Laut der neuen Studie "Mitarbeiterqualifikation in der Elektro- und Elektronikindustrie" des FEEI haben 90 Prozent der Unternehmen Probleme, technische Positionen zu besetzen - in der Branche fehlen bis zu 800 Techniker. [...]
Für nur jedes zehnte Unternehmen läuft die Suche nach technischen Mitarbeiter problemlos ab. Neun von zehn Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) haben Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen zu besetzen. Und die Situation wird sich noch weiter verschärfen, betont Monika Kircher, stv. Präsidentin des FEEI (Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie: „Jedes dritte Unternehmen erwartet in den kommenden zwei Jahren, dass es noch schwieriger wird – vor allem bei der Suche nach Technikern mit zumindest Maturaniveau.“ Aus den Tiefeninterviews weiß Herwig Schneider, Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Instituts, wo es besonders eng wird: „Die Suche nach technischem Personal für die Bereiche R&D, Elektrotechnik, Mikroelektronik, technische Physik und Leistungselektronik stellt die Unternehmen vor besondere Herausforderungen.“
Auch die Bildung von gemischten Teams fordert die Branche heraus: Nur acht Prozent des technischen Personals ist weiblich, und das, obwohl die Unternehmen hier verstärkt Aktivitäten setzen. „Die Branche tut viel dafür, dass mehr Frauen in die Technik gehen, aber manche Frauen-Programme mussten wieder abgesetzt werden, weil es einfach keine Technikerinnen gab“, erzählt Monika Kircher. In Summe fehlen der Elektro- und Elektronikindustrie laut Studie
zwischen 600 bis 800 technische Fachkräfte.
Die EEI setzt dabei auf Aus- und Weiterbildung sowie Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken Monika Kircher betont in ihren Ausführungen, dass bereits erfolgreiche Gegenstrategien zum Fachkräftemangel entwickelt wurden: „Unsere Betriebe setzen verstärkt auf interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen. So werden bereits im Unternehmen befindliche Mitarbeiter mittels Weiterbildungsmaßnahmen für den nächsten Karriereschritt fit gemacht. Für unsere Großunternehmen ist die Ausbildung von Lehrlingen eine willkommene und effektive Form, um Mitarbeiter genau mit den Qualifikationen auszustatten, die besonders benötigt werden.“
Monika Kircher spricht sich für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Bildungseinrichtungen aus. Sie sieht ihre Bemühungen in diese Richtung durch die Studie bestätigt: „68 Prozent der Unternehmen kommen erstmals bei Projekt-, Master- oder Diplomarbeiten mit ihren zukünftigen Mitarbeitern in Kontakt. Diese Allianzen sind somit für beide Seiten gewinnbringend.“
Techniker sind in der Elektro- und Elektronikindustrie nicht nur in klassischen Technik-Abteilungen wie Produktion, Konstruktion oder F&E beschäftigt, sondern sind auch im Einkauf, Vertrieb oder Marketing gern gesehen. „Die Studie zeigt für mich deutlich, dass eine technische Ausbildung eine sehr gute Investition in die berufliche Zukunft ist, und dass damit alle Türen offen stehen. Auch auf der Managementebene schätzt man die Qualifikationen von technisch
gebildeten MitarbeiterInnen“, so Lothar Roitner, Geschäftsführer des FEEI.
Der Tenor: Je höher die Ausbildung, desto zufriedener sind die Unternehmen mit der Qualität. Im Ranking ganz vorne liegen Absolventen von HTL mit 91 Prozent. Gefolgt von Universitäts- und FH-Absolventen mit einer Zufriedenheit von 79 bzw. 74 Prozent. Dringenden Handlungsbedarf sehen die Unternehmen jedoch bei der Ausbildungsqualität von Berufsschulen, denn ein Viertel der Betriebe ist damit überhaupt nicht zufrieden und nur elf Prozent sind sehr zufrieden. Bemängelt werden hier – neben fehlenden fachlichen Kompetenzen und Grundkompetenzen – besonders soziale Defizite.
Ableitend aus den Ergebnissen der Studie formuliert Monika Kircher die Forderungen der Elektro- und Elektronikindustrie an die Bildungspolitik: „Für die Branche ist es essentiell, dass Pflichtschulabsolventen die Grundfertigkeiten in Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschen. Hier gilt es, bereits erfolgreiche Projekte breitflächig anzusetzen. Wir sprechen uns auch klar dafür aus, dass Naturwissenschaften und Technik verstärkt in die Lehrpläne Einzug finden.“ Monika Kircher plädiert weiters dafür, dass die Ausbildungsqualität der HTL erhalten bleibt und dass hier ausreichend Fachpädagogen ausgebildet werden. Abschließend fordert sie Bildungspolitiker auf, parteipolitische Interessen zurückzustellen und die vorhandenen Expertenkonzepte rasch umzusetzen.
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