Die Sicherheit der Operational Technology (OT) stand am 20. September 2022 im Mittelpunkt des CIS Compliance Summits im Austria Trend Hotel Savoyen in Wien. Das Thema gewinnt zunehmend an Brisanz, da die Betriebstechnologie von Industriebetrieben, Stromkonzernen, Spitälern und anderen Einrichtungen immer mehr in den Fokus von Cyber-Kriminellen rückt. [...]
„Die Angreifer suchen bei ihren Zielobjekten immer nach den schwächsten Stellen. Daher braucht es zur Abwehr unbedingt Gesamtkonzepte, welche IT- und OT-Security integrieren, und nicht nur punktuelle Maßnahmen“, erklärte CIS-Geschäftsführer Klaus Veselko den rund 250 Fachbesuchern. Hochkarätige Keynote-Speaker und zahlreiche andere Experten gaben Tipps, wie die Umsetzung gelingt.
Beim CIS Compliance Summit werden alljährlich regelkonforme und praxisorientierte Vorgehensweisen in den Bereichen Security, Privacy und Business Continuity diskutiert. Inhaltlich fokussierte das Branchenevent am 20. September 2022 in Wien auf die Sicherheit der Operational Technologies (OT).
17 Speaker aus Wirtschaft und Wissenschaft teilten auf der Bühne ihre Erfahrungen zu diesem und weiteren brandaktuellen Security-Themen und erklärten, „warum das Internet of Everything gleichzeitig Security of Everything“ braucht.
Rund 250 Teilnehmer aus ganz Österreich und benachbarten Ländern folgten der Einladung zum etablierten Branchentreff und tauschten sich mit Security-Vertretern, Informationssicherheitsmanagern und Führungskräften jeglicher Branchen aus. Bei der erstmals ganztägig durchgeführten Veranstaltung wurde den Teilnehmenden außerdem ein breites Rahmenprogramm aus Networking mit 16 Ausstellern in der Innovation Zone, zwei Keynotes sowie die „Lange Nacht der Security“ geboten.
Klaus Veselko, Geschäftsführer der auf Informationssicherheit, Datenschutz, Cloud Computing, IT-Services, Rechenzentren und Business Continuity Management spezialisierten, akkreditierten Zertifizierungsorganisation CIS – Certification & Information Security Services GmbH erklärte in seiner Eröffnungsrede die Relevanz: „Früher war OT-Security kaum ein Thema, weil es keine Betriebstechnologie gab, die mit dem Internet verbunden war. Heute hängen alle Computer und nahezu jede Maschine an Unternehmensnetzwerken und diese wiederum im Internet.“
Daher stellt jedes Gerät eines Industrieunternehmens, Krankenhauses, Stromkonzerns oder jeder anderen Organisation ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar, das auch strategisch geschützt werden muss.
Wie Digitalsysteme sicherer werden
Keynote-Speaker des Events war Helmut Leopold, Leiter des Center for Digital Safety & Security (DSS) beim AIT Austrian Institute of Technology, Österreichs größter außeruniversitärer Forschungseinrichtung.
Der Experte verwies unter anderem auf die spezifischen Merkmale von Betriebstechnologien: „Ein Flugzeug kann beispielsweise nicht einfach freitagabends upgedatet werden, wie das in der Büro-IT gängige Praxis ist. Remote-Wartungen über das Internet sind daher im OT-Bereich weitverbreitet, wobei das in der Regel zwar kostengünstiger ist, aber auch anfällig für Cyber-Attacken macht.“
Um Digitalsysteme generell sicherer zu gestalten, plädiert Leopold unter anderem für die Umsetzung folgender Punkte: Digitale Systeme sollten von vornherein so gebaut werden, dass sie widerstandsfähig gegenüber Cyber-Angriffen sind.
