EY-Studie: Wachstum durch XaaS

XaaS-Modelle (XaaS=anything-as-a-service) kurbeln laut einer aktuellen Studie von EY weltweit das Umsatzwachstum an – auch in Gesundheitswesen und Automobilindustrie. [...]

Axel Preiss, Leiter Consulting bei EY Österreich (c) EY / Stefan Seelig
Axel Preiss, Leiter Consulting bei EY Österreich (c) EY / Stefan Seelig

XaaS ist eine Möglichkeit, die Angebote eines Unternehmens – wie Hardware, Software oder Lösungen – nicht als einmaliges Produkt, sondern als fortlaufende Dienstleistung zu liefern und zu verkaufen. Diese kann den Kunden und Kundinnen auf verschiedene Weise in Rechnung gestellt werden, z. B. auf Verbrauchs-, Ergebnis- oder Abonnementbasis. Die Bereitschaft der Unternehmen, Anything-as-a-Service-Modelle (XaaS) einzuführen, hat sich seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie drastisch erhöht. Dabei nimmt vor allem der Technologiesektor eine Vorreiterrolle ein, aber auch andere Bereiche gewinnen zunehmend an Dynamik. Während heute nur knapp jedes zehnte (9 Prozent) der befragten Unternehmen die XaaS-Transformation abgeschlossen haben, befinden sich die meisten (85 Prozent) in der Phase der Implementierung. Dies geht aus der globalen EY-Studie „Anything-as-a-Service“ hervor, für die 1.200 Unternehmen weltweit befragt wurden. Ziel war es, die Einführungstrends von XaaS in verschiedenen Branchen zu ermitteln – und einen Vergleich zur letzten Datenerhebung im Jahr 2019 zu ziehen. 

Bereitschaft für XaaS steigt

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Unternehmen ist heute bereit, XaaS einzuführen, während die Zahl der Unternehmen, die noch nicht bereit ist, stark zurückgegangen ist – von 13 Prozent im Jahr 2019 auf nur zwei Prozent im Jahr 2022. Dieses Ergebnis wird durch einen überwältigenden Optimismus hinsichtlich der finanziellen Auswirkungen von XaaS untermauert: Über zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten geben an, dass die positiven Auswirkungen in den nächsten drei Jahren einen Betrag in Höhe von 100 Millionen US-Dollar generieren werden, 21 Prozent erwarten sogar mehr als eine Milliarde US-Dollar. Außerdem glauben zwei Drittel der Unternehmen (66 Prozent), dass ihre Bewertung um 50 Prozent steigen wird, wenn sie auf XaaS umstellen. Auch der Ausblick in die Zukunft ist rosig: Insgesamt wird erwartet, dass der Anteil der Unternehmen, die mehr als 80 Prozent ihres Umsatzes mit XaaS erzielen, in den nächsten drei bis fünf Jahren von derzeit drei Prozent auf 19 Prozent steigen wird.

Synergie, Vernetzung, Transformation seien Schlagworte, die den Technologiesektor schon lange begleiteten und bereits erfolgreich implementiert worden seien, sagt Axel Preiss, Leiter Consulting bei EY Österreich, der jetzt aber auch andere Bereiche nachziehen sieht: „Es ist wenig überraschend, dass eine wachsende Zahl von Unternehmen nun plant, einen Großteil ihres Portfolios auf XaaS-Angebote umzustellen, um Software und künstliche Intelligenz zu ihrem Portfolio hinzuzufügen – so können intelligent vernetzte Produkte und Dienstleistungen entwickelt, Märkte erweitert und neue Wege zur Monetarisierung von Daten und Algorithmen gefunden werden. Die meisten Anwender und Anwenderinnen sind sich einig, dass XaaS dazu beigetragen hat, neue Wertversprechen, Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen zu generieren – und dass XaaS sogar die Interaktion mit Kundschaft verändert hat.“ 

