Facebook verdient mit Kleinanzeigen auf Smartphones und Tablet-Computern überraschend viel Geld, will seine Kunden aber nicht mit zu viel Werbung vergraulen. [...]
Der Umsatz des weltgrößten Online-Netzwerks sprang im dritten Quartal um 60 Prozent auf 2,02 Mrd. Dollar (1,47 Mrd. Euro). Facebook profitiert dabei von der Werbung, die der US-Konzern in den Nachrichtenfluss seiner 1,2 Milliarden Nutzer einspeist. Finanzchef David Ebersman will die Kunden aber keinesfalls zu Rivalen wie LinkedIn oder Twitter treiben. Deswegen soll sich an der Frequenz von einer Anzeige pro 20 Nachrichten nichts ändern.
Was die Nutzer freuen dürfte, sind schlechte Nachrichten für die Aktionäre. Sie fürchten, dass dies zulasten des Geschäfts gehen könnte. Nachdem die Börse zunächst euphorisch auf die Facebook-Zahlen reagiert hatte und die Aktie zwischenzeitlichen 15 Prozent zulegte, drehte sie ins Minus und verlor drei Prozent an Wert.
Facebook hatte zuletzt massiv investiert, um auch auf kleinen Bildschirmen mit den Daten seiner rund um den Globus verstreuten Nutzer Geld zu verdienen. Das zahlte sich nun aus: Im abgelaufenen Quartal stand unter dem Strich ein Gewinn von 425 Mio. Dollar. Im Jahr zuvor fiel noch ein Verlust von 59 Mio. Dollar an.
Immer mehr Nutzer greifen über Smartphones oder Tablets auf das Netzwerk zu. Werbung auf mobilen Geräten trug bereits fast die Hälfte zu den gesamten Werbe-Einnahmen von 1,8 Mrd. Dollar bei – drei Monate zuvor waren es erst 41 Prozent. Nach den Worten von Mark Zuckerberg, der Facebook 2004 gründete und zum Inbegriff des Silicon-Valley-Unternehmers geworden ist, schaut sich der Nutzer mindestens eine Anzeige in der Woche genauer an.
Doch die Ansprüche an Facebook sind hoch. Nach dem Pannen-Börsengang aus dem Mai 2012 haben zuletzt gute Geschäftszahlen die Anleger überzeugt. Vor allem höhere Werbeverdienste haben in den vergangenen drei Monaten zu einer Verdoppelung des Aktienkurses geführt. Doch die Zweifel, ob sich das rasante Wachstumstempo beibehalten lässt, bleiben – vor allem, weil Facebook nicht Werbung en masse in das Angebot der Nutzer aus Fotos, Nachrichten und Videos von Freunden einspeisen kann. Sonst würde Facebook riskieren, seine Kunden zu verschrecken, sagte der Branchenexperte Brian Wieser vom Analysehaus Pivotal Research. Vor allem jüngere Nutzer gelten als unbeständig und probieren auch gern andere Netzwerke aus.
In den USA gibt es schon erste Anzeichen, dass Teenager seltener nachschauen, was ihre Freunde auf Facebook treiben. Stattdessen nutzen sie bevorzugt neue Dienste wie WhatsApp oder Snapchat, wo Nachrichten und Fotos nur für kurze Zeit verfügbar sind. Um Teenager zu binden, erwarb Facebook zuletzt für fast eine Milliarde Dollar den beliebten Foto-Dienst Instagram. Im Wettbewerb mit Google ist es für Facebook besonders wichtig, dass Mitglieder lange auf der Seite verweilen.
Eher in den Hintergrund war zuletzt gerückt, dass auch ein eigenes Smartphone Neukunden ins Haus bringen könnte. Einem Medienbericht zufolge soll sich der Smartphone-Pionier BlackBerry Facebook zum Verkauf angeboten haben. Facebook wollte sich dazu nicht äußern. (apa)
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