Fitbit Charge 5 im Alltagstest

Der Fitness-Tracker erhält ein schickeres Design mit Farb- und Always-On-Bildschirm. Google und Fitbit wollen mit dem Charge 5 einen großen Funktionen-Umfang bieten – vielleicht zu groß? [...]

Der Charge 5 (c) Fitbit/Google

Der Charge 5 ist das erste Wearable, das Fitbit und Google gemeinsam auf den Markt bringen, seit der Suchmaschinenkonzern Ende 2019 Fitbit für zwei Milliarden US-Dollar kaufte (PCtipp berichtete). Unter der Haube arbeitet nicht Googles Wear OS. In den Systeminfos des Trackers wird das eigene Betriebssystem nicht weiter spezifiziert; als App setzt man weiter auf jene von Fitbit.

Das Testexemplar kommt mit Tracker aus Softgold-Edelstahl und einem mondweißen Armband (S). Zudem gibts wieder ein Ersatzarmband, das für mich aber viel zu lang ist (L). Geliefert wird der Charge 5 nicht mehr mit Ladekralle, sondern mit einer magnetisch haltenden Ladevorrichtung.

Neues Ladegerät und neue Armband-Befestigung (c) cma/PCtipp.ch

Design und Display

Zunächst zum Design: Kam der Charge 4 (unser Test) noch eckig daher, sind die Kanten nun abgerundet und der Tracker kommt auch sonst eleganter daher. Meiner Meinung nach eine gute Entscheidung. Außerdem ist das Display auch deutlich verbessert worden: Beim Display bietet man nun Farbe (endlich!) und einen AMOLED-Bildschirm. Die Displaygröße beträgt 2,19 × 1,47 Zentimeter (H × B). Weniger schön: Durch das neue Tracker-Design und eine neue Befestigung der Armbänder passen die alten Armbänder nicht mehr.

Der Charge 5 wurde mit einem helleren und abgerundeterem Farb-Touchscreen ausgestattet (c) Fitbit

Etwas gewöhnungsbedürftig ist übrigens die Display-Aktivierung. Die automatische funktionierte nicht, egal wie oft oder heftig ich den Arm drehte. Bei der manuellen musste ich mit dem Finger regelrecht auf das Display draufhauen, damit es aktiv wurde. Schlussendlich bevorzugte ich die Always-on-Funktion, welche halt den Akku belastet. Durch die Wahl einer inaktiven Zeitspanne können Sie den Akku wieder etwas schonen.

Die Taste entfällt, dafür hat der Charge 5 auf beiden Seiten nun Sensoren. Wofür und wie diese verwendet werden, lesen Sie unter Fitness- und Gesundheitsfunktionen.

Smarte Benachrichtigungen

Falls Sie Ihr Smartphone gerne auf Stumm schalten: Wenn der Anrufton des Handys nicht an ist, werden eingehende Anrufe nicht auf den Tracker gesendet! Ausserdem werden App-Benachrichtigungen stumm gesendet, solange das Telefon auf Stumm geschaltet ist. Direkt via Tracker kann man Benachrichtigungen Öffnen, Archivieren oder Löschen.

Benachrichtigungen (c) cma/PCtipp.ch

In der Fitbit-App (via Konto/Charge 5/Allgemein/Mitteilungen) können Sie einerseits Anrufe aktivieren sowie auswählen, welche Textnachrichten (SMS), Kalenderveranstaltungen, E-Mails oder App-Benachrichtigungen (z.B. WhatsApp oder Threema) Ihnen mitgeteilt werden sollen. Hier sind auch die Quick Replies verortet, die kurzen Standard-Antworten für App-Mitteilungen. Es gibt nicht viele davon, Beispiele sind Ja, Nein, Klingt gut! Durch Überschreiben können sie individualisiert werden.

Akkulaufzeit

Zur Akkulaufzeit: Der Hersteller beschreibt diese wieder als eine Woche. Das kam nicht ganz hin. Bei normaler Helligkeit, ständiger Bluetooth-Verbindung, smarten Benachrichtigungen und Always-on-Display sowie mehreren (kurzen) Trainings (hauptsächlich Gehen) musste das Gerät nach 5 Tagen aufgeladen werden. Wer regelmäßig GPS-Tracking nutzt, muss mit weniger rechnen.

