Die speziell für Ärzte entwickelte App "Figure 1" ermöglicht den Austausch von Krankheitsbefunden, Röntgenbildern und Fotoaufnahmen, um genauere Diagnosen und erweiterte medizinische Informationen zum Befund einzuholen. [...]
Ähnlich wie die Foto- und Video-Sharing-App Instagram können nun schon über 150.000 Mediziner Bilder posten, kommentieren und mit ihrem Rat anderen Ärzten zur Seite stehen. Heikel in der Entwicklung ist jedoch das Eindringen in die Privatsphäre der Patienten. „Das Problem gerade bei einer Patienten-Einwilligung, zum Beispiel auch zur Verwendung personenbezogener Daten zu Forschungszwecken, besteht darin, dass ein ‚Informed Consent‘ vorliegen muss, der Betroffene umfangreich über beabsichtigte Datenverarbeitungsprozesse informiert wird und anschließend freiwillig seine Einwilligung gibt“, so der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext. Wegen dieser Problemlage wurde ein Algorithmus entwickelt, der Gesichter erkennt und automatisch ausblendet.
Seitdem Figure 1 von Union Square Ventures einen Zuschuss von etwa vier Mio. Dollar (rund 3,1 Mio. Euro) bekommen hat, hat sich die Zahl der registrierten Mediziner seit August 2014 auf über 150.000 verdoppelt. Die Entwicklung der App begann bereits im Sommer 2012, als Josh Landy die Smartphone-Nutzung von Ärzten genauer unter die Lupe nahm. Er bemerkte, dass Social Media das Verhalten in Krankenhäusern deutlich beeinflusste.
Zu der Zeit bestätigte auch eine Studie der Canadian Medical Association, dass etwa 96 Prozent der befragten Ärzte schon einmal auf Google nach Informationen gesucht hatten. Landys Motivation bestand schließlich darin, Ärzten eine moderierte Bühne in Form eines offenen, strukturierten Archivs zu geben. In diesem Rahmen wird allerdings auch betont, dass die App kein Ort für Selbstdiagnosen darstellt, sondern einen einzigartigen Fortschritt in der Medizin bewirken soll.
Heikel sind gesundheitsbezogene Apps wie Figure 1 aus rechtlicher Sicht immer. Deshalb wurde vom Entwicklerteam ein Algorithmus integriert, der die geposteten Bilder abscannt und anschließend erkannte Gesichter ausblendet. Alle Posts und Kommentare werden ebenfalls durchsucht und moderiert. Erscheint etwas zu sensationslustig oder in irgendeiner Form anstößig, wird es erst gar nicht veröffentlicht. Obwohl der Download von Figure 1 für jeden möglich ist, können auf der Plattform nur verifizierte Mediziner interagieren. (pte)
Be the first to comment