Die politische Kommunikation in Österreich über das Internet liegt im Argen. Das ist eine der Kernthesen des neuen Buches des Wiener Kommunikationsberaters Yussi Pick mit dem Titel "Das Echo-Prinzip - Wie Online Kommunikation Politik verändert". [...]
Die Parteien, Verbände und Organisationen würden im Umgang mit dem Medium immer noch „tollpatschig“ agieren, meinte Pick bei einem Pressegespräch in Wien. Kaum eine Partei wisse das Internet „strategisch zu nutzen“ und versuche einfach, „alte PR-Taktiken auf die neuen Kanäle anzuwenden“. Die klassische PR-Kommunikation werde einfach online übernommen, bemängelte der Experte. Als Beispiel führte er den Live-Stream auf der Homepage des Bundeskanzleramts über das Ministerrats-Pressefoyer an. „Das interessiert die Bürger nicht, sondern ist nur etwas für Journalisten“, erklärte Pick.
Der Hintergedanke der Parteien bei Wahlkämpfen sei: „Wir brauchen Plakate und Folder und, ach ja, das Internet brauchen wird auch noch“, sah Pick das Online-Medium auf der Prioritätenliste immer noch relativ unten angesiedelt. Man verfahre nach dem österreichischen Motto „Das haben wir immer schon so gemacht“. Online bedeute Testen, aber in Österreich werde zu wenig experimentiert.
Auf Info-Grafiken werde im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten in Österreich beispielsweise überhaupt nicht gesetzt, meinte Pick. Dabei würden sich diese wesentlich besser verbreiten als die klassischen Presseaussendungen. Die PR-Strategen um US-Präsident Obama würden es vormachen, etwa mit der wöchentlichen Aktualisierung der Arbeitslosenzahlen mittels Info-Grafik. Zudem müsste das „story-telling“ verstärkt werden, sagte der Experte der APA am Rande des Pressegesprächs. Dies bedeute, dass man eine betroffene Gruppe über das Internet etwas erzählen lasse.
Auch eine „Aktivierungsspirale“ in Gang zu setzen gelingt laut dem Kommunikationsberater den österreichischen Parteien und Verbänden nicht. Es gehe darum, „Online-Fans in Offline-Aktivisten“ zu verwandeln. „Das schaffen sie noch nicht“, sagte Pick.
Das „Echo-Prinzip“ bedeute das Zusammenspiel von alten und neuen Medien und die daraus resultierende Verstärkung von Botschaften. Als Beispiele führte der Kommunikationsexperte die Causa des Grün-Politikers Efgani Dönmez sowie die Aufregung um die Aussagen von Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) nach Bekanntwerden des sexuellen Übergriffs auf einen 14-Jährigen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt an. In ersterem Fall habe die mediale Diskussion mit einem Facebook-Posting begonnen, in zweiterem mit einem Fernsehinterview .
Ein Verschwinden der herkömmlichen Medien sieht Pick nicht. „Internet ersetzt nicht sehr viel, sondern ergänzt sehr viel“, meinte er. Online-Kanäle könnten Journalisten nicht ersetzen. Beispielsweise würden etwa 82 Prozent der Links auf Facebook und Twitter derzeit nach wie vor zu klassischen Medien führen. (apa)
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