Laut dem Österreichische Forschungs- und Technologiebericht 2024 (FT-Bericht) hat Österreich seine Position vom "Innovation Follower" zum "Strong Innovator" ausbauen können. Der Bericht ist im Auftrag des BMBWF und des BMAW entstanden und gibt einen Überblick über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation (FTI) in Österreich. [...]
Indikatoren für diese erfreuliche Entwicklung sind laut FT-Bericht 2024 die deutlich über dem EU-Schnitt liegenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die Erfolge von Forschern und Forscherinnen bei der Bewerbung um ERC-Grants und exzellente wissenschaftliche Publikationen im Gesundheitswesen.
Forschungsquote erreicht 2024 neuen Rekordwert
Laut Schätzung der Statistik Austria werden die F&E-Ausgaben in Österreich im Jahr 2024 insgesamt bei 16,64 Mrd. Euro liegen. Damit erreicht die Forschungsquote, das sind die F&E-Ausgaben als Anteil am BIP, einen neuen Rekordwert von 3,34 Prozent; 2023 lag sie bei 3,26 Prozent. Damit nimmt Österreich einen Spitzenplatz unter den EU-Ländern ein.
Der Bund finanziert im Jahr 2024 die F&E mit 4,62 Mrd. Euro, was 27,76 Prozent entspricht. Der Anteil der F&E-Finanzierung durch den Bund am BIP steigt demnach um 5,68 Prozent bzw. von 0,88 Prozent im Jahr 2023 auf 0,93 Prozent im Jahr 2024 und stärke damit Österreich als Standort für F&E und Innovation, so der Bericht.
Wie bisher wird auch im Jahr 2024 der größte Anteil der F&E-Finanzierung von einem starken Unternehmenssektor getragen. Die heimischen Unternehmen werden 7,42 Mrd. Euro finanzieren, was 44,59 Prozent der gesamten F&E-Finanzierung entspricht. Hinzu kommt die Finanzierung durch ausländische Unternehmen, die den größten Anteil der vom Ausland finanzierten F&E ausmacht, letztere in der Höhe von 2,59 Mrd. Euro bzw. 15,54 Prozent. Die Forschungsprämie wird vom BMF auf etwa eine Milliarde Euro im Jahr 2024 bzw. rund 6 Prozent der gesamten F&E-Finanzierung geschätzt.
Insgesamt positiver Trend bei FTI-Indikatoren
Bei den globalen Innovationsrankings fällt die Bilanz laut dem FT-Bericht 2024 je nach dem betrachteten Indikator unterschiedlich aus. Insgesamt wird aber ein leicht positiver Trend festgestellt. So konnte Österreich seine Position im European Innovation Scoreboard verbessern, und zwar um zwei Ränge auf Platz Sechs im Jahr 2023. Österreich könne damit als führender „Strong Innovator“ eingeordnet werden, hält der Bericht fest. Insbesondere bei den eingangs erwähnten FTI-Indikatoren „F&E-Ausgaben“, „ERC-Grants“ und „Exzellente wissenschaftliche Publikationen in den Life Sciences im Bereich Biochemistry, Genetics und Molecular Biology“ liege Österreich in der EU unter den besten Ländern.
Die Position Österreichs beim Anteil der F&E-Beschäftigten und beim Frauenanteil in der Forschung hat sich nicht verändert. Allerdings konnte Österreich seinen jeweiligen Anteil gegenüber dem Vorjahr steigern. So lag laut dem Bericht der Anteil der F&E-Beschäftigten an der Erwerbsbevölkerung beispielsweise erstmalig über 2 Prozent. Zudem habe Österreich seine Position bei den Wagniskapital-Investitionen in der EU um zwei Ränge auf Platz 15 verbessern können.
Vorreiter bei Patenten im Quantentechnikbereich
Eine deutliche Vorreiterrolle hat Österreich laut dem FT-Bericht bei den Patentanmeldungen im Bereich der Quantentechnologien und bei den wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der Quantenforschung. Österreich erreichte bei den Patentanmeldungen im Bereich der Quantentechnologien mit Platz Drei und bei den wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der Quantenforschung mit Platz Zwei in der EU. Hinsichtlich der ökologischen Nachhaltigkeit habe Österreich seine Position bei den relevanten Indikatoren bei der Nutzungsrate wiederverwertbarer Stoffe und bei der Ressourcenproduktivität verbessert.
Da Menschen mit einem Abschluss in den sogenannten MINT-Fächern(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wichtige zukünftige Fachkräfte in technologiebasierten Branchen seien, ist es ein positiver Faktor für die zukünftige Innovationsfähigkeit, wenn es viele Menschen mit solch einem Abschluss gibt. Österreich liegt derzeit hinsichtlich MINT-Absolventen und -Absolventinnen unter den EU-27 auf Rang Zwei.
