Eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney stellt Internetriesen eine schlechtes Zeugnis aus. Verbraucher fürchten, dass Google & Co bei den immer beliebter werdenden „Open Banking“-Transaktionen zu tiefe Einblicke in persönliche Finanzdaten erhalten. Laut Studienautor Achim Kaucic genießt dafür die Hausbank (noch) einen Vertrauensvorsprung. [...]
Das sogenannte „Open Banking“, also die Öffnung von Finanzdaten und Transaktionen für Drittanbieter, sorgt bei Verbrauchern für Kopfschmerzen. Laut der Studie „Open Banking Consumer Survey 2017“ von A.T. Kearney befürchten 64 Prozent, dass die Internetriesen wie Google, Facebook & Co. zu tiefe Einblicke in ihre Finanzen erhalten.
„Die Hausbanken genießen mit etwa 30 Prozent ein vergleichsweise hohes Vertrauen. An zweiter Stelle folgt – mit einigem Abstand, aber immer noch erstaunlich gut – PayPal mit rund 20 Prozent. Auf der anderen Seite des Spektrums liegen die so genannten „Digital Giants“: Apple, Google und Facebook. Weniger als vier Prozent der Befragten sind bereit, ihnen Zugriff auf ihre Daten zu gewähren“, so Kaucic, Principal bei A.T. Kearney. „Betrachtet man den Vorsprung des ebenfalls digitalen Dienstleisters Paypal, ist das allerdings nur eine Frage der Zeit“, erklärt Bilstein, Partner bei A.T. Kearney.
Große Mehrheit ist gegen Datenweitergabe
Grundsätzlich sind die befragten Verbraucher nur in geringem Maße bereit, den Banken und anderen Finanzdienstleistern die Nutzung von Transaktionsdaten zu erlauben. Gerade einmal 36 Prozent der Befragten sehen die Vorteile einer Weitergabe von Daten. Besonders kritisch sind im europäischen Vergleich die deutschen Konsumenten. Hinsichtlich der aktuellen Richtlinien in Deutschland zum Schutz ihrer Privatsphäre fühlen sich rund 40 Prozent unsicher. Das erklärt, warum beispielsweise in Großbritannien und in den Niederlanden doppelt so viele Befragte bereit sind, ihre Daten mit ihrer Hausbank zu teilen, wie in Deutschland. Einen noch schwierigeren Stand haben neue Banken beziehungsweise FinTechs: Nur ein Prozent der Befragten würde ihnen die Daten zur Verfügung stellen.
Das vergleichsweise höhere Vertrauen in die Banken macht sich auch in Bezug auf die Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre bemerkbar. Gefragt nach den Institutionen, welchen sie am ehesten Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre zutrauen, gaben etwa ein Drittel der Befragten an, dass dies bei den Banken der Fall sei.
Datenschutz ist in Österreich ein sensibles Thema
Österreichische Konsumenten wurden zwar keine befragt. Allerdings dürften laut Kaucic österreichische Ergebnisse von den deutschen kaum abweichen. Datenschutz sei für die Österreicher ein sehr sensibles Thema, was auch die aktuelle Debatte um die Weitergabe von Gesundheitsdaten für die Wissenschaft zeige. „Noch verfügen die Banken also über einen Vorteil, insbesondere, wenn sie die Hausbank sind. Diesen müssen sie rechtzeitig nutzen. Sie sollten sich überlegen, wie sie neue Dienstleistungen und Angebote schaffen können, die einen echten Mehrwert für ihre Kunden schaffen. Denn auch das zeigt unsere Studie: Mit den richtigen Anreizen sind die Befragten durchaus bereit, ihre Daten zu teilen“, so Kaucic. Die deutsche Kreditwirtschaft muss dringend neue Ertragsquellen erschließen und den Vertrauensvorsprung gegenüber neuen Wettbewerbern konsequent nutzen.
Für die Studie wurden von dem österreichischen Studienautor Achim Kaucic und dem deutschen Studienleiter Frank Bilstein mehr als 3.500 Konsumenten in mehreren europäischen Ländern befragt.
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