„Faules“ Programmier-Genie lässt Software für sich arbeiten

Automatisierung ist eines der großen Schlagwörter der IT-Branche. Doch nicht nur Systeme, sondern auch immer mehr Aufgaben des beruflichen oder privaten Alltags lassen sich heute automatisieren. Dass das mitunter auch sehr skurrile Folgen haben kann, zeigt das Beispiel des russischen Programmierers Nikhad Abbasov. [...]

Abbasov berichtet auf der Software-Plattform GitHub von einem Ex-Kollegen, dem es an seinem Arbeitsplatz gelungen ist, über selbst verfasste Skripts so gut wie alle „lästigen“ Dinge einfach von Software erledigen zu lassen. Das entsprechende System verschickte sogar Krankmeldungen automatisch, verständigte seine Frau, wenn er länger arbeiten musste oder gab der Kaffeemaschine den Befehl, rechtzeitig den gewünschten Drink auszuspucken.

„Okay, also unser Software-Ingenieur hat uns für eine andere Firma verlassen. Der Typ hat buchstäblich in seiner eigenen Welt gelebt und alles, was länger als 90 Sekunden seiner Zeit in Anspruch nehmen würde, automatisiert und von selbst geschriebenen Skripts erledigen lassen“, erklärt Abbasov. Bei der genaueren Durchsicht des „Nachlasses“ seines ehemaligen Kollegen seien dabei einige sehr interessante und amüsante Dinge zu Tage getreten. So habe der Programmierer im Laufe der Zeit ein erstaunlich ausgeklügeltes System auf die Beine gestellt, das gewissermaßen seinen Job übernehmen kann.

AUTOMATISCHE AUSREDEN

„Das ist einfach unglaublich“, staunt Abbasov über die Kreativität seines Ex-Kollegen. Dieser hat beispielsweise seine Software so eingerichtet, dass sie automatisch eine „Bin heute länger im Büro“-Nachricht an seine Frau verschickt, wenn er nach neun Uhr abends immer noch im Firmenserver eingeloggt war. Ein Zufallsgenerator suchte dabei aus einer vorher definierten Liste gleich eine passende Entschuldigung aus. Auch für Verspätungen beim Erscheinen im Büro hatte er eine ähnliche Lösung parat: Wenn er bis 8:45 Uhr nicht mit dem Server interagiert hatte, sorgte ein Skript mit dem Titel „Hangover“ dafür, dass der Arbeitgeber die Nachricht „Fühle mich nicht gut, arbeite von zuhause aus“ geliefert bekam.

Nicht zur Nachahmung zu empfehlen ist hingegen die Art und Weise, wie der Informatiker mit einem „lästigen“ Kunden umgesprungen ist. Dieser wurde mithilfe eines speziellen Skripts abgefertigt, das den Posteingang nach bestimmten Schlüsselwörtern in Mails des Kunden wie „Hilfe“, „Problem“ oder „Sorry“ absucht und dann die Datenbank des Kunden auf den letzten Backup-Stand zurücksetzt. „Seien Sie beim nächsten Mal vorsichtiger“, so die freche Nachricht, die dazu automatisch verschickt wird.

PERFEKTES TIMING

„Der Oscar für das beste Skript geht aber an ‚fucking coffee'“, betont Abbasov. Dieses kleine Programm wartet genau 17 Sekunden, um dann über eine Netzwerkverbindung der Kaffeemaschine den Befehl zu erteilen, einen mittelgroßen, halbstarken Latte zu kochen. „Wir hatten nicht einmal eine Ahnung davon, dass unsere Kaffeemaschine am Netz hängt und über Linux diese Befehle verstehen kann“, wundert sich der Experte über den Ideenreichtum seines Ex-Kollegen. Exakt 24 Sekunden danach – genau so lange braucht es, um von dessen Schreibtisch zum Automat zu gelangen – wird das heiße Getränk dann frisch in den Becher gefüllt und ist zur Abholung bereit. (pte)


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