Exoskelett: Bahnbrechende Therapie für Menschen mit Lähmung

tech2people-Gründer Gregor Demblin hat das erste österreichische Therapieprogramm mit Exoskelett gestartet, unterstützt von Saturn Österreich, den Österreichischen Lotterien, Kapsch AG und dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. [...]

tech2people-Gründer Gregor Demblin (c) tech2people/APA-Fotoservice/Rastegar
tech2people-Gründer Gregor Demblin (c) tech2people/APA-Fotoservice/Rastegar

Anfang Oktober hatten 35 Menschen mit Lähmung und anderen Beeinträchtigungen der Gehfähigkeit die Möglichkeit, das Exoskelett auszuprobieren und mithilfe des bionischen Anzugs erstmals wieder eigene Schritte zu machen. „Das Ergebnis war überwältigend“, sagt Initiator Gregor Demblin. Der Wiener Unternehmensberater, selbst querschnittgelähmt, bringt mit seiner Initiative tech2people Technologie nach Österreich, um das Leben von Menschen mit Behinderung zu verändern. „Wir haben fünfmal so viele Anmeldungen erhalten, als es Plätze zur Verfügung gab, und wir haben ein unglaubliches Interesse aller Österreicher erlebt. Wir sind daher heute stolz, das erste Exoskelett-Therapieprogramm in Österreich aus der Taufe zu heben“, sagt Demblin.

Das Exoskelett der US-Firma Ekso Bionics ist ein batteriebetriebener, über der Kleidung tragbarer bionischer „Anzug“. Es wiegt 27 Kilogramm. Seine elektrischen Motoren bewegen die Beine und ergänzen oder ersetzen Muskelfunktionen. Ab heute wird es im Ordinationszentrum der Privatklinik Döbling für ambulante Trainings mit Physiotherapeuten allen Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit zur Verfügung stehen.

Gemeinsam für alle leistbar: EUR 300.000,- an Sponsoringgeldern

Zu den Hauptsponsoren zählen das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Saturn Österreich, die Kapsch AG und – als Partner der ersten Stunde – die Österreichischen Lotterien.

Demblin: „Dank ihres Supports können wir diese bahnbrechende Therapie zur Verfügung stellen. Nun geht es darum, sie zu einem für alle leistbaren Preis anzubieten.“ Insgesamt werden EUR 300.000,- benötigt, damit tech2people die Therapieeinheit zu einem Preis von EUR 90,- statt mehr als EUR 200,- anbieten kann. Mehr als die Hälfte der Summe konnte bereits mithilfe der Hauptsponsoren eingenommen werden. „Wir rufen daher alle Österreicher auf: Bitte tragt mit Spenden und Sponsoringbeiträgen dazu bei, dass dieses Angebot für alle leistbar wird.“

Lebenswichtige Bewegung

Die Auswirkungen des ExoskelettTrainings erklärt der bekannte Mediziner Siegfried Meryn, Professor an der Medizinischen Universität Wien: „Die Bewegung ist für den menschlichen Körper lebenswichtig – er ist dafür ausgelegt. Deswegen ist neben dem Muskelschwund auch der Knochenabbau im Laufe der Zeit ein typisches Symptom bei Menschen mit Lähmung und beeinträchtigter Gehfähigkeit. Aber auch die Funktion der inneren Organe, etwa des Magens oder des Darms, leidet, sowie der Kreislauf. Die ambulante Therapie mit dem Exoskelett ist daher nicht nur ein psychisch ‚bewegendes‘ Erlebnis – sie hält auch gesund.“ Besonders hilfreich ist die Therapie auch für die große Zielgruppe der Schlaganfallpatienten, die damit wieder gehen lernen können.

Der querschnittgelähmte Student Maximilian Pölzl ist Teilnehmer am Therapieprogramm – und war von der ersten Stunde an begeistert. „Es ist ein wirklich tolles Gefühl – auch ziemlich anstrengend. Ich merke, dass sich vor allem meine Ausdauer gebessert hat. Am Anfang konnte ich 2.000 Schritte setzen, mittlerweile bereits 4.000!“

Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, sagt: „Für mich hat dieses Projekt nicht nur eine zutiefst emotionale Komponente, sondern auch einen digitalen, innovativen und gesellschaftspolitischen Hintergrund. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie digitale Innovationen und Fortschritte das Leben der Menschen nachhaltig verbessern können. Die Technologie des Exoskeletts ist ein Gamechanger, der Menschen mit Behinderung ein einfacheres und selbstbestimmteres Leben ermöglicht. Ich freue mich, dass wir als Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort dieses Projekt mit 60.000 Euro unterstützen.“

Thomas Pöcheim, Chief Category Officer MediaMarktSaturn Österreich, erklärt: „Wir verstehen uns als Unternehmen, das Innovationen und zukunftsorientierte Lösungen zu den Menschen bringt und dadurch das tägliche Leben erleichtert. Bei Saturn steht daher alles unter dem Motto ‚Du kannst mehr‘. Österreichs Technikplanet feiert im kommenden Jahr 2019 sein 25-Jahr-Jubiläum und setzt auch deshalb ein Zeichen. Wir sind davon überzeugt, dass moderne Technik in vielen Lebensbereichen und allen Menschen – unabhängig von ihrem Alter oder ihren Bedürfnissen – vieles ermöglicht. Dies unterstützen und fördern wir. Die Initiative von Gregor Demblin macht das deutlich sichtbar und spürbar. Wir möchten dazu beitragen, diesen zukunftsweisenden Therapieansatz allen betroffenen Menschen in Österreich zu ermöglichen, sodass ‚Du kannst mehr‘ in direkter Verbindung mit Lebensqualität in einer digitalen Zeit steht.“

Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin der Österreichischen Lotterien, betont: „Es ist unglaublich aufregend, wenn man als Unternehmen mithelfen kann, solch eine bahnbrechende Technologie nach Österreich zu holen. Mit dem Exoskelett wird Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit physisch eine neue Perspektive eröffnet, und psychisch neue Hoffnung gegeben. Wir sind sehr stolz drauf, Partner der ersten Stunde zu sein.“

„Es geht hier um viel mehr als eine bahnbrechende Therapiemaßnahme für Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit. Mit dem Exoskelett geben wir Hoffnung und die Möglichkeit auf ein einfacheres und selbstbestimmtes Leben. Ich bin stolz darauf, bei diesem mutigen und visionären Projekt mitwirken zu dürfen“, so Georg Kapsch, Kapsch AG.

Gregor Demblin sagt: „Ich bin unglaublich stolz auf die Österreicher, dass ihnen das Thema derart am Herzen liegt. Ich freue mich schon, mit ihnen gemeinsam dieses lebensverändernde Therapieprogramm so vielen Menschen wie möglich anbieten zu können.“


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*