Europäische Arbeitskräfte-Studie 2025: Führungsqualität als Schlüssel zur Produktivität

Die erste Ausgabe der European Workforce Study von Great Place To Work untersucht, wie Unternehmenskultur und Führung die Produktivität, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa beeinflussen. IT Welt.at hat sich die Studie angesehen. [...]

Ein großer Teil der österreichischen Beschäftigten bewertet den Arbeitsplatz insgesamt positiv. (c) Pexels
Ein großer Teil der österreichischen Beschäftigten bewertet den Arbeitsplatz insgesamt positiv. (c) Pexels

Die Studie zeigt deutliche Unterschiede in der Mitarbeiterzufriedenheit in Europa. Während in Skandinavien und den Niederlanden ein Großteil der Beschäftigten ihre Unternehmen als guten Arbeitsplatz bewerten, hinken Südeuropa und Polen deutlich hinterher. In Ländern wie Griechenland, Polen und Italien empfindet weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz als positiv. Der europäische Durchschnitt liegt bei 59 Prozent Zustimmung zur Aussage „Alles in allem ist dies ein großartiger Arbeitsplatz“.

Besonders Branchen mit hoher Nachfrage nach Fachkräften, wie Technologie, Finanzen und professionelle Dienstleistungen, weisen eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit auf. Im Gegensatz dazu zeigen Beschäftigte im Gesundheitswesen und im öffentlichen Sektor eine geringere Zufriedenheit, was auf mangelnde Anerkennung und eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten zurückzuführen ist.

Führungsqualität als entscheidender Faktor für Mitarbeiterbindung und Produktivität

Die Studie hebt hervor, dass Führungsqualität der zentrale Treiber für eine effektive Unternehmenskultur ist. High-Trust Leadership, also vertrauensvolle Führung, basiert auf drei Dimensionen: Glaubwürdigkeit, Fairness und Respekt. In Ländern wie Dänemark, den Niederlanden und Schweden erleben mehr als die Hälfte der Beschäftigten eine solche Führungskultur. In Frankreich, Polen, Luxemburg, Griechenland und Italien berichten hingegen weniger als 50 Prozent von einer vertrauensvollen Führung.

Organisationen mit hoher Führungskompetenz verzeichnen eine deutlich höhere Mitarbeiterzufriedenheit (89 Prozent) und -bindung (84 Prozent) im Vergleich zu Unternehmen mit geringer Führungskompetenz, wo diese Werte bei nur vier Prozent liegen. Auch die Kundenzufriedenheit ist in Unternehmen mit vertrauensvoller Führung um 29 Prozentpunkte höher.

Mitarbeiterbindung als drängendes Problem

Vor allem jüngere Beschäftigte (18–34 Jahre) neigen dazu, ihren Arbeitgeber häufiger zu wechseln. In Südeuropa und Großbritannien ist die Fluktuation besonders hoch. Gründe hierfür sind unerfüllte Erwartungen an Führungskräfte und mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten.

Künstliche Intelligenz: Unzureichende Vorbereitung der Unternehmen

Nur ein Viertel der europäischen Unternehmen investiert aktiv in KI-Tools. Während 45 Prozent der Führungskräfte über KI-Investitionen informiert sind, wissen nur 22 Prozent der Mitarbeiter davon. Unternehmen, die als „KI-bereit“ gelten, zeichnen sich durch eine höhere Beteiligung der Mitarbeitenden an Entscheidungsprozessen und bessere Weiterbildungsangebote aus.

ESG-Initiativen bleiben oft wirkungslos

Lediglich 48 Prozent der Beschäftigten sind der Meinung, dass ihr Unternehmen einen positiven Einfluss auf Umwelt, Gesellschaft oder das Wohlbefinden hat. Die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung von Führungskräften (62 Prozent) und Mitarbeitenden (46 Prozent) ist deutlich. Erfolgreiche ESG-Organisationen zeichnen sich durch Führungskräfte aus, die Unternehmenswerte aktiv vorleben.

Hybrides Arbeiten auf dem Vormarsch

Rund 26 Prozent der europäischen Beschäftigten arbeiten hybrid, wobei skandinavische Länder und die Niederlande in Sachen Arbeitsplatzflexibilität führend sind. Beschäftigte in hybriden Arbeitsmodellen zeigen eine höhere Zufriedenheit, geringere Wechselbereitschaft und größere Innovationsbereitschaft als ihre Kollegen im Büro oder im Homeoffice. Besonders in den Branchen Technologie, Finanzen und professionelle Dienstleistungen ist hybrides Arbeiten etabliert, während Sektoren wie Gastgewerbe, Einzelhandel und Gesundheitswesen kaum Flexibilität bieten.

