„Flipd“: Handy-Sperre als Therapie für Süchtige

Die App "Flipd" sagt der Smartphone-Sucht den Kampf an. Nutzer können selbst bestimmen, wie lange ihr Handy außer Gefecht gesetzt werden soll. Für diesen Zeitraum erhält jede Person, die anruft oder eine Textnachricht schickt, eine automatisch generierte Antwort. Diese kann vom User unter mehreren Antwortmöglichkeiten ausgewählt oder selbst erstellt werden. Für Notfälle gibt es eine 60-sekündige Periode, in der das Handy genutzt werden kann. [...]

Flipd erscheint mir nicht wirklich effektiv: Da gibt man also ein, wie lange man sein Handy nicht nutzen möchte. Das wäre ja so, als ob sich der Alkoholsüchtige selbst entscheiden würde, wie viel er in der Flasche lassen soll, während er den Rest trinkt“, so Smartphone-Experte Lutz Herkner von Mobiwatch gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext. In Bezug auf den Einsatz von Eltern: Stelle man sich einmal vor, ein Elternteil würde den Nachwuchs mit einer Sperre konfrontieren. „Das führt doch unweigerlich zu endlosen Diskussionen à la ,nicht ausgerechnet heute‘ oder ,nicht ausgerechnet jetzt'“, erklärt Herkner.

Sinnvoller sei es, Zeitkontingente zuzuteilen. „Dass man sich also zum Beispiel zehn Minuten Telefonie jeden Tag einräumt, 20 Minuten Facebook, 30 Minuten Browsing für Nachrichten etc. So reglementiert man sich nicht so pauschal und rigoros wie mit Flipd, außerdem erlangt man dadurch ein Gespür für die eigene Nutzungsintensität“, führt der Fachmann aus. Hinsichtlich der elterlichen Kontrolle wisse der Nachwuchs von vornherein, was er an Kontingenten pro Tag habe und lerne, damit umzugehen. „Flipd scheint mir wenig geeignet, weder bei der Nutzung für sich selbst und erst recht nicht für andere“, resümiert Herkner.

Flipd kann aus dem Play Store heruntergeladen werden. Um die Anwendung zu nutzen, muss sich der User mit seinem Google- oder Facebook-Account registrieren. Anschließend erhält er oder sie eine Einführung in den Funktionsumfang der App. Im zentralen Menü kann nicht nur der „Flip Off“-Button betätigt, sondern auch eine automatische Antwort unter mehreren Möglichkeiten gewählt werden, die allen Anrufern sowie SMS-Schreibern übermittelt wird.

Sollte keine der vorhandenen Antwortmöglichkeiten den eigenen Vorstellungen entsprechen, lassen sich eigene Botschaften festlegen. Im nächsten Schritt muss der Nutzer bestimmen, wie lange sein Smartphone gesperrt werden soll. Dieser Zeitraum sollte wohlüberlegt sein, da er nachträglich nicht mehr geändert werden kann. Für Notfälle gibt es lediglich eine 60-sekündige Periode, während dieser das Smartphone genutzt werden kann. Davon lässt sich allerdings nur einmal Gebrauch machen. Zusätzlich steht es dem User frei, eine Anrufliste bestehend aus drei Personen für den Ernstfall zu erstellen. (pte)


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