Künftig sollen Nachrichten aus vertrauenswürdigen Quellen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Das soll Fake News und Clickbaiting eindämmen. [...]
Facebook hat seinen Algorithmus aktualisiert. Künftig rankt das Soziale Netzwerk News stärker nach Reichweite und Vertrauenswürdigkeit als bisher. Besser bewertet werden damit:
- Nachrichten aus überregionalen Quellen, die von einer repräsentativen Öffentlichkeit auf Facebook als vertrauenswürdig eingestuft werden
- Nachrichten, die die Menschen als informativ einschätzen
- Nachrichten, die auf lokaler Ebene relevant sind
Wirtschaftliche Anreize für Spammer beseitigen
Bereits Anfang des Jahres hatte Facebook einige grössere Anpassungen am Newsfeed vorgenommen. Ziel war es, den Fokus auf den Austausch zwischen Freunden und der Familie zu setzen und weniger auf die Maximierung der Nutzungsdauer. Daher wurden vermehrt Beiträge von Freunden und Seiten angezeigt, die den Austausch zwischen den Nutzern förderten.
Infolge dieser Änderungen bekamen die User – zum Leidwesen der Publisher und Business-Seiten-Betreiber – weniger öffentliche Beiträge zu sehen, einschliesslich Nachrichten-Beiträgen, Videos sowie Beiträgen von Unternehmen.
Hintergrund war auch die wachsende Problematik der Falschnachrichten und des Clickbaiting-Phänomens. Man wollte dieses reduzieren und die wirtschaftlichenAnreize für Spammer beseitigen.
«Zwar ist die Zahl der öffentlichen Beiträge im Newsfeed insgesamt gesunken, dennoch sind Nachrichten auf Facebook wichtig, um zu einer informierten Öffentlichkeit beizutragen. Deshalb werden wir in Zukunft die Beiträge von überregionalen, reichweitenstarken Nachrichtenquellen priorisieren, die von einer Mehrheit der Menschen auf Facebook als vertrauenswürdig eingestuft werden und umgekehrt den als weniger vertrauenswürdig angesehenen Medien weniger Verbreitung geben», so das Unternehmen in einem Blogpost.
Für Medienunternehmen bedeutet das, dass sie wieder eine höhere Reichweite erzielen können – sofern denn die Nutzer die Inhalte als «vertrauenswürdig» einstufen. Beiträge aus Quellen, denen die Community kein hohes Vertrauen entgegenbringt, werden voraussichtlich weniger starke Verbreitung finden.
Wer denn als vertrauenswürdig gilt und wer nicht, hat Facebook in einer repräsentativen Befragung einer «stetig wechselnden Gruppe von Menschen auf Facebook» ermittelt. Die gewonnenen Erkenntnisse seien ein wichtiges Signal für das Newsfeed-Ranking von überregionalen Nachrichtenquellen, aber gleichzeitig eines von Hunderttausenden anderen Ranking-Signalen.
Nutzer können aber nach wie vor mit der Funktion «Als Erstes anzeigen» festlegen, welche Beiträge im oberen Bereich des Newsfeeds angezeigt werden sollen.
Facebook wieder stärker unter der Lupe
Daneben nehmen im Datenskandal um Cambridge Analytica amerikanische Ermittler nun verstärkt auch Facebook ins Visier. Justizministerium und FBI hätten ihre Ermittlungen auf das Netzwerk ausgeweitet und die Börsenaufsicht SEC prüfe die öffentlichen Stellungnahmen des Online-Netzwerks, wie das Unternehmen der «Washington Post» und der «New York Times» bestätigte.
Die auf Verbraucherschutz ausgerichtete Handelsbehörde FTC prüft bereits seit einiger Zeit, ob Facebook eine Verpflichtung zu strikterem Datenschutz aus dem Jahr 2011 verletzt hat.
Facebook hatte bereits Ende 2015 erfahren, dass der Cambridge-Professor Aleksandr Kogan Nutzerdaten aus einer Umfrage an die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica weitergegeben hatte. Das Online-Netzwerk gab sich damals jedoch zufrieden mit der Zusicherung, dass die Daten gelöscht worden seien und informierte die betroffenen Nutzer nicht. Diese Entscheidung sei ein Schwerpunkt der Untersuchungen, berichtete die «Washington Post».
Die Ermittler wollten wissen, was genau Facebook damals bekannt war und warum Anwender und Investoren nicht unterrichtet wurden, hiess es unter Berufung auf informierte Personen. Sie suchten auch nach Unstimmigkeiten in jüngsten Darstellungen und nähmen dafür auch die zehnstündige Anhörung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg im US-Kongress unter die Lupe.
Facebook betont stets, Kogan habe das Online-Netzwerk getäuscht und die Daten weiterverkauft, statt sie – wie angegebenen – wissenschaftlich zu nutzen. Kogan kontert, in den Nutzungsbedingungen seiner Umfrage-App sei eine kommerzielle Verwertung der Daten erwähnt worden. Die Ermittler schauen sich der «Washington Post» zufolge nun genauer an, welche Daten Facebook aus der Plattform sammeln liess und – zu welchen Bedingungen. Die US-Behörden hatten sich zunächst vor allem auf Cambridge Analytica fokussiert. In den vergangenen vier bis sechs Wochen hätten sie ihre Aufmerksamkeit aber auch stärker auf Facebook gelenkt, berichtete die «New York Times».
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