Vertrauen, Nähe und psychologische Sicherheit als Basis effektiver Führung

Führungsqualität basiert nicht nur auf Vertrauen, sondern auch auf Nähe und psychologischer Sicherheit. Führungskräfte, die Mitarbeitende in Entscheidungen einbeziehen, für deren Wohlbefinden sorgen und Wertschätzung zeigen, fördern ein gesundes Arbeitsumfeld. Die Studie identifiziert elf zentrale Kompetenzen der Proximity Leadership, darunter Autonomiegewährung, offene Kommunikation und die Bereitschaft, Fehler als Lernchance zu betrachten.

Nordische Länder wie Dänemark, Schweden und die Niederlande schneiden in Bezug auf Nähe und psychologische Sicherheit besser ab als südeuropäische Länder. Organisationen mit geringerem Abstand zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden erzielen bessere Geschäftsergebnisse: Sie verzeichnen eine um neun Prozentpunkte höhere Mitarbeiterzufriedenheit und eine um sieben Prozentpunkte stärkere Mitarbeiterbindung.

Ergebnisse für Österreich

  • Mitarbeiterzufriedenheit: Österreich belegt den 4. Platz unter den 19 untersuchten Ländern. Dies zeigt, dass ein großer Teil der österreichischen Beschäftigten ihren Arbeitsplatz insgesamt positiv bewertet.
  • Mitarbeiterbindung: Mit dem 7. Platz liegt Österreich im oberen Mittelfeld, was darauf hindeutet, dass viele Beschäftigte dem Unternehmen langfristig treu bleiben möchten.
  • Mitarbeiterempfehlung: Österreich erreicht hier den 8. Platz, was bedeutet, dass Mitarbeitende ihr Unternehmen tendenziell weiterempfehlen würden.
  • Kundenzufriedenheit: Auch bei der Kundenzufriedenheit belegt Österreich den 8. Platz, was auf solide Geschäftsergebnisse und eine stabile Kundenbindung hindeutet.

Führungskompetenzen in Österreich

  • High-Trust Leadership (Vertrauensvolle Führung): Österreich landet auf dem 9. Platz. Dies zeigt, dass es noch Potenzial gibt, um Vertrauen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden zu stärken.
  • Proximity Leadership Skills (Führung mit Nähe): Auch hier erreicht Österreich den 9. Platz, was darauf hindeutet, dass Führungskräfte ihre Nähe zu den Mitarbeitenden weiter verbessern könnten.
  • Psychologische Sicherheit: Österreich belegt den 7. Platz und liegt damit im oberen Drittel. Dies deutet darauf hin, dass viele Mitarbeitende das Arbeitsumfeld als psychologisch sicher empfinden.

Österreich zeigt insgesamt solide Ergebnisse, insbesondere bei der Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung. Dennoch besteht Verbesserungspotenzial in den Bereichen vertrauensvolle Führung und Nähe zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. Eine gezielte Förderung von High-Trust-Leadership und Proximity Skills könnte Österreich dabei helfen, die Mitarbeitermotivation weiter zu steigern und die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.

Das Fazit der ITWelt-Redaktion

Die European Workforce Study 2025 macht deutlich, dass Führungsqualität und Unternehmenskultur entscheidend für Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen sind. Unternehmen, die vertrauensvolle Führung fördern, Mitarbeitende aktiv einbinden und psychologische Sicherheit schaffen, können nicht nur ihre Produktivität steigern, sondern auch Innovationen vorantreiben und Mitarbeiter langfristig binden. Die Studie zeigt aber auch, dass viele Unternehmen in Europa diese Potenziale noch nicht ausschöpfen. Besonders im Bereich der ESG-Strategien und der Integration von künstlicher Intelligenz besteht Nachholbedarf. Es liegt nun an den Führungskräften, diese Erkenntnisse umzusetzen und nachhaltige Veränderungen einzuleiten.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.


Mehr Artikel

News

Diese Aufgaben warten 2025 auf Datenbankadministratoren

Nichts in der IT- und Datenbankwelt ist so sicher wie der Wandel. Und gemäß dieser Weisheit erwartet Datenbankadministratoren auch 2025 ein großes Spektrum an Herausforderungen. Redgate, Anbieter von DevOps-Lösungen für holistisches Datenbankmanagement, hat die drei größten Herausforderungen identifiziert, die in diesem Jahr auf Datenbankexperten zukommen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*