Fintech-Investitionen trotz Rückgang weiterhin attraktiv

Die weltweiten Investitionen in Fintechs sind 2016 im Vergleich zum Vorjahr um knapp die Hälfte ihres Werts gesunken: Wurden 2015 in Summe noch 46,7 Mrd. Dollar investiert, so kamen Fintechs im Jahr 2016 nur noch auf 24,7 Mrd. Dollar (1.076 Deals). Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle KPMG Studie "The Pulse of Fintech", die mit einem eigens entwickelten Verfahren die weltweiten Investitionen in diesem Start-up-Segment analysiert. [...]

Mit Fintechs sind jene Unternehmen gemeint, die durch technologische Lösungen die Finanzdienstleistungsbranche nachhaltig verändern. „2016 war ein herausforderndes Jahr auf dem Investitionsmarkt, nicht nur für Fintechs“, erklärt Michael Petritz, KPMG Tax Partner und Start-up-Experte. „Der Rückgang ist zum großen Teil der Unsicherheit geschuldet: Brexit, die US-Präsidentenwahl, starke Schwankungen der Wechselkurse – unter solchen Rahmenbedingungen agieren Investoren generell vorsichtiger.“ Besonders auffällig ist der Rückgang der Investitionen in Europa, wo die Summe des in Fintechs investierten Kapitals von 10,9 Mrd. Dollar (2015) auf nur noch 2,2 Mrd. gesunken ist. Auch die Zahl der Investments sank von 349 auf 318. 
Nach wie vor attraktiv
Fintechs aufgrund dieses Rückgangs als unattraktiv für Investoren zu bezeichnen, wäre aber falsch. „Fintechs werden auch zukünftig interessant für Investoren bleiben“, prognostiziert Victor Purtscher, KPMG Partner im Bereich Deal Advisory. „Denn: Die Investitionssummen bei Fintech-Deals waren zwar in Summe rückläufig, gleichzeitig zeigten aber Venture Capital-Investoren zunehmend Interesse am Fintech-Markt.“ Mit 13,6 Mrd. Dollar wurde in diesem Bereich 2016 weltweit mehr investiert als im Jahr 2015 (12,7 Mrd. Dollar). Außerdem sei 2015 laut Purtscher ein positives Ausnahmejahr gewesen.
Trends für die Zukunft
„Fintechs wurden 2016 stark von China beeinflusst – diese Tendenz wird auch für 2017 anhalten“, erklärt Petritz. „China ist sowohl hinsichtlich der Investitionshöhe als auch aufgrund der Anzahl der Deals zum Wachstumsmotor für Fintechs geworden.“ Generell gilt – so die KPMG Studie – Asien als der große Wachstumsmarkt für Fintech-Investitionen: Das Investitionsvolumen stieg im asiatischen Raum 2016 an, während Europa und die USA starke Rückgänge verzeichneten.
Eine deutliche Zunahme zeigten auch Investments in Start-ups aus dem Versicherungsbereich: 2016 floss mit knapp 1,2 Mrd. Dollar fast doppelt so viel Geld in sogenannte „Insurtechs“ wie noch im Jahr zuvor (590,2 Mio. Dollar). „Die Anwendung neuer Technologien wie Internet of Things und künstliche Intelligenz bei Banken und Versicherungen könnte für weitere Investitionen in Fintechs sorgen“, erklärt Jürgen Mellitzer, KPMG Partner im Bereich Management Consulting. „Da auch der Druck zu Neuerungen im Bankensektor, wie etwa durch die erweiterte EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD II, steigt, wird 2017 ein aufregendes Jahr für Fintechs.“

Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*