Die FH Technikum Wien hat auf der Plattform www.technikum-crowd.at eine Crowdfunding-Kampagne (One of 1000) gestartet, um in Eigeninitiative zusätzliche technische Studienplätze an der Hochschule zu schaffen. [...]
Im Herbst 2018 musste die FH Technikum Wien über 1.000 qualifizierte Bewerber aufgrund fehlender öffentlich finanzierter Studienplätze abweisen. Dem steht ein dramatischer Mangel an technischen Fachkräften in der Industrie gegenüber. Trotzdem ist das Wachstum an Fachhochschulen gebremst – 2019 gibt es keine neuen öffentlich finanzierten Studienplätze.
Initiative gegen Verschwendung von Talenten
Die FH Technikum Wien zeigt nun Initiative gegen die Verschwendung von Talenten und startet die webbasierte Crowdfunding-Kampagne „One of 1000“, mit der zusätzliche technische Studienplätze finanziert werden. Gleichzeitig nimmt die Hochschule ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und weckt öffentliches Bewusstsein für die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage technischer Fachkräfte. Die FH Technikum Wien begibt sich damit in eine Vorreiterrolle – das webbasierte Crowdfunding-Projekt für mehr Studienplätze ist einzigartig in Europa.
Industrie mit an Bord
Mit der Crowdfunding-Kampagne sollen möglichst viele Einzelspender angesprochen werden. Selbstverständlich ist aber auch Unterstützung aus der Industrie gefragt. Lothar Roitner ist Geschäftsführer des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) und Präsident der FH Technikum Wien. In seiner Doppelrolle kennt er sowohl die Bedürfnisse der Industrie als auch der Fachhochschule: „Die FH Technikum Wien wurde vor 25 Jahren als Netzwerkpartner des FEEI gegründet, um dem Fachkräftemangel in der Industrie entgegenzuwirken. Seit ihrem Bestehen hat sie über 11.000 Absolventen hervorgebracht. Allerdings werden auch jedes Jahr mehr Beschäftigte in der Elektro- und Elektronikindustrie eingestellt bzw. gesucht. Daher ist der Fachkräftemangel noch immer eines der größten Probleme unserer Branche: Acht von zehn Industrieunternehmen leiden gegenwärtig unter Rekrutierungsproblemen in Technik, Produktion sowie Forschung und Entwicklung – von der Fachkraft bis zu Akademikern. Umso absurder ist es, dass die FH Technikum Wien im vergangenen Herbst über 1.000 qualifizierte Bewerber abweisen musste, weil es nicht genügend Studienplätze gegeben hat. Unter dieser Inkonsistenz leiden Unternehmen, (potenzielle) Studierende und am Ende auch die Wirtschaft. Denn ohne ausgebildete Arbeitskräfte wird Österreich in der Digitalisierung auf der Strecke bleiben. Deshalb fordert der FEEI die Schaffung von mindestens 30 Prozent mehr Ausbildungsplätzen an Hochschulen im technischen Sektor.“
„Die FH Technikum Wien ist eine der führenden Fachhochschulen Österreichs und hat auch einen sehr guten internationalen Ruf. Wir bei Siemens suchen Absolventen der MINT-Fächer, ganz besonders aus den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau, Robotik, sowie Experten für Edge Computing, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz. Diese Fachhochschulabgänger werden von der österreichischen Industrie dringend benötigt, um ihren erfolgreichen Weg in der Digitalisierung fortsetzen zu können. Daher haben wir uns entschlossen, die Kampagne „One of 1000“ zu unterstützen und einen Bachelor-Studienplatz im Studiengang Mechatronik/Robotik zu finanzieren. Wir schaffen damit einen zusätzlichen Ausbildungsplatz in diesem wichtigen Zukunftsfeld. Da uns bei Siemens Exzellenz ein Anliegen ist, widmen wir den Studienplatz dem besten Bewerber oder der besten Bewerberin im Rahmen des diesjährigen Aufnahmeverfahrens“, ergänzt Kurt Hofstädter, Director Digital Strategy, Siemens AG Österreich und stellvertretender Präsident der FH Technikum Wien.
