Der 18. Mai 2012 dürfte Mark Zuckerberg in unguter Erinnerung bleiben. Vor genau einem Jahr ging sein Soziales Netzwerk Facebook an die Börse. Vielmehr: Es stolperte dorthin. [...]
Zuerst brach das Computersystem des Börsenbetreibers Nasdaq unter dem Ansturm von Kauf- und Verkaufsaufträgen zusammen. Dann konnten nur Stützungskäufe der beteiligten Banken verhindern, dass die Aktie schon am ersten Tag einbrach. Das Fazit lautete: Börsengang verpatzt.
Es waren also keine guten Vorzeichen, mit denen Facebook sein Erwachsensein begann. Zwar hat sich die Aktie mittlerweile von ihren Tiefständen erholt. Denn Zuckerberg hat bewiesen, dass sein Facebook mit Werbeanzeigen gutes Geld verdienen kann – das gilt auch für das Geschäft auf Smartphones. Allein zu Jahresbeginn verdoppelte sich der Gewinn beinahe auf 217 Mio. Dollar (168,35 Mio. Euro). Doch nun keimen neue Sorgen auf: Verkommt Facebook zum Treffpunkt der Älteren? Fehlt damit bald der Nachwuchs?
Der immer wieder geäußerte Verdacht: Weil sich bei Facebook mittlerweile so viele Erwachsene tummeln, fliehen die Jugendlichen. Das Schlagwort „elternverseucht“ macht die Runde. Stattdessen hänge die Jugend bei der Blog-Plattform Tumblr, dem Kurznachrichten-Dienst Twitter oder der Chat-App WhatsApp herum, heißt es. Auch Snapchat gilt als Sammelbecken für Facebook-Verweigerer – das ist eine Smartphone-App, mit der sich Fotos verschicken lassen, die sich nach kurzer Zeit selbst löschen.
Wirklich belastbare Zahlen gibt es für die vermutete Abwanderung der jungen Leute allerdings nicht. Es sei eher ein Gefühl, das bei vielen Investoren vorherrsche, basierend auf einzelnen Erzählungen denn auf harter Statistik, stellte die renommierte Wirtschaftszeitung „Financial Times“ jüngst fest. „Sie glauben einfach, dass es passiert“, sagte Analyst Mark Mahaney von der Royal Bank of Canada.
Facebook selbst gibt nur einen groben Überblick über seine Mitgliederentwicklung: Bis zuletzt wuchs die Gesamtzahl auf 1,11 Milliarden; mehr als die Hälfte davon schauen sogar täglich vorbei. „Die jungen Nutzer gehören zu den aktivsten, die wir auf Facebook haben“, beteuerte Finanzchef David Ebersman noch vor zwei Wochen. Die „moderne Legende“, dass die unter 25-Jährigen abwanderten, rühre wohl daher, dass sie mittlerweile viele verschiedene Soziale Dienste nutzten. Es handele sich aber um kein Nullsummen-Spiel, sagte Erbersman. „Wir sind überzeugt davon, dass die Zeit insgesamt zunimmt, die man bei Diensten verbringt, die einen verbinden und über die man sich austauschen kann.“
Ob diese Aussage die Investoren auf Dauer beruhigen kann, bleibt abzuwarten. Die beim Börsengang zu 38 Dollar verkaufte Facebook-Aktie notierte zuletzt immerhin bei rund 26 Dollar. Zwischenzeitlich hatte sich ihr Wert mehr als halbiert auf 17,55 Dollar. „Wir haben große Fortschritte gemacht in den ersten Monaten des Jahres“, sagte Firmengründer Zuckerberg zuletzt. Sein weiterer Erfolg wird auch davon abhängen, ob er das „elternverseuchte“ Facebook spannend für die Jugend halten kann. (apa)
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