Fitness- und Gesundheitsfunktionen

Wie schon der Charge 4 misst der Nachfolger die (Aktiv-)Zonenminuten. Diese erfassen alle Aktivitäten, die Ihr Herz in Schwung bringen, basierend auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Shortcuts fürs Training (auf dem Tracker) haben Sie übrigens nur 6 zur Verfügung. Via App können Sie diese allerdings umstellen sowie andere Shortcuts auswählen. Wie das geht, ist in diesem Tipp erklärt.

Übrigens gibt es einen intelligenten Vibrations-Wecker. Damit weckt Sie der Tracker am Morgen in einer Leichtschlafphase.

SpO2 und EKG

Wie schon der Charge 4, verfügt auch der Charge 5 über einen SpO2-Sensor, der die voraussichtliche Sauerstoffabweichung im Blut misst. Dadurch kann man Hinweise auf Atemaussetzer (Schlafapnoe) während des Schlafs erhalten. Die Sauerstoffabweichung ist in der App ersichtlich. Schwankungen sind normal, aber bei «hohe Abweichungen» sollte man das mit einem Arzt genauer anschauen. Des Weiteren unterteilt der Tracker die Schlafdauer in Leichtschlaf-, Tiefschlaf- und REM-Schlafphasen (ebenfalls via App einsehbar).

Elektrokardiogramm (EKG) wäre ein tolles Feature, doch leider ist es auch am 22. Oktober 2021 noch nicht verfügbar. Laut Fitbit kommt diese EKG-App im November 2021. Auch der Tagesform-Index soll «in den nächsten Wochen» kommen.

EDA-Sensor

Die EDA-Scan-App (c) cma/PCtipp.ch

Neu ist der EDA-Sensor. Der EDA-Sensor misst die körperliche Reaktion auf Stress über winzige Veränderungen in den Schweißdrüsen der Finger. Dieser Sensor kam laut Fitbit erstmals vergangenen Herbst bei der Fitbit Sense zum Einsatz. Für die Messung hält man je einen Finger auf eine Seite des Fitnesstrackers. Wie Sie für die Messung konkret vorgehen, ist in diesem Tipp erklärt.

Hinweis: Ein EDA-Scan dauert (unglaubliche) drei Minuten, Sie benötigen somit etwas Zeit und Ruhe dafür. Die Finger-Haltung samt leichtem Druck für diese Zeitspanne fand ich recht unbequem.

Der Nachfolger des Charge 4 kommt mit der EDA-Sensor, um Stress zu messen, einem Tagesform-Index und einer Schätzung des eigenen Cardio-Fitness-Niveaus.

Fitness

Man kann ein Ziel wählen, wie häufig pro Woche man trainieren möchte. Nebst Aufzeichnungsübersicht mit zurückgelegten Kilometern, dem Schritt-Tempo, durchschnittlichem Herzschlag und Zonenminuten gibt es eine detailliertere Ansicht, in der z.B. unter Herzzonen nach Fettverbrennung oder Cardio aufgeschlüsselt sind.

Trainings-Details nach Aufzeichnung mit internem GPS (c) Screenshots/PCtipp.ch

Bei Tempo sieht man das niedrige, hohe oder durchschnittliche Schritt-Tempo. Ärgerlich: In der Android-Version der Fitbit-App sind diese Werte in der Legende teilweise überlappend dargestellt und somit nicht deutlich zu lesen.

Für Schwimmer: Es gibt auf dem Gerät eine Wassersperre. Dies wurde allerdings nicht ausprobiert.

Musik: Vermisst habe ich die Spotify-App, die es beim Charge 4 (Test) noch gab. Inhaber eines Spotify-Premium-Abos konnten mit dem Vorgänger Musik steuern und ihre Lieblingsmusik am Handgelenk markieren.

Was die Trainings-Aufzeichnung mit dem internen GPS des Trackers angeht – und ob sie nun funktioniert oder nicht –, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

Die Sache mit dem integrierten GPS

Der Charge 5 erhielt offenbar auch ein neues GPS-Modul. In mehreren Tests wird von massiven Problemen damit berichtet. Wer z.B. vor dem Joggen den Tracker jeweils stillhält, damit die Satellitensignale empfangen und analysiert werden können, für den gibts nicht so gute Nachrichten. Als ich dies das erste Mal versuchte, passierte: nix. Auf dem Display stand stets: GPS wird verbunden, aber es tat sich nichts.