Auch der Einsatz künstlicher Intelligenz sei für die Abwehr von Cyberangriffen sehr effektiv. Für gezielte Schutzmechanismen sollte zudem ein stärkerer internationaler Daten- und Informationsaustausch stattfinden. Und ein weiterer wichtiger Ansatz ist nicht zuletzt die Bewusstseinsbildung und Schulung der Mitarbeitenden.
Guidelines auf dem Weg zur OT-Security
Genereller Tenor der Veranstaltung war, dass punktuelle Maßnahmen im Bereich OT-Security völlig unzureichend sind. Als wichtige Guidelines auf dem Weg zu einem umfassenden Sicherheitskonzept haben sich Normen bewährt.
Herzstück im Bereich der industriellen Automatisierungstechnik ist die Normenreihe IEC 62443, wie Thomas Bleier, Geschäftsführer der B-SEC better secure KG und Auditor der CIS, betonte, der in führender Position in diversen Normungsgremien aktiv ist:
„Die IEC 63442 dient in ihrem Bereich als Referenz für den Stand der Technik. Relevant ist das beispielsweise bei Ausschreibungen, Verhandlungen oder auch Gutachten. Weiters gibt es derzeit europäische Aktivitäten, um Sicherheitszertifizierungen für IT-Produkte zu etablieren. Die IEC 62443 wird vermutlich als Grundlage für Zertifizierungsschemata in diesem Bereich dienen“, so die Ausführungen des Experten.
Eckpfeiler der Gesamtstrategie
Auch Zertifizierungen nach der internationalen Norm für Informationssicherheit ISO 27001 sind für viele Unternehmen mittlerweile fester Bestandteil ihrer Strategie geworden. Erich Dröscher, Expert Security Manager bei der Raiffeisen Bank International (RBI), zeigte sich am Rande des CIS Compliance Summits vom Nutzen überzeugt:
„Der Vorteil der ISO 27001-Zertifizierung liegt für die RBI darin, durch einen unabhängigen Nachweis über ein professionell geführtes Informationssicherheitsmanagementsystem das Kundenvertrauen in unsere Dienstleistungen weiter zu stärken. Die externe Sicht auf unser Unternehmen stellt einen Eckpfeiler unserer Gesamtstrategie dar, um den kontinuierlichen Verbesserungsprozess weiter zu forcieren.“
Schutzmaßnahmen müssen praxisgerecht sein
Das Branchenevent wurde von einer etwas anderen Keynote abgerundet: Der österreichische Moderator Tom Walek deckte in seinem Vortrag „Im Wettlauf mit der Zeit“ die Parallelen zwischen seiner Expedition zum Südpol und der Business-Welt auf.
Grundtenor seines Vortrags: Betriebe, die bereits Opfer einer Cyberattacke waren, kennen den Wettlauf gegen die Zeit nur zu gut und wissen über die Wichtigkeit schneller, gut durchdachter und praxisnaher Schutzmaßnahmen Bescheid. Zudem braucht es ein gut eingespieltes Team, das genau weiß, was zu tun ist.
CIS-Geschäftsführer Klaus Veselko thematisierte abschließend noch die Fehlerquelle Mensch und plädierte für eine stärkere Bewusstseinsbildung:
„Häufig sind unzureichend geschulte Mitarbeitende verantwortlich dafür, wenn ein Eintrittstor für Cyberangriffe geschaffen wurde. Das kann ein Klick auf einen Link einer E Mail sein oder ein unerlaubt angesteckter USB-Stick. Manchmal führen aber auch lange und komplizierte Passwörter dazu, dass diese auf Spickzettel notiert und damit für Unbefugte zugänglich werden. Umfassendes Informationssicherheitsdenken muss in der Unternehmenskultur verankert werden.“
Genau deshalb sollten die vorgegebenen Schutzmaßnahmen in der Praxis nicht nur penibel eingehalten, sondern auch menschlich umsetzbar sein.
Der nächste CIS Compliance Summit findet am 19. September 2023 zum Thema „New Work – Potenzial oder Provokation für Security und Privacy“ statt.
Alle Infos in Kürze hier: www.cis-cert.com/summit
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