Forensische Analyse realer Cyberangriffe deckt Taktiken der Angreifer auf

Sophos Active Adversary Report for Tech Leaders 2023: Detaillierte Untersuchung der vom Sophos Incident Response Team übernommen Fälle macht deutlich, dass Angreifer immer kürzer im infiltrierten Netzwerk verweilen, bevor sie ihre Attacke starten, sie zudem weniger als einen Tag benötigen, um auf das Active Directory zuzugreifen und die Mehrheit der Ransomware-Attacken außerhalb der Geschäftszeiten stattfinden [...]

Die Spezialisten haben herausgefunden, dass die durchschnittliche Verweildauer von Angreifern bei allen Angriffen von zehn auf acht Tage und bei Ransomware-Attacken auf fünf Tage gesunken ist. (c) Unsplash
Die Spezialisten haben herausgefunden, dass die durchschnittliche Verweildauer von Angreifern bei allen Angriffen von zehn auf acht Tage und bei Ransomware-Attacken auf fünf Tage gesunken ist. (c) Unsplash

Sophos veröffentlicht heute seinen Active Adversary Report for Tech Leaders 2023. Der Bericht gibt einen detaillierten Einblick in das Verhalten und die Tools von Angreifern im ersten Halbjahr 2023. Auf Basis der Analyse der von Sophos bearbeiteten Incident Response (IR)-Fälle von Januar bis Juli 2023 hat Sophos X-Ops herausgefunden, dass die durchschnittliche Verweildauer von Angreifern (Zeit vom Beginn eines Angriffs bis zu seiner Entdeckung) bei allen Angriffen von zehn auf acht Tage und bei Ransomware-Attacken auf fünf Tage gesunken ist. Im Vergleichszeitraum im Jahr 2022 sank die Verweildauer von 15 auf 10 Tage.

Hohe Gefahr für die Kronjuwelen eines Netzwerks

Sophos X-Ops fand außerdem heraus, dass Angreifer im Durchschnitt weniger als einen Tag – etwa 16 Stunden – benötigten, um das Active Directory (AD) zu erreichen. Das AD verwaltet in der Regel die Identitäten und den Zugriff auf Ressourcen in einem Unternehmen. Der Zugriff der Angreifer auf das AD bedeutet, dass sie die Privilegien in einem System erweitern und eine Vielzahl von schädlichen Aktivitäten durchführen können.

„Ein Angriff auf das Active Directory eines Unternehmens ist aus cyberkrimineller Sicht sinnvoll. Das AD ist in der Regel das leistungsstärkste und privilegierteste System im Netzwerk und bietet einen umfassenden Zugang zu weiteren Systemen, Anwendungen, Ressourcen und Daten, die Angreifer für ihre Angriffe ausnutzen können. Wenn ein Angreifer das Active Directory kontrolliert, kann er das gesamte Unternehmen kontrollieren. Dieses Eskalationspotential und der hohe Wiederherstellungsaufwand eines Active Directory sind die Gründe, warum es so gezielt angegriffen wird“, sagt John Shier, Field CTO bei Sophos.

Den Active-Directory-Server in der Angriffskette zu erreichen und die Kontrolle darüber zu erlangen, bietet Angreifern mehrere Vorteile. Sie können unbemerkt verweilen, um ihren nächsten Schritt zu planen. Sobald sie bereit sind, dringen sie ungehindert weiter in das Netzwerk des Opfers ein. Die vollständige Wiederherstellung einer kompromittierten Domäne kann ein langwieriger und mühsamer Prozess sein. Ein solcher Angriff beschädigt die Sicherheitsgrundlage, auf die sich die Infrastruktur eines Unternehmens stützt. Sehr oft bedeutet ein erfolgreicher AD-Angriff, dass ein Sicherheitsteam bei Null anfangen muss.

Ransomware: Kürzere Verweildauer und Angriffe außerhalb der Geschäftszeiten

Die Verweildauer bei Ransomware-Angriffen ist gesunken. In den analysierten IR-Fällen waren sie mit 69 Prozent die häufigste Angriffsart und die durchschnittliche Verweildauer betrug nur fünf Tage. Bei 81 Prozent der Ransomware-Angriffe wurde der endgültige Schadcode außerhalb der üblichen Arbeitszeiten gestartet. Von den Angriffen, die während der Geschäftszeiten ausgeführt wurden, fanden nur fünf an einem Wochentag statt.

Die Zahl der entdeckten Angriffe nahm im Verlauf einer Woche zu, vor allem bei der Untersuchung von Ransomware-Angriffen. Fast die Hälfte (43 Prozent) der Ransomware-Angriffe wurde entweder am Freitag oder am Samstag entdeckt.


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