Auf EU-Ebene zeigt sich laut dem Bericht , dass im dritten Jahr von Horizon Europe die in Österreich ansässigen Forschungseinrichtungen und aktiv Forschenden das europäische Rahmenprogramm für Forschung und Innovation weiterhin gut annehmen und eine sehr gute Performance vorweisen. Die Erfolgsquote liege über dem europäischen Durchschnitt, die Rückflüsse nach Österreich seien im Vergleich zu Horizon 2020 gestiegen, heißt es dazu. In den ersten drei Jahren des 2021 gestarteten Programms seien bereits Förderungen in der Höhe von knapp einer Milliarde Euro eingeworben worden, was 3,3 Prozent der seitens der Europäischen Kommission verteilten Mittel entspreche.
Stärkefeld Mikroelektronik
Der EU-Chips-Act zur Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen zur Stärkung des europäischen Halbleiterökosystems hat laut dem FT-Bericht für Österreich eine große Bedeutung. Österreich sei einer der florierenden Mikroelektronikstandorte in Europa und belegt EU-weit den vierten Platz bezüglich Wertschöpfung, Beschäftigung und Patentaktivitäten in diesem Bereich, und den dritten Platz bei privaten Investitionen sowie Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen der Unternehmen. Damit weise Österreich im EU-Vergleich den höchsten Anteil der Mikroelektronikproduktion an der Gesamtwertschöpfung, der Gesamtbeschäftigung und der unternehmerischen Forschung und Entwicklung auf. Dieses Stärkefeld werde daher seitens der Bundesregierung als Schwerpunkt der FTI-Politik forciert, hält der Bericht fest.
Schwerpunkt Life Scienes und Gesundheit
Einen Schwerpunkt des aktuellen FT-Berichts bilden die Themen Exzellenz und Innovation in den Bereichen Life Sciences und Gesundheit. Österreich habe hier deutliche Stärkefelder etwa in der Krebsforschung, der Präzisionsmedizin sowie bei Medizinprodukten. Erste Erkenntnisse der personalisierten medizinischen Versorgung seien bereits in der klinischen Praxis angekommen.
Laut Europäischer Kommission gehört die Biotechnologie zu den sechs „key enabling technologies“. Die Ereignisse der letzten Jahre, wie die COVID-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg hätten dabei die Abhängigkeit der Versorgung mit strategisch wichtigen Gütern von geopolitischen Beziehungen aufgezeigt, auch im Bereich der Life Sciences Industrie. Österreichs FTI-Politik habe laut FT-Bericht die strategische Relevanz des Themas schon seit langem erkannt und unterstützt neues Wissen, von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis hin zur Umsetzung in neue Produkte und Dienstleistungen.
Die Bedeutung der wissens- und forschungsintensiven Life Sciences ist weiter im Steigen begriffen. Die Bundesregierung setze daher auf breit angelegte Forschungsförderungsprogramme, die an den Maßstäben Exzellenz, Technologieoffenheit ausgerichtet sind, aber auch auf Maßnahmen wie die Forschungsprämie, um hier attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, führt der FT-Bericht weiter aus. Die Exzellenzinitiative fördere kooperative Spitzenforschungsprojekte und setze auf Stärkefelder in der Grundlagenforschung. Auch über den Fonds Zukunft Österreich seien gezielt Schwerpunkte in diesem strategisch wichtigen Bereich gesetzt worden. Hinzu kämen umfangreiche Investitionen in Forschungsinfrastrukturen und in die Lehre und Forschung an Hochschulen sowie in den Ausbau von zentralen außeruniversitären, exzellenten Forschungsinstitutionen.
Monitoring der FTI-Pakte
Wesentlicher Bestandteil des vorliegenden Berichts bildet das Monitoring der elf zentralen Forschungs- bzw. Forschungsförderungseinrichtungen, welches gemäß Forschungsfinanzierungsgesetz jährlich im Forschungs- und Technologiebericht zu erstellen ist. Im aktuellen Bericht wird erstmals auch die Entwicklung ausgewählter Indikatoren in den letzten fünf Jahren dargestellt. Die dreijährigen Förderperioden im Rahmen der FTI-Pakte ermögliche mehrjährige Finanzierungssicherheit und hätten einen stabilen und verlässlichen Rahmen für die FTI-Akteurinnen und -Akteure geschaffen, betonen die Verfasser und Verfasserinnen des Berichts.
Der Bericht kann hier als PDF heruntergeladen werden.
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