Entscheider und viele Merkmale aus der Consumer-IT färben auch auf die Unternehmens-Software ab. Social Media beispielsweise hat sich zu einem starken Wachstumsbereich entwickelt: 64 Prozent der Unternehmen halten soziale Funktionen für ziemlich oder sehr wichtig.
Dominiert wird die IT-Agenda nach wie vor durch die Cloud. 76 Prozent der Firmen denken darüber nach, künftig in Cloud-basierende Unternehmenssoftware zu investieren. Dabei variiert die Bereitschaft von Land zu Land: Während die Portugiesen zu 92 Prozent einen Einstieg in die Cloud verfolgen, sind es in Frankreich nur 68 Prozent. In Deutschland ziehen immerhin 70 Prozent der Entscheider den zukünftigen Einsatz von Cloud-Computing-Lösungen in Betracht. Passenderweise hat Sage ein entsprechendes Angebot bereits hinter vorgehaltener Hand „angeteasert“: Noch sei es zu früh, konkrete Details zu verraten, aber in den nächsten Monaten soll es soweit sein, konnte Computerwelt.at in Lissabon in Erfahrung bringen.
Insgesamt zeigt die Studie auch Erfreuliches am IT-Horizont: Alle europäischen Länder messen den Erfolg ihrer Software-Einführungen. Dabei bilden die Verfügbarkeit des Services und die Auswirkungen des Einsatzes auf das Unternehmen die beiden wichtigsten Maßstäbe. Die Deutschen sind erstaunlicherweise das Sorgenkind unter den befragten Mittelständlern: Mehr als jede zehnte Firma (12 Prozent) in der Bundesrepublik gab an, den Erfolg der eingeführten Technologie überhaupt nicht zu messen. (rnf)
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