Cybersecurity: Europas digitales Paradoxon

Eine Studie mit 14.000 Europäern verdeutlicht die Bedenken der Bürger hinsichtlich digitaler Bedrohungen und der Souveränität ihrer Daten. Maßgebliche Sorgen sind der Diebstahl der eigenen Identität, finanzielle Unwägbarkeiten und die Auswirkungen von Cyberangriffen auf die Demokratie. Die Bürger erkennen zwar die Defizite der Cybersicherheit und vertrauen Unternehmen und Behörden kaum. Die eigene Verantwortung für ihren Schutz übernehmen sie aber auch nicht. [...]

Eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent der Europäer äußert Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und des Schutzes der Privatsphäre bei der Nutzung digitaler Dienste wie Streaming-Plattformen, sozialen Medien und Online-Shops. (c) stock.adobe.com/adam121

Eine repräsentative Studie, die von Schwarz Digits in Auftrag gegeben und unter 14.000 Bürgern in 14 europäischen Ländern durchgeführt wurde, enthüllt ein bemerkenswertes Paradoxon: Während eine überwältigende Mehrheit der Europäer erhebliche Bedenken hinsichtlich digitaler Bedrohungen und der Souveränität ihrer Daten äußert, bleibt ein beträchtlicher Teil von ihnen unvorbereitet und angreifbar. Die Studie unterstreicht die weitverbreitete Furcht vor Identitätsdiebstahl sowie die Sorge vor gravierenden Auswirkungen von Cyberangriffen auf die Demokratie und Unternehmen. Sie verdeutlicht den dringenden Bedarf an verbesserten Sicherheitsmaßnahmen auf persönlicher und institutioneller Ebene. Die paneuropäische Erhebung zeichnet das Bild einer Gesellschaft, die trotz erheblicher digitaler Ängste ein digitales Leben führt. 

“Unsere Ergebnisse zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Die Europäer leben zunehmend in Furcht vor digitalen Bedrohungen. Gleichzeitig fehlt es an Alternativen zur digitalen Abhängigkeitsfalle aus dem Ausland”, sagt Rolf Schumann, Co-CEO von Schwarz Digits. ” Dieser Bericht ist ein entscheidender Weckruf für Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen, diese Kluft zu überbrücken, die eigenen digitalen Sicherheitskompetenzen zu fördern und in souveräne digitale Lösungen zu investieren.” 

Hohes Risikobewusstsein trifft auf konkrete Erfahrungen 

Eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent der Europäer äußert Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und des Schutzes der Privatsphäre bei der Nutzung digitaler Dienste wie Streaming-Plattformen, sozialen Medien und Online-Shops. Darüber hinaus sind 65 Prozent der Befragten sehr besorgt über die Auswirkungen von Cyberangriffen auf demokratische Prozesse wie Wahlen sowie auf das Privatleben. 

Dieses Unbehagen wird durch konkrete Erfahrungen verstärkt: In 18 Prozent der Haushalte gab es bereits Fälle von Identitäts- oder Datendiebstahl, weitere 17 Prozent berichteten von betrügerischem Missbrauch ihrer Kreditkartendaten. Besonders alarmierend ist, dass 37 Prozent der Befragten jemanden im persönlichen Umfeld kennen, der bereits Opfer geworden ist. Das macht die Bedrohung für viele greifbar. Auf die Frage nach den größten Risiken für ihre digitale Identität sehen die Befragten die Verantwortung nahezu gleichermaßen bei “meinem eigenen Online-Verhalten” (42 Prozent) und bei “unzureichenden Cybersicherheitspraktiken von Organisationen, die meine Daten haben” (43 Prozent). 

“Unsere Ergebnisse zeigen, dass Cybersicherheit längst kein abstraktes Konzept mehr ist, sondern eine spürbare Furcht, die den Alltag der Europäer beeinflusst”, sagt Alexander Schellong, Mitglied der Geschäftsleitung und Geschäftsführer des Instituts für Cybersicherheit und digitale Souveränität bei Schwarz Digits. ”Die Daten belegen ein deutliches Misstrauensvotum gegenüber Unternehmen und Regierungen, wenn es um den Schutz persönlicher Daten geht. Das überrascht uns nicht, da wir für unseren omniac-Service monatlich zehntausende neuer Datenpakete mit Millionen gestohlener Nutzerdaten aufspüren. Angreifer müssen nicht einbrechen, sie loggen sich einfach ein.“ 

Zentrale Ergebnisse der Studie: Die Kluft zwischen Sorge und Handeln 

  • Geringes Vertrauen in staatliche Institutionen: Lediglich 31 Prozent der Europäer glauben, dass staatliche Stellen ausreichende Maßnahmen ergreifen, um ihre digitale Identität und ihre Daten zu schützen. 
  • Europas Umgang mit persönlichen Daten zuverlässiger eingeschätzt: Zwei Drittel der Europäer (72 Prozent) vertrauen europäischen Unternehmen. Nur eine geringe Anzahl an Europäern traut chinesischen (8 Prozent) oder amerikanischen (20 Prozent) Anbietern von digitalen Produkten oder Dienstleistungen. 
  • Finanzielle Sicherheit und Identitätsdiebstahl als größte Sorgen: Rund 77 Prozent der Befragten sind sehr oder eher besorgt, dass Kriminelle Geld von ihrem Bankkonto abheben könnten, dicht gefolgt von der Sorge vor dem Diebstahl von Passwörtern (74 Prozent) und der Furcht vor unbefugten Online-Einkäufen (74 Prozent). Im Vergleich dazu beunruhigt der Missbrauch von Streaming-Konten für Musik oder Filme nur 34 Prozent der Teilnehmer. 
  • Lückenhafte Schutzmaßnahmen: Trotz der hohen Besorgnis ist die aktive Nutzung fortschrittlicher Sicherheitsmaßnahmen unterschiedlich ausgeprägt. Während 82 Prozent angeben, starke Passwörter zu verwenden, nutzen nur 59 Prozent eine Zwei-Faktor-Authentifizierung und lediglich 19 Prozent ein VPN. 
  • Bewusstsein versus Handlung: Obwohl 61,9 Prozent der Europäer das Darknet kennen, besitzen nur 10 Prozent eine private Cyberversicherung, und lediglich 28 Prozent zeigen Interesse am Abschluss einer solchen Police. 
  • Aufdeckung durch Betroffene selbst: Kommt es zu einem Identitäts- oder Datendiebstahl, liegt die Last der Entdeckung häufig beim Einzelnen: 57 Prozent der Betroffenen haben den Missbrauch selbst aufgedeckt, während nur 29 Prozent von einem Unternehmen darüber informiert wurden. Nach der Entdeckung meldeten zudem nur 53 Prozent den Vorfall bei Strafverfolgungsbehörden. 

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