Laut einer Studie von A.T. Kearney profitieren Banken davon aber kaum. Österreich hinkt beim bargeldlosen Zahlen nach wie vor hinterher. [...]
„Wachstum können Finanzdienstleister beinahe nur noch im Markt für Bezahlsysteme erwarten, wo die Digitalisierung stetig voranschreitet. Hier aber konkurrieren die Banken mit reinen Digital-Dienstleistern und Angeboten großer Onlinehändler, die oft noch näher am Kunden sind“, kommentiert Andreas Pratz, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des Digital Payments Teams die Ergebnisse der Studie „Cashing in on Cashless Commerce“. „Nur wenn es den Banken gelingt, ihre Bezahlangebote zu digitalisieren, werden sie dem Wettbewerb mit spezialisierten Dienstleistern standhalten“, meint Pratz.
Für die aktuelle Studie zu sogenannten Digital Payments hat A.T. Kearney knapp 60 europäische Führungskräfte von Banken, Payment-Anbietern und -Händlern befragt. Ein zentrales Ergebnis der Studie: „Bargeldloses Zahlen wird immer beliebter: Seit 2010 beobachten wir ein jährliches Wachstum von sechs Prozent“, so Pratz. Die Experten erwarten daher, dass die Einnahmen im Bereich der digitalen Bezahlsystemen in den nächsten zehn Jahren von 80 auf 111 Mrd. Euro ansteigen werden.
In Österreich jedoch hinkt man in Sachen bargeldloser Zahlung deutlich hinterher. So bezahlen die Österreicher nur 72-mal im Jahr mit der Karte – Kunden in Norwegen dagegen 400-mal jährlich. „Europaweit erwarten wir, dass sich die Anzahl der Transaktionen ohne Bargeld bis 2025 auf knapp 238 Mrd. verdoppeln werden“, berichtet Finanzexperte Pratz. „In Österreich rechnen wir mit einem überdurchschnittlichen Wachstum der Kartenzahlung um sechs Prozent“, ergänzt Achim Kaucic, Manager bei A.T. Kearney und Experte für den österreichischen Markt.
Innovationen für kontaktloses Bezahlen
Verschiedene Entwicklungen unterstützen diesen Trend: Neben der seit diesem Jahr deutlich reduzierten Interchange Fee (Interbankenentgelt) für Debit- und Kreditkarten vereinfachen vor allem Innovationen wie kontaktloses oder mobiles Bezahlen die Nutzererfahrung. Für Kunden werden solche Systeme immer wichtiger, verlagert sich der Bezahlvorgang – beispielsweise durch Online-Shopping – doch zunehmend ins Internet. Für E- und M-Commerce können Wachstumsraten von zehn Prozent verzeichnet werden (klassischer Einzelhandel in Europa nur zwei bis drei Prozent). Diesen Befund teilt auch ein Drittel der befragten Führungskräfte, die dem Einkauf im Internet eine Schlüsselrolle für die digitale Transformation der Payments-Funktion zusprechen.
Klassische Einnahmequellen der Banken, wie das Geschäft mit traditionellen Zahlverfahren (Überweisung, Lastschriften) oder der Ausgabe von Karten, wachsen dagegen nur langsam (um sechs Mrd. auf 59 Mrd. Euro). Das größte Wachstumspotenzial spezialisierter Zahlungsdienstleister liegt im Händlergeschäft und im Geschäft mit alternativen Zahlungsmethoden – einem Bereich, den große internationale Anbieter beherrschen. In beiden Segmenten wird eine Verdopplung des Marktvolumens von 27 auf 52 Mrd. Euro erwartet. Der Anteil der Banken am Payments-Umsatz dürfte dagegen sinken: von zwei Dritteln Marktanteil heute auf voraussichtlich nur noch die Hälfte im Jahr 2025.
Vernetzte Geräte verändern Möglichkeiten der Bezahlung
Ein Blick in die Zukunft zeigt: Die wichtigsten Umbrüche liegen beim sogenannten „Kontozugang für Dritte“. Ab 2018 sind Drittanbieter berechtigt, Zugang zu Kontoinformationen zu bekommen und Überweisungen im Namen des Kontoinhabers zu veranlassen. 32 Prozent der befragten Payments-Experten in Banken sehen darin die entscheidende Veränderung für ihr Geschäft. Mobile Wallets (26 Prozent) und Instant Payment (21 Prozent), also eine elektronische Bezahlung in weniger als fünf Sekunden, bewerten die Studienteilnehmer als die größten externen Umbrüche, die den Markt von außen verändern werden.
„Vernetzte Geräte werden unsere Art zu bezahlen schneller verändern, als die Meisten erwarten – schon 2020 wird jeder Bürger weltweit mindestens dreieinhalb vernetzte Geräte nutzen, die Einkäufe aufgrund herausgebildeter Präferenzen tätigen und Zahlungen auslösen können“, warnt Pratz. Solch ein automatisierter Handel erfordere daher auch einen ebenso reibungslosen Zahlungsverkehr. „Banken können letztendlich nur profitieren, wenn sie es schaffen, für ihre Kunden alle Zahlungsströme zu integrieren und Transparenz und Überblick über ihre Ausgaben zu ermöglichen. Voraussetzung bleibt allerdings, dass sich alle Akteure auf eine neue Innovationswelle einlassen“, schließt Pratz.
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