Trend-Branchen Technologie, Industrie, Gesundheit und Automobil

Die Verschiebung in Richtung XaaS wird von drei Technologiesektoren angeführt: Softwareanbieter, Plattformanbieter und digitale Dienstleistungen. In diesen Kernsektoren geben 16 Prozent der Befragten an, dass sie für die Umstellung auf XaaS „extrem bereit“ sind, während dieser Anteil in den anderen Sektoren bei fünf Prozent liegt. Doch künftig werden in einer zweiten Welle auch der Gesundheitssektor sowie die Automobilindustrie verstärkt auf XaaS setzen. Bei der Umstellung auf XaaS hinken reine Hardware-Anbieter, Industrieprodukte und Medienanbieter (Streaming ist unter digitalen Dienstleistungen erfasst) bislang hinterher. 

Umstellung auf Verbrauchsmodelle und ergebnisorientierte Preise

Da sich der Markt so rasant entwickelt, gehen die Unternehmen zunehmend von einfachen Abonnements zu verbrauchsbasierten Modellen und ergebnisorientierter Preisgestaltung über. Während 60 Prozent aller befragten Unternehmen derzeit Abonnementmodelle zur Abrechnung von XaaS-Angeboten verwenden, beabsichtigen 52 Prozent in den nächsten drei bis fünf Jahren auf Verbrauchsmodelle umzusteigen – vor allem aufgrund der Attraktivität einer besser vorhersehbaren Einnahmequelle.

Diese Entwicklung hat zu einer Verschiebung der Prioritäten für Unternehmen in allen Branchen geführt: 2019 waren die größten Herausforderungen bei der XaaS-Transformation die Kommunikation des Wertversprechens und die Definition von Lösungen. Heute bestehen die größten Hürden in der Entwicklung integrierter Produktstrategien und der Markteinführung von XaaS-Angeboten – einschließlich der Festlegung des Markteinführungsweges, der Schulung des Vertriebsteams sowie der Vermarktung von XaaS-Angeboten für verschiedene Segmente.

Dem veränderten Verbraucherverhalten einen Schritt voraus sein

„Mit der Umstellung von traditionellen Abonnement- auf nutzungsbasierte Modelle versuchen die Unternehmen, sich besser auf das moderne Kaufverhalten einzustellen. Unternehmen verlagern sich auf eine verbrauchsabhängige Preisgestaltung, weil diese Flexibilität, Erschwinglichkeit und minimale Kapitalbindung bietet – was sich wiederum in skalierbarer Rentabilität niederschlägt. Die Geschäftsmodelle entwickeln sich sogar noch weiter, da die Unternehmen ihre Abonnementservices mit verbrauchsabhängigen Preisen kombinieren, um den Kunden und Kundinnen zu helfen, ihr Angebot nach Bedarf zu erweitern oder zu verbessern. Diese neuen gemischten Modelle können Innovationen bei Wertangeboten und Produktdesigns erfordern, aber auch die Notwendigkeit, Vermarktungsansätze und Backend-Funktionen zu verändern. Kurz gesagt: XaaS-Modelle sind auf dem Weg zum Mainstream und bringen bei ihrer Skalierung die Notwendigkeit für transformative Veränderungen im gesamten Unternehmen mit sich“, beschreibt Preiss das Potenzial der XaaS-Modelle. 

Um diese erfolgreich betreiben zu können, sind laut der Umfrage die Markteinführung (46 Prozent), die Rechnungsstellung und der Zahlungsverkehr (44 Prozent) sowie das Finanz- und Rechnungswesen (42 Prozent) die drei wichtigsten Prozesse, die erheblich verändert werden müssen. Zu den weiteren Schritten, die zur Vorbereitung auf XaaS unternommen werden, gehört die Einrichtung von Kundenerfolgsfunktionen, um die Akzeptanz und den Ausbau von XaaS-Modellen voranzutreiben – diese führen fast neun von zehn Unternehmen ein.  Ein gutes Drittel (35 Prozent) hat eine neue rechtliche Einheit oder Steuerstrukturen eingerichtet, um ihre Transformationsprogramme zu unterstützen.


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