FH St. Pölten präsentiert „Hands-On“ Medientechnologie

Ein "intelligenter" Handschuh, der mit der Umwelt kommuniziert, wird erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Auf der "Technosensual" können Besucher die interaktive Power des Handschuhs ausprobieren und so den neuesten Trend in der Modewelt hautnah erleben: die Kombination von Technologie und Mode - die "Wearables". [...]

Diese Kleidungsstücke sind mit elektronischen Komponenten wie Sensoren und LEDs ausgestattet und ermöglichen TrägerInnen bedarfsgerechte Zusatzfunktionen. Als einzige teilnehmende FH Österreichs zeigt die Fachhochschule St. Pölten dabei ihre Vorreiterrolle bei Entwicklung und Design dieser Technologien, die dort derzeit für konkrete Anwendungen zur Sicherheit von RadfahrerInnen weiterentwickelt werden.

Erwartungen an die Kleidung der Zukunft gehen über raffinierte Schnittführung hinaus – Kleidungsstücke sollen auch Bedürfnisse der TrägerInnen spüren und erfüllen. Nun haben FH-Prof. Dr. Frederick Baker und das Team des Instituts CreativeMedia/Technologies der FH St. Pölten in Kooperation mit der niederländischen Künstlerin Anouk Wipprecht und dem Robotiker Daniel Schatzmayr ein taktiles Kunstwerk geschaffen, das einen modischen Handschlag mit der Zukunft darstellt. Ein stilisierter Handschuh, der mittels Handbewegung interaktiv mit der Umgebung kommuniziert: „Nähert man sich mit der Hand dem Glove, ermöglicht dieser die Steuerung einer interaktiven Video-Installation“, erläutert Projektleiter Baker. Das Ausprobieren dieser Wearables-Technologie ist bei der Ausstellung „Technosensual. Where fashion meets technology“ bis 2. September 2012 im Wiener Museumsquartier möglich und erwünscht: „Wir wollten nicht einfach ein Ausstellungsobjekt, sondern eine Installation entwickeln. So kann das Publikum Forschungsergebnisse fühlen und erleben“, so der austro-britische Wissenschafter Baker.

Auch im Alltag könnten Wearables wie der High-Tech-Handschuh künftig zentrale Sicherheits- und Assistenzleistungen übernehmen. So arbeiten ForscherInnen am Institut für CreativeMedia/Technologies der FH St. Pölten an neuen Einsatzmöglichkeiten der Wearables-Technologie im Radverkehr. Tatsächlich stellen ja RadfahrerInnen eine besonders gefährdete Personengruppe im Straßenverkehr dar: Allein im Jahr 2011 nahmen die Unfälle mit Fahrrädern um 19 %, das entspricht 900 Personenschäden, zu. Das ForscherInnenteam um Jakob Doppler, MSc. konzipiert nun ein intelligentes Fahrrad-Outfit, das die Verkehrssicherheit entscheidend verbessern kann: „Eine Jacke kann künftig mittels integrierter Inertialsensorik den Bremsvorgang durch am Rücken getragene LEDs – für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer – sichtbar machen. Zusätzlich kann ein drahtlos dazu verbundener Handschuh – ohne dass die radfahrende Person die Hände vom Lenker nehmen muss – durch taktile Befehle ein Abbiegesignal weiterleiten“, erläutert Doppler.

Die Wearables-Technologie nutzt dabei einen Kommunikationskanal zwischen Mensch, Computer und Umwelt, der bei bestehenden Informations- und Kommunikationstechnologien bisher nicht ausreichend ausgeschöpft wurde: das große Repertoire der menschlichen Gestik. Um die intelligente Kommunikation mit dem Kontext der TrägerInnen zu ermöglichen, werden Wearables-Kleidungsstücke mit unauffällig eingebetteter Elektronik wie Beuge- und Drucksensoren, leitfähigem Faden und Kommunikationsschnittstellen sowie zur Energieversorgung mit Solarpanelen ausgestattet. Somit werden Steuerungsfunktionen ohne direkte Berührung möglich. „Ziel ist es“, so Doppler, „den Begriff Kleidung mittels Mikroelektronik zu erweitern, aber dennoch die Funktionalität und Stabilität der Kleidungsstücke zu erhalten.“ Die Einsatzmöglichkeiten sind mit den Bereichen Gesundheit, Wohnen und Arbeiten, Mobilität und Lifestyle breit gefächert.

Die Ausstellung „Technosensual. Where fashion meets technology“ findet im Rahmen der quartier21/MQ-Reihe „freiraum quartier21 INTERNATIONAL“ in Kooperation mit dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, der Niederländischen Botschaft in Österreich, der Mondriaan Foundation (NL) sowie weiteren PartnerInnen aus dem In- und Ausland statt. Alle Veranstaltungen werden bei freiem Eintritt angeboten.


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