Darüber hinaus haben bereits vor Kampagnenstart u.a. folgende Unternehmen zugesagt, in zusätzliche Studienplätze zu investieren: Schrack Seconet, ein Anbieter für Brandmelde-, Kommunikations- und Sicherheitssysteme; das weltweit tätige Mobilitäts- und Digitalisierungsunternehmen Kapsch Group, das innovative Softwareentwicklungs- und Technologieberatungs-Unternehmen iteratec und der Fachverband Metalltechnische Industrie.
Fachkräftemangel allgegenwärtig
Fehlende Fachkräfte beschäftigen aber nicht nur Konzerne – auch KMU und Startups leiden darunter. Janice Goodenough, CEO von HYDROGRID dazu: „HYDROGRID bietet eine vollautomatisierte IoT-Lösung zur Echtzeit -Steuerung von Wasserkraftwerken. Unser Team ist daher hoch-spezialisiert und wir brauchen laufend MINT-Absolventen, insbesondere in den Bereichen IT, Data Science und Elektrotechnik. Bis dato ist es uns zwar gelungen, über indirekte Kontakte hervorragende Kandidaten für unsere Sache zu begeistern, mittelfristig könnte aber der mangelnde ‚Nachwuchs‘ an Technik-Absolventen unser Wachstum gefährden. Daher begrüßen wir die Initiative der FH Technikum Wien sehr, auf diesem innovativen Weg zusätzliche Studienplätze zu schaffen.“ Hydrogrid wurde erst vor kurzem von Bundesministerin Margarethe Schramböck mit dem Staatspreis für Digitale Produkte und Lösungen für seine Software-as-a-Service-Lösung (SaaS) ausgezeichnet.
FH Technikum Wien – Pioniere heute wie damals
„Mit der webbasierten Crowdfunding-Kampagne gehen wir einen Weg, den vor uns noch niemand gegangen ist. Wir sammeln Spenden, um zusätzliche Studienplätze zu schaffen, und sammeln gleichzeitig erste Erfahrungen mit einer modernen, alternativen Finanzierungsform, die in Österreich noch nicht etabliert ist. Mit dieser digitalen Spendenmöglichkeit wollen wir insbesondere auch jüngere, technikaffine Menschen erreichen, die den Wert eines Studienplatzes und einer technischen Ausbildung zu schätzen wissen. Deshalb sprechen wir auch ganz gezielt unsere über 11.000 Absolventen an. Sie wissen, welche Türen sich für sie durch das Studium an der FH Technikum Wien geöffnet haben und wollen im besten Fall jungen Menschen die gleichen Chancen ermöglichen“, sagt Gabriele Költringer, Geschäftsführerin der FH Technikum Wien.
Mehrere Kampagnen geplant
„One of 1000“ läuft von Mai bis August 2019. Den Anfang machen die Kampagnen für Studienplätze der Studiengänge Mechatronik/Robotik und Urbane Erneuerbare Energietechnologien. Kampagnen für weitere Studienplätze mit Start noch in diesem Mai sind fix geplant. Die Studiengänge, für die gespendet werden kann, wurden aufgrund der Nachfrage von (potenziellen) Studierenden und Unternehmen ausgewählt. Grundlage für die Kampagnenziele ist die öffentliche Förderung für einen technischen Studienplatz an der FH Technikum Wien von 8.850 Euro im Jahr, also 26.550 Euro bis zum Abschluss eines Bachelor-Studiums. Die generierten Spenden fließen dabei zu 100 Prozent in die Finanzierung von Studienplätzen und sind steuerlich absetzbar. Spenden sind bereits ab 10 Euro auf der Plattform www.technikum-crowd.at möglich.
CONDA als technischer Partner
Daniel Horak, Absolvent der FH Technikum Wien und im Vorstand des Alumni Clubs aktiv, ist Gründer der Crowdinvesting-Plattform CONDA, die die aktuelle Crowdfunding-Kampagne mit einer White-Label-Plattform technisch ermöglicht. CONDA ist Österreichs größte Crowdinvesting-Plattform. Seit der Gründung im Jahr 2013 konnte das Unternehmen erfolgreich 106 Projekte mit mehr als 25 Millionen Euro finanzieren. Mittlerweile zählt CONDA über 30.000 internationale Investoren zu seiner Community.
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