Integriertes GPS verbunden (c) cma/PCtipp.ch

Falls dies bei Ihnen auch passiert, liegt das vermutlich (unter anderem) am eingestellten GPS-Modus des Trackers. Es gibt via Einstellungen drei mögliche GPS-Modi: dynamischintegriert und Telefonnummer. Bei dynamisch (Standard) stellt der Charge 5 zu Beginn eines Trainings den GPS-Typ ein. Nimmt man das Handy mit zum Joggen, verwendet der Tracker dessen GPS-Sensoren. Ist dies nicht mit dabei, wird das integrierte GPS des Trackers verwendet. Das vorhin beschriebene Verbindungsproblem bestand mit der Einstellung dynamisch. Als ich dies auf Integriert änderte, hat es bei mir im Test anschließend funktioniert.

Nach einem steilen Anstieg wurde nebst bereits zurückgelegten Kilometern und Geschwindigkeit auch angezeigt, dass ich nun ein paar Cardio-Punkte eingeheimst habe (c) cma/PCtipp.ch

Integriertes GPS verwendet die Sensoren des Charge 5, was die Batterielaufzeit verkürzt. Telefonnummer verwendet die GPS-Sensoren Ihres Telefons.

Berichte, dass der Tracker das Signal während einer Strecke immer wieder verliert, kann ich nicht bestätigen, aber ich war damit auch nicht joggend oder Velo-fahrend eine Stunde oder mehr unterwegs.

Bei kürzeren Strecken (Gehen) wurde die Strecke korrekt und ohne Unterbrüche aufgezeichnet (Modus: dynamisch, Handy auf Flugmodus oder nicht dabei).Alternativ kann man den Fitnesstracker natürlich via Bluetooth mit dem Smartphone koppeln und die Strecke über dessen GPS aufzeichnen, was problemlos funktioniert hat.

Die mit integriertem GPS aufgezeichnete Route (keine Unterbrüche) (c) cma/PCtipp.ch

Die Sache mit Fitbit-Premium

Wer einen Fitnesstracker kauft, erhält 6 Monate kostenlos eine Fitbit-Premium-Mitgliedschaft. Will man Services wie erweiterte Schlafanalyse, Programme mit Anleitung (z.B. Mehr schlafen), Gesundheitsbericht, Video-Workouts und Spiele und neue Wettkämpfe danach weiterhin nutzen, muss man 8,99 Euro monatlich oder rund 80 Euro jährlich bezahlen.

Und darauf spekulieren Fitbit und Google offenbar. Denn unter dem Tab Entdecken in der Fitbit-App (siehe Screenshot) sind sämtliche Angebote als «premium» ausgewiesen, was Trainingseinheiten für Nicht-Premium-Nutzer sehr unattraktiv macht. Wie das dann aussehen wird, wenn man in 6 Monaten nicht kostenpflichtig verlängern will, ist derzeit unklar. Eine Anfrage bei Fitbit ist noch hängig. Dass das Angebot kleiner ist, ist klar, aber ein kaum vorhandenes: Daumen runter.

Wer in 6 Monaten sein Fitbit-Premium-Abo nicht kostenpflichtig verlängern will: Was sieht man dann hier noch? (c) Screenshot/PCtipp.ch

Kaufberatung

Das getestete Modell in Mondweiß ist derzeit ab Fr. 145.75 zu haben, was für ein Fitbit-Gerät noch akzeptabel ist. Doch die schwarze Version kostet bereits Fr. 169.-. Das ist ziemlich teuer, und Tracker der Konkurrenz sind deutlich günstiger zu haben. Beispielsweise das Oppo Band (unser Test) wechselt für rund 50 Franken den Besitzer. Abstriche muss man beim integrierten GPS machen (nicht vorhanden). Das Oppo Band bietet 12 Workout-Modi, Schritte zählen und SpO2. Oder das etwas ältere Smart-Band Mi 4 von Xiaomi von 2019 (unser Test) ist mittlerweile für rund Fr. 27.– erhältlich.

Wer Smartwatches nicht abgeneigt ist, kann sich die Bluetooth-Version der aktuellen Galaxy Watch 4 von Samsung anschauen (unser Test). Diese ist ab Fr. 145.- zu haben.

Wer Premium-Features wie erweiterte Schlafanalyse, Programme mit Anleitung oder Gesundheitsbericht verwendet, der muss mit zusätzlichen Kosten von rund 80 Franken im Jahr rechnen.


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