Wer eine Podiumsrunde leitet, muss vorher die Positionen der Teilnehmer kennen. Und am besten lässt er kein Mikrofon durchs Publikum wandern. Vier Tipps an CIOs. [...]
Der CIO als Change Manager, der CIO als Gestalter der Digitalisierung, der CIO als Chef immer wieder neuer Projektgruppen im Unternehmen – die Anforderungen an die kommunikativen Skills von IT-Entscheidern steigen. So erklärten vier von zehn Business-Entscheidern in einer Forrester-Umfrage den CIO zum wichtigsten Akteur beim Change. Er müsse dabei mit HR, interner Kommunikation, Change Management Team und externen Beratern kooperieren.
Damit geraten CIOs immer öfter in die Situation, eine Diskussion moderieren zu müssen. Doch Podiumsdiskussionen haben aus gutem Grund einen schlechten Ruf. Viel zu oft langweilen die Teilnehmer ihr Publikum mit den immer gleichen Phrasen, die sie schon woanders von sich gegeben haben. Schuld daran ist nicht selten der Moderator, erklärt jedenfalls Maryfran Johnson, Editor in Chief bei unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com.
Der erste Fehler: zu wenig Wissen über das Thema und die Standpunkte, die die Teilnehmer der Runde vertreten. Der Moderator muss sich bewusst machen, dass er dieselbe Funktion übernimmt wie der Dirigent eines Orchesters, der darauf achtet, dass jedes Instrument seine Einsätze bekommt und gleichzeitig die gesamte Aufführung reibungslos läuft. Ein guter Kapellmeister kann seine Musiker einschätzen.
Neben guter Vorbereitung sollte der Moderator einer Podiumsdiskussion vier Ratschläge beherzigen:
1. Die Teilnehmer als Moderator selbst vorstellen: Die erste Gelegenheit, eine Diskussion zu ersticken, bevor sie überhaupt angefangen hat, bietet sich schon bei der Vorstellung. Wenn jeder Teilnehmer langatmig seinen Werdegang herunterbetet, schalten viele Zuhörer schon ab. Wie lässt sich das vermeiden? In dem man sich vorab von jedem einen aktuellen Lebenslauf schicken lässt. Diesen kann man auf wenige Sätze zusammenkürzen und damit als Moderator selbst die Gäste vorzustellen.
2. Das richtige Maß an Vorbesprechung: Sich auf das Thema der Diskussion vorzubereiten, ist ein Muss für den Moderator. Am besten führt er am Telefon ein Vorgespräch mit jedem einzelnen. Reicht dafür die Zeit nicht, sollte er vor der öffentlichen Diskussion kurz in kleinen Gruppen mit den Teilnehmern sprechen. Der Todesstoß für eine lebendige Diskussion vor Publikum ist dagegen eine Vorab-Telefonkonferenz mit der ganzen Runde.
3. Wiederholungen des Inhalts vermeiden: Viele Diskutanten wiederholen erst die Aussage des Vorredners, bevor sie ihr eigenes Argument vortragen – vermutlich aus Höflichkeit, um zu zeigen, dass die Aussagen des anderen respektieren. Vor Beginn der Runde sollte der Moderator die Teilnehmer jedoch auffordern, so etwas zu vermeiden. Denn die Zuhörer könnten aussteigen.
Ein guter Weg ist es, den Teilnehmern das zeitliche Limit der Diskussion aufzuzeigen und mit ihnen zu vereinbaren, sich auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Ansichten zu konzentrieren. So kann man von einem zum Anderen etwa überleiten mit der Frage: „Wie unterscheidet sich das, was Herr X gesagt hat, von der Situation in ihrer Abteilung/ihrem Unternehmen?“
4. Das Publikum mitreden lassen, aber ohne Mikro: Ein Mikrofon durch die Zuschauerreihen zu reichen, ist problematisch. Zum Einen könnte die Diskussion ausufern. Denn manche Zuschauer stellen keine Fragen, sondern halten Ko-Referate. Andere wiederum trauen sich nicht, den Finger zu heben. Eine gute Alternative ist das Verteilen von Karteikarten, auf die die Zuhörer ihre Fragen schreiben können. Außerdem behält der Moderator dadurch die Kontrolle über die Diskussion.
Trotz dieser Fallstricke sei die Moderation einer Diskussionsrunde nichts, worum sich ein CIO drücken solle, schreibt Maryfran Johnson. Ob es nun um eine kleine Zweigniederlassung geht, eine Firmenbesprechung oder eine große CIO-Konferenz: Eine Runde zu leiten, biete die Chance, sein Netzwerk auszubauen und bessere Kontakte zu knüpfen als sonst an der Kaffeebar. Wer als Moderator einen guten Eindruck hinterlasse, verbessere nicht zuletzt auch seine Aufstiegschancen, betont Johnson.
*Christiane Pütter ist Journalistin aus München. Sie schreibt über IT, Business und Wissenschaft. Zu ihren Auftraggebern zählen neben CIO und Computerwoche mehrere Corporate-Publishing-Magazine, vor allem im Bereich Banken/Versicherungen.
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