Der Erfolg des Chatbots „ChatGPT“, der KI (künstliche Sprach-Intelligenz) einsetzt, hat einen gewaltigen Ansturm auf diese Technologie ausgelöst. [...]
Expert*innen sind sich sicher, dass der Einsatz von KI einen ähnlichen Einfluss auf die Industrie haben wird, wie einst Fließbänder und Elektrizität. An der FH Wiener Neustadt wird an praktischen Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft geforscht.
So werden Arbeitnehmende zukünftig entlastet und die signifikanten Ressourcen- und Energieeinsparungen führen zu einem geringeren ökologischen Fußabdruck.
KI ist in aller Munde und immer öfter kommen Maschinen mit großer Rechenleistung zum Einsatz, um komplexe Aufgaben zu lösen und die besten Entscheidungen zu treffen. In China machte jüngst eine milliardenschwere Softwarefirma einen weiblichen Roboter, ausgestattet mit künstlicher Intelligenz, zu ihrem CEO. Dabei handelte es sich freilich um einen Publicity-Stunt, da man zu Recht bezweifeln darf, dass „Tang Yu“ das Unternehmen ohne jegliche menschliche Kontrolle führt. Im Internet spekuliert man trotzdem schon, welche Berufsgruppen schon bald von KI ersetzt werden könnten.
An der Fachhochschule Wiener Neustadt forscht das Institut für Industrial Engineering und Management (IIEM) aber keineswegs am Ersatz für den Menschen, sondern an praktischen Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz in der produzierenden Industrie. „IntelliProPS“ soll Menschen entlasten, Prozesse optimieren sowie Zeit und Ressourcen sparen.
Wird künstliche Intelligenz den Menschen ersetzen?
„Der Mensch wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, weil die künstliche Intelligenz primär von ihm lernt. Es geht nicht darum Arbeitnehmende zu ersetzen, sondern diese bei komplexen Planungsaufgaben zu unterstützen und damit die Planungsgenauigkeit und Leistungsfähigkeit zu verbessern“, beruhigt Projektleiter Selim Erol.
Der Unterschied zu bisherigen KI-Forschungsprojekten im Bereich der Produktionswissenschaften besteht darin, dass man sich bei IntelliProPS nicht auf einzelne Anwendungen von starren, regelbasierten Algorithmen beschränkt, um Planungs- oder Steuerungsprobleme zu lösen.
„Diese Lösungsansätze fanden nur sehr bedingt Anwendung in der Praxis und sind im Allgemeinen nicht lernfähig – eine wichtige Eigenschaft von intelligenten Systemen. Wir gehen in diesem Projekt einen Schritt weiter und entwickeln selbstständig lernfähige Systeme. Durch den Fokus auf sehr variantenreiche Produktionsszenarien adressieren wir eine wichtige Zielgruppe der österreichischen Industrie“, erklärt der Experte.
Die Praxistauglichkeit dieser KI-Systeme soll dann mittels Demonstratoren in der Laborfabrik des IIEM demonstriert werden.
Kompetenzaufbau im Feld der KI
In dem dreijährigen Projekt geht es neben Forschungsergebnissen auch um den Kompetenzaufbau im Bereich der industriellen Anwendung künstlicher Intelligenz an der FHWN. So wird wissenschaftlich Mitarbeitenden im Rahmen dieses Projekts die Möglichkeit einer Dissertation angeboten.
Interessierte Studierende der Technikstudiengänge sind zudem von Anfang an in das Projekt eingebunden. Diese können somit erste Erfahrungen in diesem brandaktuellen und sehr wichtigen Themengebiet sammeln.
„Als Wirtschaftsingenieur ist es äußerst spannend und lehrreich, an diesem Projekt mitzuwirken. Es motiviert mich sehr, an der Entwicklung von innovativen Konzepten teilzuhaben, die nicht nur die Effizienz in der Produktion steigern, sondern auch die Erforschung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz vorantreiben. Durch diese Erfahrungen werde ich mein Fachwissen erweitern und einen wertvollen Beitrag zur Gestaltung der Zukunft der Produktion leisten können“, so Student Fabian Reisacher.
Große Verunsicherung
Aus einer Befragung von Unternehmen ist hervorgegangen, dass dort großes Interesse in Bezug auf die Verwendung von künstlicher Intelligenz besteht. Allerdings besteht hier auch immense Unsicherheit, was die Anwendung von KI in traditionell dem Menschen vorbehaltenen Tätigkeiten betrifft, wie beispielsweise in der Planung und Arbeitsvorbereitung.
Diese Verunsicherung lässt sich teilweise mit der mangelnden Verfügbarkeit von verlässlichen Daten, einer fehlenden Transparenz und Nachvollziehbarkeit von künstlicher Intelligenz erklären.
Die Ergebnisse dieses von der FFG (österreichischen Förderagentur für wirtschaftsnahe Forschung, Entwicklung und Innovation) und COIN (Cooperation & Innovation Aufbau FH – Forschung für die Wirtschaft) geförderten Forschungsprojekts sollen als Orientierungs- und Entscheidungshilfe für Unternehmen dienen, die in KI-Technologien investieren, mehr Finanzierungssicherheit haben und ihre Prozesse signifikant verbessern wollen.
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